Serenissima

Serenissima

Rezensionen
1 - 5 von 1207
Serenissima vor 1 Tag 9 6
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
vom Zeitgeschehen unbelastet
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1910?) brachte das Haus Sauzé Fréres Parfum Paris diesen ganz speziellen Duft der Insel Zypern (denn nichts anderes heißt "Chypre") auf den Markt.
Wie viele unterschiedliche Menschen und Häute hat diese Komposition schon erfreut, was haben die mit diesem Duft geschmückten Menschen wohl alles erlebt?
Eine lange Zeit ist jedenfalls vergangen, bevor dieses herrliche Duftwesen über Ingrid und Theresa zu mir kam.
(Ich danke Euch, Ihr Lieben!)
Wie fühlte ich mich klein im Strom der Zeit, während „Chypre“ sich auf meiner Haut einrichtete und so wunderbar reich erblühte.

Ich war noch mit einer gewissen Respektbezeugung beschäftigt, als mich das von mir so geliebte Aroma von Eisenkraut erreichte: Verbenen gleich im Auftakt?
Nicht gerade üblich, aber wunderbar mit der Frische von Bergamotten und Zitronen korrespondierend: "Zitronenverbene ist doch eingegangen!", schoss mir erst einmal durch den Kopf, aber ich erinnerte mich an eine Tasse Kräutertee – gesagt, getan!
Das angenehme und warme Verbenen-Teearoma umschmeichelte mich und lieferte so das zusätzliche Geleit für die in prachtvoller Sinnlichkeit sich darbietenden Rosen- und Jasmindüfte.
Wie verstärken sich diese durch die Wärme der aromatischen Teedämpfe; wahrscheinlich näherte sich jetzt die Duftintensität der Kreation der vom Parfümeur erdachten.
(Für so kühlhäutige Menschen für mich wurde bestimmt noch nie ein Duft kreiert; hier fusche ich den Duftkünstlern immer großzügig ins Handwerk und manchmal kommen erstaunliche Duftkunstwerke heraus, die kaum noch Ähnlichkeit mit dem Ursprünglichen haben, aber auch recht reizvoll und sehr persönlich sein können!)
Natürlich darf bei einem Chypreduft auch Iris nicht fehlen; deren schlanke Gestalt erscheint auch bald, wie immer mit einer Puderquaste versehen, die sie hier aber nicht allzu schwungvoll einsetzt.
Nur ein Hauch von Irispuder über zahlreiche Jasmin- und Rosenblüzrm – wie anschmiegsam und sinnlich elegant!
Großzügig Eichenmoos muss sein, das bestimmt das „Gesetz der Chypre-Düfte“, das demnach genauso lange besteht wie diese Komposition.
Zedernholz, würzig mit leichtem Seidenschimmer und Moschus vervollständigen „Chypre“ auf angenehme, sehr tragbare Art.
Ein wenig Sandelholz, mit leisem animalischen Touch, täte dieser Mixtur gut; so bleibt die Erotik nur im unteren Bereich der Scala der sinnlichen Ausstrahlung.
Aber es braucht ja nicht immer das „klingende Spiel“, um Eindruck zu erwecken.
„Chypre“ von Sauzé gelingt es auf stilvolle Art auch so sehr gut.

Schon im Jahr 1910 konnte man so mittels einiger Tröpfchen „Chypre“ wunderbar subtil zum Ausdruck bringen:
„Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau“!
6 Antworten
Serenissima vor 2 Tagen 11 5
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8
Haltbarkeit
9
Duft
ein göttlicher Duft ...
Kennt man den Ruf von „Madame Carven“ (eine Geborene Carmen de Tomasso, die den Markennamen für 1945 für ihr Modehaus in hervorragender Pariser Lage schuf und erst 2015 im Alter von 105 Jahren in ihrem Pariser Stadthaus starb) oder hat über sie gelesen, dann wundert man sich, dass ein derart göttlicher Duft ihren Namen trägt.
Diese nur 1,55 große Frau war das, was im Bayrischen eine „Bissgurn“ genannt wird:
Sie ließ nicht nur – wie die ebenfalls nicht sehr große Helena Rubinstein und die als „harsch“ bezeichnete Mademoiselle Chanel – ihre Launen an ihren Mitarbeiterinnen aus; nein, „Madame“ ging auch häufig auf Kundinnen los, die ihr auf die Nerven gingen.
Ein wahrhaftig geschäftsschädigendes Verhalten, das auch nicht immer folgenlos blieb.

So wundert es, dass Jean Guichard, der in Grasse geborene Parfümeur, der im Jahr 2000 mit dem „Prix François Coty“ ausgezeichnet wurde, seiner wunderschönen Komposition diesen Namen verlieh.
Vielleicht nahm er an, dass die Zeit, das „Mäntelchen des Vergessens“ über Madames Launen legen würde.
Gut, lassen wir es da, denn dieser elegante Blumenchypre, von dem ich eine Abfüllung des Eau de Toilette erhalten habe, verführt selbst auf meiner kühlen Haut in seiner Schönheit in Gefilde des Genusses, dessen Zugang nur große Duftkünstler so gekonnt öffnen können.
„0815abc“, der ich hier noch einmal für die Abfüllung danke, schrieb mir: „Madame ist zum Sterben schön!“

Kokosnuss bleibt, wie häufig bei mir bei diesen Jahrgängen, auch hier völlig unscheinbar, dafür aber erstrahlen die Aromen von frisch-fruchtigen Bergamotten und reifen, süßen Pfirsichen, die gekonnt in ein Nest aus frischen grünen Blättern unter einem Schleier von Galbanharz gebettet wurden und so die Sinne öffnen für eine opulente Blütenpracht, die so zu der „Goldenen Zeit der Düfte“ Ende der siebziger bis weit in die achtziger Jahre hinein häufig zu finden war.
Deshalb kommen uns so viele Duftpyramiden auch bekannt vor.
Wie liebten wir diese vollmundigen blumigen Kreationen, auch wenn es natürlich unmöglich war, an allen schönen Blüten der Duftkunst zu nippen, sich an ihnen zu ergötzen.
Weshalb es eine besondere Freude, sie heute, selbst sehr viel reicher nicht nur an „Duft-Erfahrungen“ und bereit zur Hingabe, kennenzulernen.
Allein schon die Fülle der weißen, die Sinne berührenden Blüten von Jasmin und Tuberosen!
Auf ihrer betörenden Schönheit verströmen sich die blumig-würzigen Aromen von Nelken und Hyazinthen, an deren weiblichen Charme man sich zum Glück langsam wieder erinnert. Eine Dosis Puder-lastiger Iris und ein warmer, zart streichelnder Hauch der die Vanille ersetzenden Orchideen verfeinern diese Komposition, die mich entzückt, noch bevor sie auf ihrer reichen Basis gründet!
Vetiver und Patchouli sorgen hier für eine Tiefe, aus deren Dunkel würzige Rauchschleier von edlen Harzen wie Benzoe, Ambra und Moschus aufsteigen und sich im harmonischen Tanz miteinander verweben; auch Styrax mit der typischen Lakritznote blitzt hinter einem Vorhang aus Eichenmoos auf, wie es in diesem Reichtum in der Gegenwart nur noch selten verwendet wurde.
Allein schon das Wechselspiel der Duftnoten, von grüner fruchtiger Frische über sommerreiche Blütenpracht bis hin zur erdigen Tiefe, das sich auf der Haut vollzieht, ist ein Genuss.

„Madame de Carven“ stammt von einem Künstler, der sein Können geschickt in dieser Komposition, diesem Duftgemälde einsetzt und es uns so ermöglicht, jede Facette in voller Schönheit vom Entstehen bis zum Verlöschen erleben zu können.
Denn selbst als Eau de Toilette sorgt „Madame de Carven“ für genussvolles Erleben und Versinken in dieser opulenten Umarmung aus Duftnoten.

Und dass „Madame Carmen“ häufig nicht sehr freundlich war, vergessen wir in der Freude an Schönheit auch ganz schnell.
Das ist das Negative am vielen Lesen und einem sehr guten Gedächtnis‘:
Er lugt immer wieder ein kleiner Teufel ums Eck, der ruft: „Hallo! Da war doch was!“
(Mehr dieser kleinen Anekdoten, Klatsch und Tratsch der damaligen Zeit (u. a. um François Coty) stehen im ersten Band der Romanreihe "Die Douglas-Schwestern", in dem eine Reise in das Paris der Duftwelt einen guten Teil des Buches einnimmt.)
Ja, auch hier bei Madame de Carvens kurz angesprochener Biographie, beißt die Maus keinen Faden ab; es bleibt dabei: Nobody is perfect!

Der Duft "Madame de Carven" scheint der Perfektion aber doch recht nahe zu kommen.
Sei begrüßt, Göttliche, und begleite mich durch diesen Tag!
5 Antworten
Serenissima vor 11 Tagen 10 5
9
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8
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8
Haltbarkeit
8.5
Duft
was eine Miniatur erzählt
Roberto Capucci: Mein verkramtes Gedächtnis meinte, dies sei ein italienischer Modeschöpfer, der nach erfolgreichen Jahren in Paris nach Italien zurückkehrte.
Oder verwechselte ich ihn mit Emilio Pucci?
Oh, diese Italiener!
Aber mein Gedächtnis behielt doch wirklich recht: Roberto Capucci eröffnete 1961 in der Rue Cambon in Paris ein Atelier; einige Häuser weiter ist noch heute der Salon von Coco Chanel.
1968 kehrte er nach Rom zurück, wo er noch mit 94 Jahren eine führende Rolle in der Welt der Alta Moda spielt.
Die Katze lässt bekanntlich das Mausen nicht!

Und natürlich fehlt sein Name auch nicht in der Welt der Düfte: Seit den sechziger Jahren mischt er dort mit; nur gingen seine Duftschöpfungen an mir vorbei, ehe die liebe Theresa sie für uns entdeckte und auch ich von diesen Kompositionen verwöhnt werde.
„Parce Que!“, ein angenehm blumiger Grünling von 1961, an Morgenspaziergänge erinnernd, mit feinem Seifentouch, erfreute mich, war für mich aber ein bisschen zu grün.

Nun, das kann man von „Capucci de Capucci“ nicht sagen.
Natürlich ist es ein Parfum und entsprechend vollmundig, aber ein würziger, blumiger Chypreduft steht meinem Wesen als früherer „Blumen-Lady“ doch näher.
Auch hier könnte man beim Lesen der Duftpyramide sagen: „Den kenne ich!“, vergisst aber dabei, dass nicht nur die Duftnoten, sondern auch ihre Anordnung und Dosierung einen Duft ausmachen.

„Capucci de Capucci“ ist ein klassisches, dreisätziges italienisches Opus in einem wunderschönen Miniaturflacon, dessen Inhalt sich wohlduftend auf meiner Haut niederlässt und nach und nach seinen goldenen Zauber verbreitet.
Bergamotten, Zitronen und reife samthäutige Pfirsiche tummeln sich in würzigem Grün, das sich gern mit deren Aromen schmückt und zeitgemäß durch Aldehyde aufgepeppt wird.
Wären Duftnoten Farben, welch hübsches sommerliches Stillleben würde hier entstehen.
Das Bouquet aus Blüten spiegelt die Vielfalt eines Sommergartens wider oder wir versetzen uns gleich nach Grasse, wo all diese duftenden Schönheiten zur Inspiration der Parfümeure auf weiten Feldern zu finden sind.
Die Duftrosenfelder haben inzwischen das Land zurückerobert, zur Zeit der Entwicklung dieser Kreation waren sie bestimmt noch prachtvoller.
Die „Königin der Blumen“ bildet das Herz, den Mittelpunkt in überbordenden weißen Blütenaromen.
Ohne Tuberose, Jasmin und auch Christian Diors Liebling, dem Maiglöckchen ging damals nichts und auch heute wäre die Duftwelt ohne diese drei und ihre Wohlgerüche sehr nüchtern.
(Weshalb es wohl Roja Dove auch immer wieder dorthin zieht.)
Die zauberhaften Gartennelken, meist ein rosa Spitzenröckchen mit dem würzigen Aroma, feiern gerade wieder eine Renaissance; es hatte mir in vielen der neueren Kreationen schon gefehlt.
Ein bisschen rosa Spitze schmückt so manches Gewand und sei es auch aus Nelkenduft.
Ylang Ylangs hellgelbe Honigblütenranken lassen uns lächeln, auch wenn sie nicht zu den ganz so vornehmen Blütendamen gehören: Sie sind in ihrer Heiterkeit oft unentbehrlich!
Schön sind sie allemal und das auch hier in dieser opulenten Duftschöpfung und deren goldenen Tröpfchen.
Leder und Zibetkatze, Eichenmoos, Vetiver und Patchouli: Welch ein finaler Duftklang zeigt sich als animalisch, erdige Basis und ein holzig-würziger Rauchschleier, aus den Aromen von Zedernholz und Amber gewebt, legt sich gefällig über diese gesamte, sehr elegante Komposition.

Ach, waren das noch Zeiten, als uns diese großartigen und vollmundigen Kreationen noch Tag für Tag begleiteten; von Purismus sprach damals niemand!
Wir strahlten und leuchteten mit der farbenfrohen Mode um die Wette, als wäre der „Rote Teppich“ überall!
Hätte ich „Capucci de Capucci“ damals schon gekannt: Wir beide hätten diesen mit der "selbstverständlichen Leichtigkeit der besten Jahre“ geentert!
Aber ja doch!
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Serenissima vor 12 Tagen 9 6
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8
Haltbarkeit
7.5
Duft
Narcisse Noir - eine Dahlie?
Bisher kenne ich nur die Düfte dieser Marke aus dem vergangenen Jahrhundert in ihren „Kaktusfeigen“-Flacons.
Die mir bekannten haben mich durchweg begeistert, sie sind alle sehr tragbar und kleidsam, stilvoll und elegant.
Was werde ich nun mit der „jungen Generation“ des Hauses Caron erleben?

Um es vorwegzunehmen: Die ältere Komposition „Narcisse Noir“ kenne ich nicht, so kann ich ohne Vorurteile testen, was sich, einen dem modern gewandeten Flacon bewohnend, auf meiner Haut ausbreitet.
Aber natürlich beschäftigt mich auch eins: „Schwarze Narzisse“ – was ist denn das?
So modern oder selten kann diese Blume nicht sein, dass ich sie deshalb noch nie traf; also heißt es: Suchen!
Und siehe da: Die „Schwarze Narzisse“ ist eine dunkelblütige Dahlienart, auch „Kaktusdahlie“ genannt, wohl wegen ihrer spitz eingedrehten Blütenblätter, die wie Stacheln wirken.
So erklärt sich die herb-würzige Note, die mich im gekonnten Arrangement mit einem reifen Rosenduft begrüßt; umkränzt von Unmengen sinnlich berührender Jasminblüten mit großen goldenen Gesichtern, jeweils umstanden von fünf reinweißen Blütenblättern.
Diese weiße Pracht erstrahlt durch die gut dosierten Beigaben aus dem Hesperidengarten ganz besonders; nicht nur Orangenblüten, sondern auch Neroli und Petitgrain, beides Erzeugnisse des Pomeranzenbaumes und für mich immer besonders reizvolle Duftnoten, treffen hier auf diese Duftkaskade aus Jasmin: Zärtlich die Sinne streichelnd und mit der herben Würzigkeit des Entrées wunderbar harmonierend.
So passt auch die cremige Sandelholz-Animalik, in guter Balance mit Vetiver- und Moschusgaben ausgezeichnet.

Hier merkt man schon, dass der Parfümeur Jean Jacques, bevor er sich dem Duft hingab, Pianist war: Seine Komposition verfügt über eine herrlich schwingende Klangfülle.
Wie er diese Kunst im Haus Chanel umsetzen kann, wohin ihn sein Weg nach der Zeit bei Caron führte, wird sich zeigen, bei "Narcisse Noir" hat er für mich alles richtig gemacht.
Dafür bedanke ich mich!

„Narcisse Noir“ entwickelt sich bei mir ausgesprochen apart und tragbar, besonders durch seine herb-würzige Duftnote, so ganz ohne Widerhaken, Ecken und Kanten, wohl der Schwarzen Narzisse zu verdanken, die mir sehr entgegenkommt.
Diese Abfüllung wird deshalb auch nicht weiterreisen; die wenigen Resttropfen werde ich mit Vergnügen selbst benutzen und mich daran erfreuen.
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Serenissima vor 14 Tagen 11 7
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8.5
Duft
eine dieser charmante Damen im Duft
Inzwischen hat sich eine ausgesprochen schöne „Damenrunde“ bei mir versammelt:
Die charmante „Miss de Rauch“, der ich ja schon einen Beitrag widmete, „Madame de Carven“, von erlesener Schönheit, und „Michelle“, ebenfalls eine reife Duftkostbarkeit von Cristóbal Balenciaga.
Die beiden letztgenannten sind Jahrgang 1979, „Miss de Rauch“ noch elf Jahre älter: Alle drei erstrahlen (sogar auf meiner unterkühlten Haut), dass es eine reine Freude ist; jedenfalls für alle Liebhaber dieser opulenten Düfte.
Und ich bedanke mich bei den beiden lieben Duftfreundinnen, die mich mit ihnen durch reichhaltige Abfüllungen bekanntmachten.

Auch „Michelle“ kann ihre Wurzeln in dieser an Farben und Duftnoten so reichen Zeit nicht verleugnen.
Einen derartigen Duftreichtum fand ich bei den modernen Kompositionen nur noch bei vielen Roja-Düften, die mich ebenfalls durch ihre Opulenz und Ausgewogenheit bezauberten.
Obwohl klein und zierlich, liebe ich doch das Barocke in Düften; vielleicht sogar deshalb.

Das Bouquet aus klassischen Blüten, das hier ein herrlich duftendes Herz bildet, wird begrüßt vom Aroma reifer, süße und samthäutiger Pfirsiche, das ich erst im Laufe der letzten Monate so richtig lieben gelernt habe.
Eingebettet in duftendes Blattgrün strahlt die duftvolle Eleganz der Gardenienblüten.
Aldehyde dürfen natürlich nicht fehlen; das war ihre große Zeit.
Spätestens bei der Zusammenstellung der Blüten in der Herznote zeigt sich die Kunst eines großen Namens: Christobál Balengiaga, der Baske in Paris, gehörte damals zur Haute Couture und auch die Duftkreationen, die seinen Namen tragen, bestätigen das.
(Ich durfte dank Greenfan1701 schon einige testen; an dieser Stelle noch einmal vielen Dank dafür!)
Mit Françoise Caron als „Nase“, gebürtig in Grasse und so durch ihr Umfeld schon vorbelastet, traf er hier eine sehr gute Wahl.
Das zeigt sich auch in der Auswahl der Blüten: Schön und duftintensiv sind sie alle, aber keine darf dominieren, sie wirken als Ganzes.
So entsteht ein Blumenstrauß vom Feinsten, wie er in den Duftschöpfungen der achtziger Jahre häufig zu finden ist, aber in seiner Zusammenstellung mein „Nasenauge“ immer wieder entzückt.
Das ist bei Schönheiten wie den beiden Aroma reichen Weißblühern (Tuberose und Jasmin), edlen Rosen und würzigen Gartennelken bestimmt nicht so leicht, und auch Iris mit ihrer höchst eleganten Puderquaste und die Orchidee, als Wegbereiter der warmen, sinnlichen Vanille aus der Basis kommen großartig zur Geltung.
Die bereits erwähnte Vanille ist deutlich Benzoe-geharzt – großartig! - und dunkle Moospolster und Vetiver sorgen für erdige Tiefe; cremiges Sandelholz, entwickelt sich, wie häufig bei mir, etwas maskulin und animalisch und setzt so einen Dufthöhepunkt, bevor eine weiche Moschusdecke, in der sich deutlich wahrnehmbar bereits das Zibetkätzchen vergnügte und Spuren hinterließ, über diese gesamte, sehr duftintensive Kreation gelegt wird.
So entsteht ein üppiges Duftgewand, das mir auch heute noch immer wieder erstaunlich gut passt.

Auch bei „Michelle“ wurde an nichts gespart; dies zeigt sich auch in Sillage und Haltbarkeit, wobei letztere nicht übermäßig ist und das Duftwesen sich nach einer angemessenen gemeinsamen Zeit auf meiner doch recht kühlen Haut elegant und immer noch wunderschön verabschiedet.
(Schönheit muss bekanntlich nicht bis zum letzten Bisschen ausgereizt werden!)

Auch „Michelle“ gehört zu diesen zeitlosen charmanten Duftdamen, die immer noch entzücken.
Wie waren sie doch opulent ausgestattet, diese Kreationen der damaligen Zeit und mit welcher Freude und welchem Genuss begleiten sie mich noch heute, ohne dass ich mich verkleidet fühle.
Sie bringen stilvollen Luxus in durchgestylte, manchmal dadurch auch recht nüchterne Tage und schon allein deshalb möchte ich sie nicht missen.
Ich freue mich über jede dieser Duftschöpfungen, die mir damals entgangen sind und genieße bewusst und nicht selbstverständlich jeden Moment mit ihnen.

Selbstverständnis war damals in den achtziger Jahren, heute ist sinnliches Genießen dieser Kompositionen angesagt.
Und dank so lieber „Freunde im Duft“, die ich hier treffe, stehen mir noch viele dieser Augenblicke bevor.
Ihr alle seid großartig und sehr, sehr großzügig!
7 Antworten
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