Vetiver Paradise 2017

Robbenbingo
11.12.2022 - 15:53 Uhr
5
Sehr hilfreiche Rezension

Kaum Vetiver, aber sehr herrlich

Wer sich mit der Luxuslinie des Hauses Herrera, der sogenannten Confidential-kollektion, befasst, stößt auf Schönes. Wie auch von anderen Mainstream-marken bekannt, gibt es auch hier ein hochpreisigeres Portfolio, das ein bisschen mit der Exklusivität hausieren geht und sich zaghaft an die Nische kuschelt, ohne dabei aber die Gefälligkeit aus dem Blick zu verlieren. . Ich finde, in diesem Spannungsfeld lassen sich immer wieder gute Sachen finden. Naturidentisch oder mutig ist da meist nichts, aber oft trifft es einen etwas vernachlässigten Bereich zwischen zu plakativ synthetisch und zu verschroben indie. So ist „Gold Incense“, der Weihrauchduft dieser Reihe, vor allem ein angeharzter Vanillepudding, die Orange, „Orange Affair“, eher eine höchst schmeichelnde Mandellotion und der Safran „Saffron Lazuli“, für Puristen eher ein süßer Kompromiss. Das alles ist aber immer so nett gemacht, dass es oft einfach gut tut, gut riecht und gut ist. Schöner Fokus auf Tragbarkeit, ein bisschen was besonderes, aber nicht zu sehr. Ich sympathisiere damit.

Und der Vetiver? Der ist natürlich auch sehr poliert. Kein vornehmes, nussiges Grün, kein sprödes Knarzen. Es ist, als würde dieser Duft nur bestimmte Frequenzen des Vetiver-aromas an die Nase funken.
Zuerst geht es aber mit einer sanften Zitrusfrische los. Sie ist von einer smoothen, abgedunkelten Art. Führend ist die Pampelmuse, vielleicht noch im Verbund mit ruhiger Mandarine. Einen spitzen hellen Splash-effekt gibt‘s hier aber nicht. Die zitrischen Komponenten leiten ziemlich lässig in den Hauptteil über. Hier ist auch das enthalten, was am Ende wohl der Vetiver sein soll. Ein heller, holziggrüner Akkord, der ziemlich souverän gepflegt in der Abstrahlung ist. Gemischt mit einigen, ehrlich gesagt, schwer bestimmbaren Würznoten, sorgt der Duft nun für ein Wohlgefühl, wie man es von hochwertiger Kosmetik kennt. Fast hat er einen Touch von gutem Bade- oder Körperöl. Eine sehr abgerundete, wohlige Riecherfahrung. Die Duftaura gibt mir einen vitalen Wellness vibe. Die Zitrusmischung schickt auch hin und wieder ihre Strahlen runter ins Herz und die Basis, alles pegelt sich auf einem schmusigen Wohlfühllevel ein. Und da bleibt es auch, über einige Stunden und sehr konstant und verlässlich.
Auch wenn das hier wenig mit einem richtigen Vetiverduft zu tun hat, ist es eine Komposition, die mir Gutes gibt und meinem Umfeld wohl auch. Ich finde das alles sehr charmant. Leichtes Holz, leichtes Gewürz, leichtes Grün, leichtes Zitrus. Manchmal, eigentlich ziemlich oft, brauche ich gar nicht mehr.
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