Must de Cartier 1981 Parfum

Julieta
21.02.2022 - 14:30 Uhr
24
Top Rezension
9
Flakon
9
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

So muss der Himmel riechen

Und wenn er es nicht tut, wäre er gut beraten, sofort damit anzufangen! Es gibt Düfte, die ich sofort gemocht habe, es gibt solche, die sich langsam, aber stetig zu treuen Begleitern entwickelt haben – und dann gibt es sowas: heiße Liebe, sofort. Vintage-Mini erbeutet, den ersten Tropfen aufgetragen und vor Wonne fast in Ohnmacht gefallen.
Alles, einfach alles passt hier für mich. Der Start bittergrün durch das Galbanum, der Übergang zum Herz aus schwitzig-schwerem Jasmin und die unglaublich schöne Vanillebasis. Nicht mal der Neroli-Hauch, der mich immer mal wieder kurz anweht, stört mich hier, obwohl wir sonst überhaupt keine Freunde sind. Er passt da genau hin, zwischen all die süßen und schweren Noten.
Ich bin erstaunt, wie ein Duft so eine Hundertachtzig-Grad-Wende vom Start zur Basis machen und so gegensätzliche Noten vereinen kann, ohne je auseinanderzufallen oder unrund zu wirken. Wie er so schwer sein kann, ohne das kleinste bisschen zu erdrücken. So hocherotisch, ohne jemals ordinär zu wirken.
Ein Duft wie ein teurer Pelzmantel, ein seidenes Negligeé, ein wunderschönes Abendkleid, mit dem ich mich sofort mehrere Kategorien auf der Attraktivitätsskala nach oben befördert fühle.

Da ich in den Jahren, in denen Must wohl seinen größten Publikumserfolg gefeiert hat, noch zu klein war, um Parfum zu tragen, ist er seinerzeit an mir vorbeigegangen. Ich verbinde damit keine Erinnerungen an durchfeierte Nächte; wäre ich aber 10 oder 15 Jahre älter, wäre das garantiert mein Duft für die Jagd gewesen.
Must – schon der Name zieht mich an. Wie der Duft zu meiner Haut, passt der Name zu meinem Sein, alles intensiv und drängend und voller unbedingter Imperative, alles, was das Leben hergibt, in vollen Zügen zu genießen.

Ich kann nicht glauben, dass in all den Jahren, in denen ich immer mal wieder versucht habe, einen Duft zum Abwechseln mit meinem viele Jahre lang heißgeliebten und bis zum Abwinken getragenen Hypnotic Poison zu finden, nicht einziges Mal das Parfümerie-Personal darauf gekommen ist, mir Must zu empfehlen. Das wir uns erst jetzt kennenlernen dürfen. Aber besser spät als nie.
Jetzt bevorrate ich mich mit Minis, damit ich nie mehr ohne Must sein muss. Ergiebig genug sind die in dem Fall zum Glück allemal. Bei der Gelegenheit ist mir übrigens aufgefallen, dass sich das Parfum aus irgendeinem Grund getupft besser macht als gesprayt. Einen Mini habe ich in einen Zerstäuber umgefüllt, aber mir scheint, die Projektion ist nicht so bündig wie beim Auftragen in Tropfenform. Apropos Projektion: Die ist wunderbar. Kein Leisetreter, das würde dem Duft auch nicht stehen (mir übrigens auch nicht).
Ich habe Parfumo zu danken, dass Must und ich uns schlussendlich doch noch über den Weg gelaufen sind. Für mich der Himmel in einer Flasche und wie für mich gemacht.
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