09.12.2019 - 15:51 Uhr
Caligari
75 Rezensionen
Caligari
Top Rezension
43
Gegenentwüfe der Natur
18, 35, 47 (alles schon gehabt!) oder auch noch mehr Ingredienzien kann ein Parfümeur bei seiner Arbeit zusammenführen, um einen facettenreich, recht natürlich anmutenden Duft zu entwickeln. Wenn er dabei hochwertige Ausgangsstoffe verwendet, sein Handwerk versteht und er meinen Geschmack trifft, vermengt sich bei mir Wohlgefallen mit Faszination.
Neben diesen Düften anthropogenen Ursprungs vermag es bei mir nur eine natürliche Substanz gleiche Gefühle zu evozieren. Oud. Und zwar nicht DAS Oud. Es gibt nicht DAS Oud, auf dessen griffige Beschreibung einige im Forum immer wieder fragend hoffen! Der Duft von Oud hat für mich eine unfassbare Bandbreite. Und da ein breites Band ja bekanntlich eine Fläche ergibt, sollte man sich vom Gedanken verabschieden, die Unterschiede lägen im Eindimensionalen. Mit meiner bescheidenen Einsicht mutmaße ich, dass eher drei Dimensionen notwendig sind, um der Vielfalt, die unter dem Begriff ''Oud'' subsumiert wird, gerecht zu werden.
Nicht ohne Grund ist und war für viele beim Oud häufig die Verwunderung über den Unterschied zwischen künstlichem und natürlichem Material am größten. Und das nicht nur bei Anwendern, sondern auch bei Créateuren.
Oud kann für mich aber auch über den Status einer Ingredienzie nicht hinauskommen, wenn es unheimlich derb und/oder statisch ist. In dieser Form wäre es für mich persönlich nicht zur direkten Anwendung geeignet. Bisher habe ich erst ca. 15 bis 20 reine Ouds gerochen und dabei fünf bis sechs Hauptgruppen ausgemacht. "Dehn el Ood Mubarak" gehört für mich zur schönsten, weil verträglichsten und offensten Kategorie. Er funktioniert wie ein komplettes und auskomponiertes Parfüm.
Beginnend mit einer klaren, nicht animalischen, jedoch kräftigen Holzoudigkeit kämpfen sich langsam aber stetig mittelledrige Noten empor. Wir waren und sind dabei nicht in der prallen Sonne und auch nicht im feuchten Torf. Also weder ausgeblichen und trocken, noch dampfend schwarz. Die zähe (Im wörtlichen Sinn! - Auflösung am Ende des Textes.) Metamorphose wird von dunkel- nach mittelbraun vollzogen. Alles im Schatten bei angenehmen Temperaturen. Und erst nach vielen Stunden bekam ich die Bestätigung für das, was ich noch zuvor für einen billigen und unpassenden Vergleich eines anderen Benutzers hielt. Das Holz hat sich mittlerweile zum Fundament zurückgezogen, auf dem ein Teppich aus unbehandeltem, braunem, dickem, rohem und stumpfem Leder liegt. Und aus diesem sprossen nun die Belege für die hilflosen Erklärungsversuche. Birkensprösslinge und zarte Vetiverhalme. Beide kann man überhaupt erst ab diesem Wachstumsstadium erkennen. Und beide entwickeln sich im weiteren Verlauf noch zu stattlichen, holzigen, saftigen und harzigen Gewächsen. Erst jetzt vervollkommnet sich das Bild tatsächlich zum, vom anderen Tester bemühten Vergleich: Private Label von Jovoy. Ich möchte jedoch ausdrücklich den Begriff ''Vergleich'' betonen, ehe abweichende Assoziationen zu Klagen führen. Bei einer so gemächlichen und lang anhaltenden Entwicklung eines Duftöles sind es selbstverständlich immer nur Sequenzen, nie aber die gesamte Evolution, die Vergleiche mit anderen Parfüms zulassen. Am Ende liegt man dennoch mehr oder weniger im Bereich der DNA von Private Label, was den Verfasser dieser Zeilen natürlich überaus erfreut, thronte doch ausgerechnet dieses Parfüm über ein Jahr als Signaturduft über seiner Sammlung.
Oft war hier zu lesen, dass das Thema ''Oud'' schon längst out sei. Und ich kann es den Verfassern nicht verdenken. Wenn man heute (09.12.2019) "Oud" - und das Wort steckt ja auch in den Begriffen/Abwandlungen "Oudh" und "Aoud" - hier bei der Suche eingibt, erhält man 2.653 Treffer! Als verkaufsförderndes Schlagwort wurde es inflationär ge- und wohl zu oft auch missbraucht. Viele Düfte die einen dieser Begriffe im Namen tragen, haben überhaupt nichts mit den Ouds gemein, die ich bisher testen konnte. Obwohl ich selbst noch ein paar Parfüms dieser Marke habe, fällt mir hier spontan Montale ein, die eine Zeit lang gefühlt jedem ihrer Düfte ein "Aoud" voranstellten. Ich bin mittlerweile sehr misstrauisch wenn dieser Begriff im Produktnamen auftaucht, obwohl die Ingredienzie nicht wesentlicher Bestandteil des Duftes ist.
Quintessenz: Oud allein, als vollwertiges Parfüm? Das geht bei mir ohne Weiteres und ohne Zweifel.
Die Präsentation in einem Kristallflakon schätze ich bei solch edlen, hochkonzentrierten Tropfen im Allgemeinen sehr, wobei die hier vorliegende Außenhülle nicht zu 100 % meinen Geschmack trifft. Aber es gibt durchaus noch schlimmere Ausformungen. Der Deckel ist aufgeschraubt und beherbergt an der Unterseite einen Glasstab, mit dem das Öl appliziert wird. Besonders beim Wiedereinführen des Stabs sollte man ziemlich präzise vorgehen. Das Öl ist zähflüssig wie Honig und haften in entsprechender Schichtdicke am Stab. Wer die Öffnung nicht mittig trifft läuft also Gefahr, eine gewisse Menge, unwiederbringlich verloren, am Flakonrand abzustreifen. Die Haltbarkeit ist dramatisch!
Neben diesen Düften anthropogenen Ursprungs vermag es bei mir nur eine natürliche Substanz gleiche Gefühle zu evozieren. Oud. Und zwar nicht DAS Oud. Es gibt nicht DAS Oud, auf dessen griffige Beschreibung einige im Forum immer wieder fragend hoffen! Der Duft von Oud hat für mich eine unfassbare Bandbreite. Und da ein breites Band ja bekanntlich eine Fläche ergibt, sollte man sich vom Gedanken verabschieden, die Unterschiede lägen im Eindimensionalen. Mit meiner bescheidenen Einsicht mutmaße ich, dass eher drei Dimensionen notwendig sind, um der Vielfalt, die unter dem Begriff ''Oud'' subsumiert wird, gerecht zu werden.
Nicht ohne Grund ist und war für viele beim Oud häufig die Verwunderung über den Unterschied zwischen künstlichem und natürlichem Material am größten. Und das nicht nur bei Anwendern, sondern auch bei Créateuren.
Oud kann für mich aber auch über den Status einer Ingredienzie nicht hinauskommen, wenn es unheimlich derb und/oder statisch ist. In dieser Form wäre es für mich persönlich nicht zur direkten Anwendung geeignet. Bisher habe ich erst ca. 15 bis 20 reine Ouds gerochen und dabei fünf bis sechs Hauptgruppen ausgemacht. "Dehn el Ood Mubarak" gehört für mich zur schönsten, weil verträglichsten und offensten Kategorie. Er funktioniert wie ein komplettes und auskomponiertes Parfüm.
Beginnend mit einer klaren, nicht animalischen, jedoch kräftigen Holzoudigkeit kämpfen sich langsam aber stetig mittelledrige Noten empor. Wir waren und sind dabei nicht in der prallen Sonne und auch nicht im feuchten Torf. Also weder ausgeblichen und trocken, noch dampfend schwarz. Die zähe (Im wörtlichen Sinn! - Auflösung am Ende des Textes.) Metamorphose wird von dunkel- nach mittelbraun vollzogen. Alles im Schatten bei angenehmen Temperaturen. Und erst nach vielen Stunden bekam ich die Bestätigung für das, was ich noch zuvor für einen billigen und unpassenden Vergleich eines anderen Benutzers hielt. Das Holz hat sich mittlerweile zum Fundament zurückgezogen, auf dem ein Teppich aus unbehandeltem, braunem, dickem, rohem und stumpfem Leder liegt. Und aus diesem sprossen nun die Belege für die hilflosen Erklärungsversuche. Birkensprösslinge und zarte Vetiverhalme. Beide kann man überhaupt erst ab diesem Wachstumsstadium erkennen. Und beide entwickeln sich im weiteren Verlauf noch zu stattlichen, holzigen, saftigen und harzigen Gewächsen. Erst jetzt vervollkommnet sich das Bild tatsächlich zum, vom anderen Tester bemühten Vergleich: Private Label von Jovoy. Ich möchte jedoch ausdrücklich den Begriff ''Vergleich'' betonen, ehe abweichende Assoziationen zu Klagen führen. Bei einer so gemächlichen und lang anhaltenden Entwicklung eines Duftöles sind es selbstverständlich immer nur Sequenzen, nie aber die gesamte Evolution, die Vergleiche mit anderen Parfüms zulassen. Am Ende liegt man dennoch mehr oder weniger im Bereich der DNA von Private Label, was den Verfasser dieser Zeilen natürlich überaus erfreut, thronte doch ausgerechnet dieses Parfüm über ein Jahr als Signaturduft über seiner Sammlung.
Oft war hier zu lesen, dass das Thema ''Oud'' schon längst out sei. Und ich kann es den Verfassern nicht verdenken. Wenn man heute (09.12.2019) "Oud" - und das Wort steckt ja auch in den Begriffen/Abwandlungen "Oudh" und "Aoud" - hier bei der Suche eingibt, erhält man 2.653 Treffer! Als verkaufsförderndes Schlagwort wurde es inflationär ge- und wohl zu oft auch missbraucht. Viele Düfte die einen dieser Begriffe im Namen tragen, haben überhaupt nichts mit den Ouds gemein, die ich bisher testen konnte. Obwohl ich selbst noch ein paar Parfüms dieser Marke habe, fällt mir hier spontan Montale ein, die eine Zeit lang gefühlt jedem ihrer Düfte ein "Aoud" voranstellten. Ich bin mittlerweile sehr misstrauisch wenn dieser Begriff im Produktnamen auftaucht, obwohl die Ingredienzie nicht wesentlicher Bestandteil des Duftes ist.
Quintessenz: Oud allein, als vollwertiges Parfüm? Das geht bei mir ohne Weiteres und ohne Zweifel.
Die Präsentation in einem Kristallflakon schätze ich bei solch edlen, hochkonzentrierten Tropfen im Allgemeinen sehr, wobei die hier vorliegende Außenhülle nicht zu 100 % meinen Geschmack trifft. Aber es gibt durchaus noch schlimmere Ausformungen. Der Deckel ist aufgeschraubt und beherbergt an der Unterseite einen Glasstab, mit dem das Öl appliziert wird. Besonders beim Wiedereinführen des Stabs sollte man ziemlich präzise vorgehen. Das Öl ist zähflüssig wie Honig und haften in entsprechender Schichtdicke am Stab. Wer die Öffnung nicht mittig trifft läuft also Gefahr, eine gewisse Menge, unwiederbringlich verloren, am Flakonrand abzustreifen. Die Haltbarkeit ist dramatisch!
12 Antworten