Silver Mountain Water 1995

Oloroso
03.10.2013 - 03:58 Uhr
17
Top Rezension
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft

Understatement eines Könners

Es hat einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man sich die Beschreibungen zu diesem Duft anschaut. Einmal soll sich Olivier Creed von der Landschaft der französischen Pyrenäen, ein anderes Mal von der der Schweizer Alpen inspiriert haben lassen. Hierbei soll er selbst durch Wald und Wiesen gestreift sein, über Berge und durch Täler gewandert sein. Ein weiteres Mal wird die Inspiration seiner Neigung zum Skisport zugeschrieben. Nun, verbuchen wir dies mal wieder unter Marketing und Werbetrommel ... Es ist auch eine lustige Vorstellung, wie Creed von Stein zu Stein hüpfend einen Bach überquert oder kniend am Ufer desselben oder auf einer Wiese an Blumen und Kräutern riecht.

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Verkauft wird Silver Mountain Water als Eau de Parfum, wobei die Konzentration lediglich die eines Eau de Toilette ist. Dies ist bei den meisten Düften von Creed der Fall. Nepp? Nun, die Beurteilung überlasse ich jedem selbst. Für mich hat SMW ohnehin Cologne-Charakter und ist m.E. kein echtes EdT und natürlich keinesfalls ein EdP.

SMW gehört in die Familie der frischen, fruchtigen und holzigen Düfte, ich persönlich würde noch grün hinzufügen. Frisch-fruchtig-grün-holzig, in dieser Reihenfolge nehme ich den Duft wahr. Damit ist er ein eindeutiger Kandidat für den Frühling und Sommer.

SMW startet frisch und fruchtig mit der Bergamotte und Mandarine und trägt tatsächlich etwas sehr Sauberes, Reines und Klares in sich, womit der Name und seinem Bezug zur Vorstellung eines sauberen und klaren Gebirgsbaches oder -sees durchaus gerechtfertigt erscheint.
Kleiner Schönheitsfehler: Die Frucht erscheint überraschenderweise leicht synthetisch, was ich bei Creed bisher noch nicht wahrgenommen habe.
Der Auftakt verliert sich sehr schnell und die Entwicklung nimmt einen rasanten Verlauf, da Petitgrain und Sandelholz sehr schnell erscheinen. Die Basis, die säuerlich und leicht bitter riecht, verweilt dann aber doch länger, als man es nach diesem Auftakt hätte erwarten können.

Alles in allem vernehme ich bei SMW auch zarte Aspekte von Puder, eine leichte Seifigkeit, die sicherlich vom Moschus kommt und auch eine leicht bittere Note, für die ich das Galbanum verantwortlich mache. Der grüne Charakter bleibt dem Duft erhalten.

Alles sehr negativ? Nein, keineswegs!

Mir persönlich gefallen die genannten Aspekte. Der Cologne-Charakter, das säuerliche, leicht bittere Grün, die nur scheinbar einfache Komposition, die aber wesentlich komplexer ist.

Die Schönheit von SMW liegt daher in der nur scheinbaren Einfachheit und in der perfekten Abstimmung seiner Duftbausteine, denn dies ist die wahre Parfümkunst.

Manchmal ist weniger mehr, so auch bei diesem Duft, denn er wirkt wie das Understatement eines Könners.
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