Louka
05.08.2023 - 07:55 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
10
Haltbarkeit
9
Duft

imagine…

du bist in einer welt, an einem ort, an dem alle dualitäten aufgelöst sind. kein entweder-oder mehr, kein gut oder schlecht, kein maskulin oder feminin. und nein, auch kein kontinuum von… bis. das leben ist ein einziges unendliches kontinuum aus raum und zeit und liebe und freiem sein, spiralförmig wiederkehrend und immer wieder neu geboren.

und du kannst sehen, wie das, was früher maskulin und feminin genannt wurde, eins wird im ineinanderverschmelzen. das eine geht im anderen auf, löst sich darin, wird das andere und bleibt doch, was es war.

du kannst sehen und spüren, wie aus dieser verbindung neues entsteht, etwas, das beides beinhaltet und gleichzeitig weit darüber hinausgeht. es ist, als hätten das maskuline und das feminine ihre performance verändert im miteinander, nicht aber ihr wesen. sie sind als einzelne erahnbar im wir. doch es ist das wir, das zählt. das neue, das die grenzen des bisher gedachten_gewussten in sich zusammenfallen lässt. das sie so klein und bedeutungslos werden lässt wie menschen aus dem all betrachtet. die erde ist, was zählt, die ganzheit, das verwobensein.

alles in dir wird ruhig. atmet ein und atmet aus. nicht weniger als das.

***

dieser duft ist etwas völlig anderes, als das, was ich bisher erlebt habe.

beim versuch, einzelne noten zu riechen, gleiten sie mir weg wie ein stück seife in der dusche. und irgendwann entsteht das gefühl, dass nicht die einzelheiten wichtig sind sondern nur ihr zusammenspiel. nicht das sezieren sondern die synthese ist die kunst.

ja, mag sein, dass mich die beschreibung von david seth moltz auf der d.s.&durga-website beeinflusst hat. er beschreibt dort, wie er sich beim kreieren dieses signaturdufts an der indischen parfumkunst orientiert hat. er hat nicht, wie in europa üblich, die pflanzen/hölzer einzeln destilliert und danach als fertige destillate zu einem duft kombiniert. vielmehr hat er blüten, vetiver und safran zusammen mit sandelholz zu einer art „attar” (der indische begriff für diese art parfum, wie ich gelernt habe) destilliert.

und in diesem prozess scheinen sich die duftnoten völlig anders zu entwickeln. für meine nase jedenfalls.

ich finde den duft super kraftvoll, intensiv, präsent und longlasting. der geht nicht an jedem tag, wirklich nicht. nur dann, wenn man sich stark genug fühlt dafür. oder zart genug? oder sind diese unterscheidungen wirklich nicht mehr wichtig?

die blüten sind – an einem solchen however-besonderen tag – gerade so nicht too much für mich. eher so, dass sie oud und vetiver zärtlicher machen, feinzeichnen, während letztere den blüten gerade so viel einhalt gebieten, dass sie nicht alles platt- und den kopf dizzy machen.

der duft wirkt auf mich insgesamt tiefdunkelholzig, warm, rau und würzig, blütensüß und doch nicht süß, schwer und doch nicht schwer (sommertauglich!). und, um mich völlig in widersprüchen zu verlieren: für mich hat er was cleanes, straightes, ehrliches.

bei schwere und vielblütigem (rose vor allem und lotus!) bin ich normalerweise sehr schnell raus. d.s. hingegen hat mich erwischt. wie auch immer er das macht.
5 Antworten