Deep Dark Vanilla 2023

Louka
01.12.2023 - 02:01 Uhr
7
8
Haltbarkeit
9
Duft

ankommen in der dunklen tiefe der erde.

der schnee knirscht laut unter deinen stiefeln, die tannen tragen schwer an ihrer winterlast. die letzten tage hat es ununterbrochen geschneit und eine weiße decke breitet sich aus, die alles in sanftes schweigen hüllt.

du bist erleichtert, die menschen, die gerade bei valentins beerdigung waren, hinter dir gelassen zu haben. allein zu sein mit dir und deinem wunden herz. er fehlt dir sehr. valentin. sein lächeln, seine ernsthaftigkeit und die wunderbare, liebevolle offenheit, mit der er allem menschlichen begegnet ist.

der spaziergang in der klaren, kalten winterluft tut dir gut, erdet dich. mit der heraufziehenden dämmerung durchdringt die kälte allmählich deine kleidung und lässt dich frösteln. jetzt schnell nach hause und einkuscheln.

nach ein paar schritten gelangst du zu einer lichtung, die du hier noch nie gesehen hast, eine kleine holzhütte schmiegt sich an ihren rand. rauch steigt aus dem kamin auf, kleine fenster leuchten in warmem licht. eine sehr alte frau steht in der türschwelle und winkt dich zu ihr her. ohne dass du weißt, warum, folgst du ihrer einladung und trittst in ihre hütte ein.

das innere fühlt sich vertraut an, und gleichzeitig seltsam diffus, wie ein unbestimmmter traum, eine andere welt, in der nichts irdisches mehr von bedeutung ist. irgendwo knistert ein feuer, sein flackernder schein erfüllt dich mit wärme.

die alte frau, in einen orangefarbenen umhang gehüllt, geht in die mitte des raums, öffnet schweigend eine luke im boden und sieht dich auffordernd an. ohne jedes zögern steigst durch die luke, hinab ins erdreich. dunkelheit umfängt dich.

du spürst, wie du allmählich beginnst, sanft hinab zu sinken. traumgleich. weit in der ferne gedanken – was tu ich hier? – ohne bedeutung. tiefer und tiefer sinkst du in die erde, sicher getragen von der dunkelheit, die dich umgibt.

irgendwann, zeit spielt keine rolle hier unten, kommst du an. eine kleine höhle öffnet sich um dich herum. du sitzt im kreis mit dir unbekannten menschen, alle schweigend. und nackt. du nimmst es ungerührt zur kenntnis.

du weißt: du bist hier genau richtig, du bist bei dir. mit allem, was dich ausmacht. trauer, freude, schmerz, liebe, einsamkeit, verbundenheit, mut und angst… alles ist da, kompromisslos klar, ehrlich und auf wohltuende, befreiende art unbequem.

du atmest tief ein, die wärme eines entfernten glühens breitet sich wohlig in dir aus. alles ist gut.

***

deep dark vanilla ist ein echter, ehrlicher, geradliniger d.s. & durga. zum ersten mal habe ich das gefühl, die dna des hauses im duft wiederzuerkennen.

bei mir startet er für sehr kurze zeit frisch und hell-würzig, harzig fast. und dann walzt sich mit voller wucht ein zutiefst authentisches patchouli ins bild. genau so duftet das ätherische öl, wenn es hochwertig und natürlich ist. trocken-erdig, dunkel, rau bis hin zur schärfe. und wie patchouli das so tut: es bleibt die gesamte zeit über sehr präsent. einmal da – nicht mehr wegzukriegen;)
ja, auch holziges ist wahrnehmbar, auch eine grüne pflanzenstengel-note, die dem duft ihre aufrichtung schenkt. vor allem aber eines: patchouli.

sehr kurze zeit nach dem auftakt gesellt sich eine wundervoll klare vanille dazu. nein, nicht die keksteig-sorte, wirklich nicht. eine reine, warm-würzige vanille, die sich auf die raue präsenz des patchouli legt, sie ein bisschen wärmer macht, fast will ich sagen weich. aber nein, weich ist der duft nun wirklich nicht.

er ist stockdunkel und tieftieftief, ganz wie der name verspricht. sind zypressen nicht tiefwurzler?

und er ist weit entfernt davon, süß zu sein, nicht mal im ansatz. eine grünwürzige, raue erdschönheit, die keine angst vor ehrlichkeit hat. kein süßweicher schleier, der sich über die harte realität legen muss.

völlig anders als zb Room 64 Eau de Parfum, der trotz der wundervollen birkenholz-tabak-patchouli-noten super weich ist. oder Memoirs Of A Trespasser, den ich sehr mag, der für mich jedoch ein duft zum einkuscheln ist, wenn ich mich zu zart fühle für die welt da draußen. der für mich ohne den rauch nicht tragbar wäre, weil so weich und süß und muckelig. außerdem ist er super künstlich in meiner nase – auch in dieser hinsicht das gegenteil dieses d.s. & durga-dufts.

ich habe deep dark vanilla zum ersten mal bei wärmeren temperaturen getestet, da hat er mich überfordert, war mir sehr anstrengend. für mich geht er nur im winter, maximal 10°c. vielleicht sogar nur bei schnee?

ich mag ihn. heute trage ich die vorletzten spritzerlein aus meinem sample, weil mir nach wärme ist, nach einem sicheren, stärkenden eingehüllt-sein, aber auf steinbock-art (astrologisch gesprochen): ohne schnickschnack, ohne überraschungen, ohne weichzeichner.

so wie die zärtliche, unerbittliche heilkraft der erde, die uns trägt und aufrecht hält.
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