J'adore

J'adore 1999 Eau de Parfum

Palonera
15.11.2012 - 11:43 Uhr
21
Top Rezension
10
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
3
Duft

Kapitulation

Ich weiß es wohl: Man soll nie allein nach dem Äußeren gehen, innere Werte sind wichtiger als der optische Eindruck.
Und dennoch: Daß "J'adore" vor nunmehr dreizehn Jahren bei mir eingezogen ist, war einzig und allein dem wunderschönen Flacon zu verdanken, einer optischen wie haptischen Liebe auf den ersten Blick.
Der Ästhetik seiner weichen Rundung, seines langgestreckten goldgeriffelten und glasperlengekrönten Verschlusses konnte ich mich unmöglich widersetzen – und in diesem sehr besonderen Fall war der Inhalt mir wirklich nahezu gleichgültig.
Aber nur fast, denn ein reines Dekorationsobjekt sollte ein Parfumflacon in meiner Sammlung nicht sein.

Meist ist es so, daß mich ein Duft deutlich mehr beeindruckt und begeistert als seine "häusliche Umgebung", und manchmal gehen Duft und Flacon für mich eine perfekte Verbindung ein.
"J'adore" ist einer der ganz wenigen Fälle, in denen mir der Inhalt eines Flacons deutlich weniger zusagt.
Der Duft beginnt auf meiner Haut geradezu explosionsartig – ich stürze in ein olfaktorisches Meer betäubend duftender Blüten, aus denen sich sofort eine geradezu aggressive Rose herausarbeitet und von aldehydischer Seifigkeit getragen wird.
Das ist, man verzeihe mir, keine schöne, strahlende, opulente Rose – sie sticht mir in die Nase, drückt mir auf den Magen und schlägt leider auch den Liebsten in die Flucht.
"J'adore" läßt sich von mir nicht anbeten – der Duft beansprucht allen Raum um sich und mich herum, tritt überaus bestimmt auf und erlaubt kein "Überriechen", gewährt keine Atempause.
Stunde um Stunde um Stunde verbringen wir miteinander in nicht nachlassender Intensität, die mein körperliches und inzwischen auch seelisches Wohlbefinden zunehmend beeinträchtigt.
"Ist er zu stark, bist Du zu schwach."
In diesem Fall streiche ich nach dreizehn Jahren endgültig die Segel und werde für den noch immer wunderschönen Flacon wohl doch besser ein neues Zuhause suchen, dessen Bewohnerin seinen Inhalt besser zu würdigen weiß als ich.
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