Miss Dior Le Parfum 2012

Herbsttraum
11.07.2022 - 08:19 Uhr
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Das kleine (aber eindeutig erwachsene) Mädchen meiner Oma

Miss Dior - das erste teure....ja für mich hat sich das so angefühlt...Parfüm, dass mir geschenkt wurde. Es war mein 18. Geburtstag und auf meinem Gabentisch stand das kritisch begutachtete Geschenk von meiner Oma. Damit ihr meine Assoziation mit diesem Duft ein bisschen besser nachvollziehen könnt, möchte ich euch meine Oma ein bisschen näher bringen.

Meine Oma ist adliger Herkunft und eine von unzähligen Geschwistern. Sie machte Abitur, lernte Ballett, reiten und Klavier. Eine abgehobene Frau könnte man sagen, doch da täuscht man sich.
Meine Oma ist trotz ihrer edlen und rigiden Hülle ein Spielkind. Mit gemachten Nägeln und Haaren nahm sie mich häufig mit in den naheliegenden Wald. Sie zeigte mir Häuser von kleinen Feen und Zwergen, kleine Trampelpfade zu verwunschenen Seen und einige Spiele, um einem kleinen Mädchen das Laufen schmackhaft zu machen. Einmal berichtete mir meine Oma, dass sie auf Knien grabbelnd in einen Wurfkessel (Wildschwein-Nest) geraten sei.Trotz dieser verrückten Abenteuer und kreativen Gedanken findet man sie meist an ihrem Nähtisch oder in der Küche. Aus dem Radio tönt "Radio Classique". Andere Musik ist schließlich albern. Und ihr Signature-Duft ist Chanel No. 5.
Egal welches Klischee ihr von diesem Duft habt...ich vermute es trifft auf meine Oma zu. Mitten im Nirgendwo von Südfrankreich. In einem Dorf mit unter 10 Bewohner_innen. Eine Frau, die über den gesamten Tag hinweg vielleicht 3 Personen begegnen wird, mit Lockenwicklern in den Haaren und rotem Lippenstift - meine Omi. Spätenstens ab 10 Uhr sitzt die Frisur, bis die Haare am nächsten Tag wieder kunstvoll in Lockenwickler gepackt werden.

Ihr 18. Geburtstagsgeschenk für mich war Miss Dior - le parfum. Und als ich das Parfüm sprühte roch alles nach meiner Oma... also natürlich nicht wirklich, aber irgendwie schon.
Bis heute versuche ich meine Assoziation von meiner Oma und ihrem Signature-Duft zu lösen.
Ob es mir ein wenig gelungen ist? Nein! Wird es mir jemals gelingen? Ich bezweifle es!

Doch wie riecht es für mich?
Nach meiner Oma...haha...okay, okay...ich versuche es nochmal.
Es riecht vorallem süß...aber pudrigsüß..so wie das Chanel-Puder meiner O..sorry verschluckt.
Pudrigsüß! Nach Rose?? Meine Oma hat einen Rosengarten...ach maan!
Ja doch, natürlich etwas nach Rose...aber eher so wie Rosenwasser vom türkischen Laden.
Pudrigsüßes Rosenwasser...mit mystischer Tiefe aus Patchouli, Amber und Vanille. Die zitrischen Noten rieche ich kaum...eigentlich nicht.

Wann trage ich Miss Dior?
Ja natürlich zu Anlässen, die die Persönlichkeit meiner Oma widerspiegeln. Für Musicals, Opern und ja auch zu Weihnachten, wenn sich alle rausputzen, in die Kirche gehen und der ganze Tisch mit dunklen Soßen, Beilagen und stundenlang bearbeitetem Fleisch gefüllt ist.
Ich trage diesen Duft super selten. Ich habe diesen Duft bereits 6 Jahre und ich erinnere mich an jeden einzelnen Tag, an dem ich ihn trug.

Wie empfinde ich Miss Dior getragen und wie fühle ich mich damit?
Ich empfinde den Duft als sehr stark. Lange Haltbarkeit und breite, raumfüllende Sillage. 2 Sprüher genügen mir vollkommen...vielleicht auch, weil ich das Gefühl habe in diesen Duft noch rein wachsen zu müssen. Ich fühle mich edel, ja adlig, französisch, musikalisch, kreativ und auch ein bisschen ungreifbar... eben so wie das kleine (aber eindeutig erwachsene) Mädchen meiner Oma.
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