Versailles 1780 2017

Smellie13
22.02.2019 - 10:45 Uhr
17
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Himmelsduft

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es so viele verschiedene Parfums wie Sterne am Himmel gibt. Nie kannst du alle kennen, immer wieder gibt es Neues zu entdecken und manchmal kommt dir völlig unerwartet ein neuer Duft oder eine neue Marke sternschnuppenartig unter die Nase gepurzelt.
So aktuell geschehen mit Dorin. Durch eine liebe Parfumofreundin tauchte diese Marke plötzlich auf meinem Dufthorizont auf.
Der Name des Duftes verweist auf die Ursprünge von Dorin. Das ehemalige Traditionshaus wurde nämlich 1780 von Marie-Antoinette zum offiziellen Hoflieferant für Make-Up, Puder und Düfte ernannt.
„Versailles 1780“ startet mit einer herb-bitteren Bergamotte-Note, die aber sogleich von einer Melange aus Mandeln und Veilchen abgelöst wird, eine sehr spannende Mischung, die ich so noch nie gerochen habe.
Mandeln und die darauf folgende Rose kann ich nur direkt an der Haut erschnüffeln, in der Projektion ergibt es einen Gesamteindruck eines weich-blumig-cremigen Duftes.
Nach 5 bis 10 Minuten erscheinen Pfirsich und iris-pudriger Lippenstift am Firmament. Auch das kenne ich üblicherweise anders in Düften. Ich bin ja stets auf der Jagd nach schönen Lippenstiftnoten. Oftmals verschwinden diese aber leider nach kurzem wunderbaren Auftakt wieder. Anders hier, da ist es genau umgekehrt, Lippenstift erscheint erst nach kurzer Zeit und bleibt dafür aber bis zum Ende vorhanden.
Und ganz rasch fügen sich dann auch schon die übrigen Akteure Benzoe, Moschus und Himbeere hinzu. Wie Kajsa5 in ihrem Statement so treffend beschreibt, gibt die Himbeere ein spritziges Gegengewicht zur Pfirsichsüße, erinnert mich in dieser Kombination ein bisschen an „Aromadite“ (für die, die ihn kennen ;-). Auch die anfängliche herbe Note begleitet den ganzen Verlauf.
Moschus ist sehr dezent, unterstreicht lediglich die Weichheit, während Benzoe im weiteren Verlauf eine minimale Rauchigkeit und Harzigkeit hinzufügt. Ich dachte auch Vanille zu riechen, laut Duftpyramide ist sie aber nicht vorhanden.
Der handgemachte Flakon besteht aus scheinbar dickem milchig-weißen (fast perlmuttigen) Glas, der Goldstoppel ist schwer und der Sprühnebel wunderbar fein dosierbar. Einzig das Etikett aus Papier, noch dazu bei meinem Flakon leicht schief und etwas knittrig aufgeklebt, ist diesem edlen und teuren Werk nicht würdig.
Ob seine Projektion weit reicht, weiß ich noch nicht, ich selber kann ihn ca. 6 Stunden auf der Haut wahrnehmen. Nachdem ich aber auch auf Haare und Kleidung sprühe, hält der Duft wesentlich länger, einhüllend umfängt mich seine himmlische Duftaura aus pudrig-fruchtigem Lippenstift. Für ein Extrait kann die Haltbarkeit aber vermutlich eher unterdurchschnittlich genannt werden.
So wie die Sterne oftmals schon vor langer Zeit erloschen sind, wenn ihr Licht bei uns ankommt, verbindet „ Versailles 1780“ das Hier und Jetzt mit einer vergangenen Epoche, vereint hohe moderne Parfumkunst mit einer zeitlosen traditionellen Eleganz. Auf der Seite von Dorin ist zu lesen, dass dieser Duft die Zeit und das Leben am Hofe von Marie Antoinette perfekt einfängt. Und tatsächlich umweht mich auch ein Hauch Nostalgie, bildet eine Wolke aus vergangenen Tagen eine gute Distanz zum heutigen Alltag.
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