Tobacco Honey 2023

Smellie13
15.09.2023 - 06:46 Uhr
17
Sehr hilfreiche Rezension
6
Preis
8
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Zwischen 2 Stühlen… äh Bienenstöcken

Wenn ich die zahlreichen Statements wie eine emsige Biene die bunten Blüten überfliege, sticht mir eines ins Auge: Es scheint so, als ob es bezüglich der Erwartungen an diesen Duft zwei Fraktionen gibt, und beide wurden wohl tendenziell enttäuscht.

Auf der einen Seite finden wir die, ich nenne sie ‘mal “ Süßchleckermäulchenhummeln”, auf der anderen Seite haben wir die “ Schnüffelentdeckerbienen”. Die einen lassen sich gerne gemütlich im kuscheligen Blumenfeld nieder, die andere ziehen gerne herum auf der Suche nach Blüten, die einen komplex komponierten Duft verströmen.
Den einen hätte der Duft gar nicht süß genug sein können und sie stören sich an der herben Tabak/Oud-Note, die anderen nehmen fast nur zu viel Honigsüße wahr und vermissen Innovation.

Ich zähle mich zur ersten Gruppe und habe mir einen authentischen süßen Honigduft, gepaart mit der typischen und genialen rauchigen Guerlain-Vanille erhofft.
Und mit rauchig meine ich eben nicht die Note, die aus dem für mich immer eher würzigen Tabakrauch resultiert.
Diese leicht rauchig-wachsige Note haben sie in den Shalimar Millèsime Flankern der letzten Jahre ganz wunderbar hinbekommen und ich kann mir diese Kombi aus Honig und wachsig-rauchiger Vanille nebst leichten Gewürzen bestens vorstellen. Mehr hätte es für mich nicht gebraucht.
Natürlich hat die Bezeichnung “Tabacco” im Namen und auch das angeführte Oud meine Hoffnung schon ein bisschen gedämpft.
Die Süße sollte auch gar nicht zu quietschig, schreiend süß sein, sondern sich wie in eine kuschelig wachsige Wabe gehüllt anfühlen.

Der Duft…

…ist schnell beschrieben. Es ist ein durchaus harmonischer ausgeglichener -trara, hier bleibt die Überraschung nämlich leider völlig aus - Honigtabakduft. Alle anderen Noten sind für mich eher Beiwerk, reichen nicht aus, um diese gewisse Raffinesse, die sich “die Schnüffelentdeckerbienen” wohl gewünscht haben, aufkommen zu lassen.
Die Oudnote gibt dem Duft für mich von Anfang an eine gewisse Herbheit, die ich dann eher „maskulin assoziiere“. Der Vanille gelingt es erst nach Stunden, sich aus dem zähflüssigen Honig zu befreien und erste Lebenszeichen zu senden.

Tobacco Honey reiht sich nahtlose in eine lange Reihe bekannter Tabak-Honigdüfte ein. Er erinnert mich an günstigere Varianten wie Sexual Healing oder Velvet Teddy, aber auch Back to Black oder H-100 Jubilèe klingen da an.

Keine Frage, es ist ein, für Guerlain selbstredend, qualitativ hochwertiger, durchaus schöner Duft, der bestimmt auch seine AnhängerInnen hat. Meine Erwartung wie oben angeführt trifft er leider gar nicht und er ist selbst mir als gemütlicher “Süßschleckermäulchenhummel” irgendwie langweilig. Hier kann ich die “Schnüffelentdeckerbienen ” gut verstehen, denen jegliche Neuheit fehlt und für die der Duft daneben auch noch zu süß geraten ist.

Ich habe den Eindruck, dass Guerlain mit Tobacco Honey versucht hat, auf Nummer Sicher zu gehen. Bei diesem Bemühen, eine möglichst breite Fangemeinde zu bedienen, haben sie sich aber scheinbar eher zwischen 2 Stühle... äh Bienenstöcke gesetzt.
Ich flieg‘ dann ‘mal weiter.

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