Ich durfte als Kind alles essen und trinken. Egal wie ungesund. Ob Cherry Cola, Fruchtgummi, Slush Puppie – meine Eltern gaben mir da keinerlei Einschränkungen. Sicherlich nicht im Überfluss, aber wenn ich auf etwas Lust hatte, dann wurde mir der Wunsch gewährt. Vielleicht liegt es daran, dass ich an solchen besonders süßen und künstlich schmeckenden Lebensmitteln, deren Essenzialität vermutlich nicht besonders hoch einzustufen ist, relativ schnell das Interesse verlor. Nicht nur die Gelatinefabrik, die wir als Kinder auf unserem Schulhof leider fast täglich riechen konnte, verdarb mir den Appetit auf Haribo & Co. sehr schnell. Es lag vermutlich auch daran, dass ich stets die Möglichkeiten hatte, solche, nennen wir es mal Genussmittel, zu kosten.
In meinen Zwanzigern entwickelte sich bei mir, wie bei vielen anderen jungen Menschen in diesem jungen Alter, eine Freude am Genuss von alkoholischen Mixgetränken. Insbesondere Cocktails mit verschiedenen Alkoholika sowie Säften befand ich für großartig. Und wann immer ich in den Urlaub fuhr und an einem schönen warmen Sommerabend draußen sitzen konnte, da war mir nach einem leckeren Caipirinha, einem Piña Colada oder einem Tequila Sunrise.
Bereits in den Neunziger Jahren war es in Spanien Mode, dass viele Bars ihre Cocktails nicht mehr frisch mixten, sondern stattdessen eine Fertigmischung anboten. Oft in spektakulären, bunten Farben, ähnlich dem Wassereis, dass plötzlich auch in knalligen Blau- und Grüntönen in den Eistruhen auftauchte. So sehr diese Cocktails, damals vordergründig von der Marke Magic, optisch auch punkten konnten, der Geschmack überzeugte mich leider so überhaupt nicht. Sie waren allesamt viel zu süß, schmeckten künstlich und hatten so überhaupt nichts mehr mit dem selbst zusammengerührten Originalrezept des geliebten Cocktails zu tun. Ein Grund, weshalb ich im Spanienurlaub fast nur noch Gin Tonic an Strandbars und Co. konsumiere.
Ein Sprüher Bora Bora brachte mir kürzlich exakt diese Erinnerung zurück. Ja, ich weiß. Kokos war noch nie meine bevorzugte Duftrichtung, aber bei einem neuen Duft, der überall so sehr gelobt wird und dem unglaublich viele Parfumas und Parfumos eine glatte 10 geben, der muss doch einfach schön sein. Zumindest ein bisschen. Die Noten lesen sich größtenteils nach meinem Geschmack. Ich liebe Moschus, ich liebe Vanille und Amber und natürlich mag ich auch Jasmin, Tiare und Ylang-Ylang. Was kann da also schiefgehen?
Tja, ähnlich wie bei den Magic Cocktails scheinen mir hier für meine Nase vordergründig zu viele, unschöne Aromachemicals verwendet worden zu sein. Der Duft wirkt auf mich wie eine lieblos zusammengerührte Mixtur, bei der ich mich leider ziemlich anstrengen muss, um die einzelnen, für mich größtenteils sehr angenehmen Inhaltsstoffe, zu erschnuppern. Das Ganze wurde auf einem Fond aus künstlichen Hölzern vermengt. Cashmeran oder Ähnliches habe ich hier als Übeltäter im Verdacht, das meistens eine für mein Gefühl unangenehme, an zu viel Waschmittel erinnernde Duftnote hervorbringt, die leider sehr dominant ist. Ein bisschen wie bei La Ravissante von Parfums MDCI, nur nicht ganz so überbordend. Die einzige Note, die ich zu Beginn als recht authentisch und angenehm wahrnehme, ist die Aprikose. Ich denke kurz an Solero Eiscreme, aber nur für ein paar Minuten. Dann rollt auch schon die Magic-Piña-Colada-Welle über mich drüber und vorbei ist der Genuss.
Tja, mein Duft ist das, wie ihr seht, leider überhaupt nicht. Und selbst mein Mann, der solchen artifiziellen Geschmacksstoffen, bei Eiscreme & Co. zumindest, für gewöhnlich nicht abgeneigt ist, konnte Bora Bora nicht viel abgewinnen.
Ein herzliches Dankeschön geht an Gandix für die Testmöglichkeit.