DasguteLeben
11.10.2014 - 13:10 Uhr
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Duft

Viktorianismus Redux

Die viktorianischen und edwardianischen Epochen üben auf stilbewusste Männer eine enorme Faszination aus und immer wieder kommt es zu Renaissancen des "Gentlemen's Style" dieser Ära - Cecil Beaton wie auch Nigel Cabourn lassen grüßen. Die Patina eines venerablen Duft- und Pflege-Etablissements im Stile Geo. F. Trumper's täuscht denn auch im Falle von Dukes of Pall Mall - diese kurzlebige Haus erblickte erst Anfang der 1980er Jahre das Licht der Welt, womöglich im Zuge der Wiederbelebung von Penhaligon's und dem Erfolg von Czech & Speake ein paar Jahre zuvor. Nicht umsonst zeichnet der auch für einige bedeutende C&S Düfte gerühmte John Stephen von der Cotswold Perfumery für den vorliegenden Duft verantwortlich. Wie aus erhaltenen Anzeigen ersichtlich ist wurden die zwei Linien Cotswold und Belgravia 1983 als "town and country" Paarung von Düften und Aftershave-Produkten lanciert und zwar ganz im Duktus englischer Parfümtradition. Dies gilt besonders für Cotswold, einen geradezu paradigmatischen floralen Zitrusduft alter Schule, welcher viele der bekannteren Traditionsprodukte in den Schatten stellt, und zwar aufgrund der hervorragenden Rohstoffe und einer nahtlosen Komposition. Vor allem Ersteres sucht man bei Häusern wie Floris, Penhaligon's oder Taylor's inzwischen allzuoft vergeblich. Eine hinreißende Zitruskopfnote zerfließt in das makellose weiß-florale Herz, in welchem Jasmin und Ylang dominieren. Das ist so umwerfend schön, dass die äußerst dezente Holz- und Moschusbasis kaum mehr als abrundend ins Gewicht fallen muss. Etwas Besseres kann man zum Tweedanzug beim Ausflug in besagte Cotswolds kaum tragen, aber Dank der perfekten Austarierung der Zitrus- und Blütennoten könnte man dieses Parfüm eben so gut in der City zu einem Nadelstreifenanzug tragen, oder zu einem dandyesken Outfit. Zwischen zeitgenössischem IFRA-zensiertem Zitrus und proftigier-induzierter Mediokrität sticht Cotswold in jedem Fall strahlend und souverän hervor. Meiner Meinung nach sollte die Queen statt irgendwelchen Finanzbankrotteuren mal lieber Mr. Stephen den OBE verleihen!
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