Carnal Flower 2005 Eau de Parfum

Oloroso
13.10.2013 - 05:26 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
6
Duft

Blume der Begierde

Dominique Ropion soll einer der besten Parfümeure für Blumenduftkompositionen sein und es ist daher nicht verwunderlich, dass er bisher überwiegend Damendüfte komponierte, stehen Blumen auch in moderneren Interpretationen und Konzepten immer noch deutlich – wenn auch nicht ausschließlich - für Weiblichkeit.
So wird Carnal Flower – was bei diesem Namen nicht weiter verwunderlich ist - ebenfalls von Blumen dominiert, wird aber als Unisex-Duft vermarktet, was hingegen dann doch sehr überraschend ist, da CF keinen maskulinen Gegenpol, etwa durch Holz- oder Gewürznoten, hat und dadurch keinen Ausgleich bzw. kein Gleichgewicht findet. Er ist m.E. eindeutig feminin.

Diese einseitige Blumigkeit ohne Gegenpol entspricht nicht meinen persönlichen Vorstellungen eines für mich als Mann tragbaren Dufts, da sie mir nur in den seltensten Fällen gefällt und nicht zu meinem Äußeren und Auftreten passt. Aber hier muss jede männliche Nase selbst entscheiden, ob sie diesen Duft als tragbar empfindet oder nicht.

CF ist schwer zu fassen und entzieht sich einer eindeutigen Beschreibung, ist aber sauber komponiert und von überzeugender Qualität. Im Auftakt dominiert Jasmin – mein persönliches Schreckgespenst unter den Blumennoten – und nicht die Tuberose. Diese entfaltet sich erst kurze Zeit später und strahlt die ganze Kraft ihrer verführerischen Weiblichkeit aus, wodurch der Name seine Berechtigung erfährt.
Der Duft ist im weiteren Verlauf sehr wechselhaft, oszilliert zwischen seinen Duftbausteinen, wirkt wankelmütig und unentschlossen und sein Verlauf erscheint wie ein Spiel von Abschied und Wiederkehr. Daher erscheinen verschiedene Bilder, die von Friedhof über Blumengeschäft bis hin zur gerne zitierten Kosmetikschatulle reichen. Die Blumen sind frisch und verwelkt, manchmal grün wie ihr Stängel und Blattwerk, manchmal erdig wie ihre Wurzeln und Knollen. Durch dieses Wechselspiel weist CF keinen linearen Verlauf auf, sondern bietet eine kleine Rundreise und man endet wieder dort, wo man angefangen hat.

Mit „Une Fleur de Cassie“ zeigte Ropion selbst, dass es anders geht und auch blumige Düfte von Männern getragen werden können, wenn sie beispielsweise durch Holz ein Gegengewicht erfahren. Und mit „Geranium pour Monsieur“ zeigte er ebenfalls, dass eine feminine Blume durch würzige Noten und Holz für Männer machbar ist, auch wenn diese Konzepte nie zu meinen bevorzugten Richtungen gehören und damit auch nie meine Begierde wecken werden.
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