Vierges et Toreros 2007

CdG
15.11.2010 - 05:08 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
3
Duft

Über Jungfrauen, Toreros und nasse Ziegen

Gott sei Dank arbeite ich nicht in der PR-Abteilung von Etat Libre d’Orange, denn je mehr ich mich mit deren Düfte beschäftige, umso klarer wird mir, wie schwer es mir fallen würde, mir immer wieder auf ein Neues ansprechende Texte für nicht ansprechende Kreationen ausdenken zu müssen – abgesehen von zwei, drei Ausnahmen natürlich.

"Vierges et Toreros" (zu Deutsch: Jungfrauen und Toreros) wäre mein aktueller Problemfall. Was würde ich nur schreiben? Schriebe ich von einer olfaktorisch in Szene gesetzten Widersprüchlichkeit zwischen dem Unschuldigen, Unbefleckten und dem Animalischen, Triebhaften? Oder schriebe ich über den Antagonismus zwischen Sanftheit und Brachialität … zwischen Mensch und Tier?

Nein. Denn eigentlich müsste ich schreiben, dass bedauerlicherweise auch dieser Duft kaum tragbar ist, dass er nach nasser Ziege riecht und nicht nur bei mir hochgezogene Augenbrauen und eine in Falten gelegte Stirn verursachte, sondern bei bisher jedem, den ich daran schnuppern ließ.

Auch müsste ich darüber schreiben, dass ich froh darüber bin, diesen Duft nicht blind gekauft zu haben. Nein, diesmal (!) war ich klug genug, ihn vorher ausgiebig zu testen und ihn guten Herzens unterhalb der „geht so“-Skala einzusortieren. Indie-Duft hin oder her: Das geht auch besser … und schlechter natürlich. Man denke bloß an "Sécrétions Magnifiques", dieser Duft ist nämlich nicht nur schlechter, sondern auch grotesker.

Mensch, bin ich froh, dass ich nicht für ELDO arbeite! Und Etienne de Swardt, so er meine Parfumo-Reviews kennt, wäre sicherlich auf froh darüber.
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