J'S Extè Man 2006

Moriarty
13.02.2013 - 18:08 Uhr
13
Sehr hilfreiche Rezension
7.5
Flakon
7.5
Duft

You can't touch this

Viel Natürlichkeit, Finesse und Subtilität erwarte man nicht unbedingt von einem erschwinglichen Parfüm. Falsch gedacht im Fall von "J'S Extè Man". Hier geht man sogar einen steinigen Weg, der zum Stolpern einlädt. Das tut man allerdings nicht. Diese Kreation ist nicht nur verdammt gut im Sinne von Preis-Leistung, es ist ein Duft, der auch in einem exklusiven Kontext etwas Besonders wäre. Umso schöner ist dann selbstverständlich, dass er es auch mit dem Portemonnaie gut meint.

Mutig ist "J'S Extè Man" vor allem, weil mit diffizilen Komponenten operiert wird. Man nehme Kräuter, nicht nur irgendwelche harmlosen Allerwelts-Ingredienzien, sondern harten Tobak. Kümmel und Oregano, die schlecht dosiert einen verdammt überwürzten Eindruck vermitteln. Einen äußerst faden Beigeschmack sozusagen. Mit Oregano können beispielsweise die wenigsten kochen, selbst Köche. Ist er zu stark, wirst du schwach. Schlapp vor ätherischer Überbelastung. Dieses Kraut darf man nicht direkt auf dem Gaumen bzw. in der Nase spüren, es muss vielmehr interagieren, nicht dominieren. Abrunden, ergänzen oder unterstützen.

Bei Kümmel verhält es sich ähnlich. Oft der besseren Verdauung dienlich, wird er in Hinblick auf den Geschmack eher als starker Gegenpart bzw. als ein Kontrastprogramm verwendet. Nur auf was setzt man diese charakterstarken Kräuter an, diese Frage ist neben der richtigen Dosierung entscheidend. Die Bad Boys unter den Kräutern steuern in erster Linie auf etwas geschmeidig Weiches zu. Etwas, was gut harmoniert und sich daher als Duo großer Beliebtheit erfreut. Tonkabohne und Vanille. Da kann man zumindest wirklich nichts falsch machen, die ergänzen und lieben sich so, wie Bonnie und Clyde oder Batman und Robin, welchen Vergleich auch immer man passender findet.

Der wilden Ehe muss man allerdings auch einen gewissen Duftverlauf zugestehen bis sie auf seinem Attraktivitäts-Zenit ankommt. Anfangs schwingen schon ein paar intensivere Dämpfe der markanten Kräuter durch, aber das ist weder widerlich, noch furchtbar abtörnend. Es ist vielmehr ein kleines, aber notwendiges Übel, das kaum zu umgehen ist und dennoch irgendwie lockt, weil die Vanille durchaus schon im Hintergrund den Eindruck von einer ungewöhnlichen, aber interessanten Geschichte andeutet. Das Ziel des Weges hat diese kleinen Unannehmlichkeiten auch verdient. Auf dem Papier ist das, seien wir einmal ehrlich, nicht unbedingt eine Verbindung, die sehr sexy wirkt. Wahrscheinlich ändern selbst die schmackhaftesten Umschreibungen nichts daran, vielmehr lockt der anrüchige Touch dieses Undings.

Hart und Weich, ruppig und elegant veranstalten im Rahmen des Duftverlaufs einen Tanz, von dem nach Vollendung zurecht noch lange gesprochen wird. Es wird eine Rakete abgefackelt, anfangs dampft es unangenehm, aber das muss sein, um die Strahlkraft vollends in den Horizont feuern bzw. übertragen zu können. "J'S Extè Man" zeigt uns die grüne Vanille, dezent kräutrig, mit einer angenehmen Süße, für deren Erdung das Beste aus Kümmel und Oregano, genau genommen die attraktive, fein dosierte Essenz daraus, sorgen. Man hat es sich hier wirklich nicht leicht gemacht, umso beeindruckender ist das Ergebnis. Bravo!
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