Milonga Verde 2022

Floyd
16.11.2023 - 11:36 Uhr
50
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft

Beim Gitarrenduell der Gauchos

Komm, wir folgen den Klängen hinaus zur Payada, schon spät ist der Sommer, die Abende kühler, in den Bäumen rauschen die klammen Blätter und Gauchos sitzen duellierend darunter. Sie spielen Jorge Cardosos Milonga. Im tiefen Licht gleißen die Gitarren, fliegen fröstelnde Finger über die hohen Saiten, zaubern Noten so hell wie das Fleisch der Kakteen über feuchte Blumenwiesen. Dann sehn sie sich tief in die grünen Augen, halten inne, lassen tiefer die Saiten summen von zarter Süße in fernen Heuballen und verlieren sich dann in bitteren Klängen. Herb sind die Schatten rosafarbener Blüten an den Lapachobäumen. Und am Ende dann, bei genauem Betrachten, rauchen die Jacaranda-Gitarren, als sei es ihr kondensierender Atem in den Weiten argentinischer Steppen.
***
Die Marke Fueguia 1833 wurde 2010 von Julian Bedel in Buenos Aires gegründet. Der Name erinnert an ein von einem Britischen Kommandeur aus Feuerland entführtes indigenes Mädchen und ist somit ein Mahnmal des Imperialismus, widmet sich das Haus doch den kulturellen und natürlichen Landschaften der indigenen Völker Südamerikas: "Cultural and natural landscapes are portrayed through each creation in an olfactive storytelling composed by a palette of exotic botanical ingredients." schreibt Bedel auf seiner Homepage. Da die handwerkliche Herstellung keine Filtrierung beinhaltet, können die Düfte eingetrübt sein.
"Milonga Verde" thematisiert die Payada, ein traditionelles Gitarrenduell der argentinischen Gauchos, bei welchem die Spieler versuchen die möglichst eloquenteste instrumentale Antwort auf den zuvor gespielten Vers ihres 'Gegners' zu spielen. Es ist ein stetiger Wechsel von tiefer Zugewandtheit und sich in Klängen Verlierens, der hier olfaktorisch dargestellt wird durch zunächst kühle, grüne, kaktusartig frische, leicht blumig-säuerliche Noten des Algarrobo-Baumes. Begleitet wird das von hellholzigen, leicht süßlich-würzig-heuartigen Noten des rosa blühenden Lapachobaumes, der den Vers des Algarrobo mit Anklängen gemähter feuchter Blumenwiesen beantwortet, bevor das Jacarandablatt (übrigens der Baum, aus welchem die Gitarren gefertigt werden) mit herb-scharfen, grünlichen Holznoten wieder übernimmt und kühler Rauch sich in einen nächtlichen Nebel zu legen scheint. Die Payada wird in moderater bis leiser Lautstärke über den ganzen Abend ausgetragen:

https://www.youtube.com/watch?v=Rcs2MdIIbIg

(Mit Dank an Marieposa)
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