Marlborough 1877 Cologne

Mefunx
10.02.2019 - 09:39 Uhr
22
Top Rezension
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft

Da kommt Grünes mit

Das hier ist kein klinischer, schlanker Lavendel, hier wurde bodennah geschnitten, da kommt Grünes mit, auch Erde. Ein beinahe schmutziger Einstieg, und doch, oder gerade deshalb, sehr reizvoll. Die Geranie wirkt dann fast schon verfeinert, dandyhaft, tänzelnd zwischen ihren Facetten, ist ebenso rosig wie minzig. Überhaupt – viel Kühlendes hier: Rosmarin sicherlich, eine Idee silberner Wacholder (die Beere) und der Eindruck kalter Asche. Aber auch warme Gewürze lassen sich vermuten, etwas Zimt oder Nelke vielleicht. Marlborough ist jedenfalls komplexer, als man in Anbetracht der Pyramide oder der Jahreszahl annehmen könnte. Nur zur Basis hin, da passiert dann nicht mehr viel, Vetiver wird prominenter, der Duft setzt sich (auf zart bemoosten Untergrund) und zieht sich doch recht bald zurück.

Was fehlt uns noch: Marlborough ist ein holziger Duft, aber kein Holz-Duft, hier steht keine Palette Zeder in der Halle, sondern der Baum noch im Garten. Ähnlich die Zitrusnoten, die sehe ich im Harz und in den Blüten, vielleicht sogar in der einen oder anderen Zitrusblüte. Und in einer kleinen, reifen Bergamotte, die schon Yatagan an Tee denken lässt. Ein würzig-florales Bouquet auf harzigem Holz ist das, herb, fast bitter, zart seifig, etwas wächsern und ledrig, genau die Balance zwischen scharfer Frische und linderndem Balsam treffend. Außerdem: wohnt nicht vielen Gewürzen auch eine Art fruchtige Süße inne?

Im Übrigen ist das mal ein Barbershop-Duft, den man legitimerweise so bezeichnen kann (Firmengeschichte, Wikipedia), der allerdings dieses Genre transzendiert und der bemerkenswert zeitlos wirkt. Vertraut ja, aber nicht „alt“.
9 Antworten