L'Homme Sage 2005

L'Homme Sage von Divine
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7.8 / 10 202 Bewertungen
L'Homme Sage ist ein beliebtes Parfum von Divine für Herren und erschien im Jahr 2005. Der Duft ist würzig-holzig. Es wird noch produziert. Der Name bedeutet „Der weise Mann”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Holzig
Rauchig
Erdig
Harzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
KardamomKardamom SafranSafran LitschiLitschi MandarineMandarine
Herznote Herznote
edle Hölzeredle Hölzer BalsamBalsam ImmortelleImmortelle PatchouliPatchouli
Basisnote Basisnote
AmberAmber EichenmoosEichenmoos WeihrauchWeihrauch

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.8202 Bewertungen
Haltbarkeit
7.4142 Bewertungen
Sillage
6.5136 Bewertungen
Flakon
6.9119 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
7.114 Bewertungen
Eingetragen von Apicius, letzte Aktualisierung am 09.04.2024.

Rezensionen

13 ausführliche Duftbeschreibungen
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Meggi

1019 Rezensionen
Meggi
Meggi
Top Rezension 30  
Es gelbt so gelb
Sogar für Nicht-Synästheten können die unmöglichsten Dinge gelb sein. Zum Beispiel hat mein Bruder seinerzeit einer Mitschülerin weisgemacht, Elektronen seien gelb. Wer weiß, ob diese Teilchen in Abwandlung des Descartes’schen Satzes - hier „Credo, ergo (sic) est!“ - für die junge Dame nicht womöglich sehr lange gelb waren…

Bisher war ich immer ziemlich neidisch, wenn gelegentlich Kommentierende von Farb-Assoziationen berichteten. Bei LHS kann ich endlich einmal mithalten: Der Duft ist durch und durch gelb, in den unterschiedlichsten Abtönungen vom rötlichen bis ins bräunliche. Das betrifft nicht allein die naheliegenden, bildhaften Fälle einiger Zutaten, von reinen Äußerlichkeiten ganz zu schweigen. Das meine ich alles nicht. Vielmehr wecken auch Geruchsbestandteile, die in ihrer Herkunft nicht gelb sind, bei mir diesen Eindruck und umgekehrt sehe ich Bilder mit Gelb vor mir, die geruchlich nicht zum Duft passen. Tolles Erlebnis. Allein damit hebt sich LHS für mich in eine Sphäre, die er mit nicht vielen anderen teilen muss.

Dem Auftakt ist neben der weichen Frucht direkt etwas Karamellig-Toffeeartiges eigen, cremig-goldgelb, gleichwohl nicht pappig, sondern leicht, wie Mousse. Ich kann bloß mutmaßen, dass dort bereits ein Spezialfall von Patchouli im Spiel ist, denn dabei empfinde ich manchmal über das klassische Erscheinungsbild hinaus so eine Art malzigen Anstrich.

Nach ungefähr eineinhalb Stunden vermute ich die Strohblume. Ich schreibe das so, weil ich mich jahreszeitlich bedingt (das ist eine Sommerblume – jedenfalls bei uns) auf die Annahme eines typischen Korbblütler-Geruchs verlassen muss. Der ist normalerweise eher streng, hier aber so zart, fast kamillenhaft eingesetzt, dass er dem Toffee einen wunderbaren Dreh heraus aus dem Cremig-Süßen verleiht, wie ich ihn bei Lutens‘ wuchtigeren Nachspeisen ab und zu vermisse. Köstlich. Da zeigt sich plötzlich ein kleiner Gourmet-Gourmand!

Eine sanfte Note hellen Holzes mit einem Hauch Herbem darin ist als Nächstes an der Reihe. Tannenbalsam kaum. Überhaupt kommt mir keineswegs Wald in den Sinn, stattdessen – rein optisch – ein Spaziergang durch die Felder und Wiesen in meiner Heimat Schleswig-Holstein, wenn im Frühjahr der Raps blüht, während ein erstes Flirren warmer Luft vom nahenden Sommer kündet. In den wenigen Wochen der Rapsblüte bietet sich an klaren Tagen eine satte Farbenpracht aus grünen Wiesen und Wäldern, hellblauem Himmel, vielleicht noch dem dunklen Blau einer Wasserfläche dazwischen und gewaltigen Flächen von knallgelbem Raps; das ist unbeschreiblich schön.

Nach vier Stunden ist das Holz vollends luftig geworden. Wie Holzstaub, erzeugt und erhitzt von der Einwirkung einer Kreissäge und wieder ein wenig abgekühlt. Die Strohblume hat an diesem Eindruck vermutlich einigen Anteil. Der Karamell-Anschein – inzwischen in der zweiten Reihe – driftet jetzt nahezu ins Vanillige. Obwohl jede einzelne Zutat von der Papierform her kräftig daherkommen könnte, ist der Gesamteindruck schwebend, regelrecht beschwingt und dennoch nicht ätherisch oder abgehoben.

Im Laufe der fünften Stunde stellen sich die Emissäre der Basis vor. Goldgelbes Harz, wie heller Bernstein, macht den Anfang, ganz mild. In der sechsten Stunde ist es unüberriechbar, nun sogar mit einem herben, harzigen, geradezu rauchigen Dreh. Der spielt sich aber nicht in den Vordergrund, er liefert lediglich die Würze, das Salz in der Suppe. Dazu eine trocken-duftige Anmutung, für die ich – Eichenmoos hin oder her – mal gewöhnliches Moos zur Veranschaulichung bemühe: Es ist kein frisches, grün-saftiges Moos. Dieses hat mehrere warme Sommertage lang kein Wasser bekommen und sein Geruch ähnelt dem von trockenem Gras, bloß eine Idee kräftiger. Das Stichwort Heu fiel in anderen Kommentaren ja schon.

Ein Rest der vanillig-toffeeartigen Aura ist weiterhin vorhanden. Mich erinnert das von Ferne an die Schlussphase von Ambre Sultan, wenngleich LHS edler, dezenter und näher an der Haut ist. Gleichwohl ein Amber-Eindruck, den der Duft für den Ausklang (ab der siebenten Stunde bis in den Abend hinein) nunmehr einnimmt. Sehr ruhig und auf die Haut zurückgezogen ist er, dabei unverändert köstlich. Von Zeit zu Zeit wirft das Patchouli ein Bröckchen Erde hinzu, zunächst mit einem Kinderschäufelchen, gegen Ende wird’s gerne mal ein Spaten voll.

Abgesehen von den Schluss-Stunden lassen sich die Duftphasen mitnichten so klar voneinander trennen wie textlich dargestellt; sie gehen beinahe unmerklich und recht langsam ineinander über, zudem tauchen hier und da bereits vergangen geglaubte Geruchseindrücke unvermittelt erneut auf und umgekehrt. Einmal habe ich kurz nach dem Start eine rauchige Note vernommen, die mir an dieser Stelle völlig neu war. Langweilig wird es mit LHS gewiss nicht.

Fazit: Vorzüglich! Kein Pröbchen habe ich bislang schneller geleert. Schade, dass er bei mir durchweg so zurückhaltend bleibt. Was das „Homme“ im Namen soll, welches von Divine in der eigenen Beschreibung überdies mit dem Begriff „decidedly masculine“ unterstrichen wird, erschließt sich mir indes nicht. Der dürfte den Damen gleichermaßen passen. Die sollen schließlich nicht vor Neid ebenfalls gelb werden!
19 Antworten
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Flakon
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Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft
Mefunx

13 Rezensionen
Mefunx
Mefunx
Top Rezension 21  
Texturen, Sommersonnenuntergänge und der arrogante Mann
L’Homme Sage war eine meiner ersten Entdeckungen, damals, vor über zehn Jahren. Hat wohl jemand auf basenotes.net – parfumo.de gab es noch nicht – etwas Positives darüber geschrieben, neuer Release, interessante Sache.

Seitdem war ich im Besitz einer Probe, die mich sehr angesprochen hat. Und trotzdem kamen immer irgendwie dringendere Düfte dazwischen, zuletzt wurde ich in einer Bukarester Parfümerie, in die ich mit dem Ziel gegangen war, zwar Neues zu testen, diesmal aber wirklich L’Homme Sage zu kaufen, von der Betreiberin von meinem Vorhaben abgebracht: das Geschäft verlassen habe ich mit "Zeitgeist" – keine meiner besseren Entscheidungen.

Auch egal, mittlerweile nenne ich einen Flakon L’Homme Sage mein Eigen und er gefällt mir nach wie vor sehr, sehr gut. Spannend für mich in diesem Zusammenhang ist, dass ich ihn nach all den Jahren immer noch in keine Schublade stecken, nicht wirklich fassen kann. Oder anders: er ist ein bisschen wie eine fremde Sprache, sexy, oder besser: attraktiv, aber mir unbekannt. Ich registriere die Laute als Sprache, kann sie aber kaum deuten. Und damit meine ich nicht einmal: Noten erkennen (das tue ich). Oder: den Duft beschreiben (naja). Das sind nachgeordnete Probleme, die bestehen ohnehin immer, mehr oder weniger. Es ist etwas Anderes.

Was L’Homme Sage für mich so ungreifbar macht, liegt weniger am Duft selbst, als vielmehr an seiner Textur. Vielleicht eine künstliche Unterscheidung – wenn uns eine Textur auffällt, können wir sicher sein, dass es die Textur ist und nicht einfach nur eine uns unbekannte Duftnote, die wir daher gar nicht als solche wahrnehmen? – und dennoch zwängt sich mir diese Differenzierung auf und mache ich hier das wirkliche Unterscheidungsmerkmal von Sage aus. Zumindest ist es dieser Aspekt, der mich beschäftigt und mit dem sich mir L’Homme Sage entzieht, sich so für mich aber auch spannend hält.

Das ist ja auch immer eine Herausforderung: Was verstehen wir unter cremig, seidig, samtig, pudrig (für viele mehr als nur Textur, für mich hauptsächlich Textur), staubig, pelzig … ich kann jedenfalls sagen: L’Homme Sage ist das alles nicht. L’Homme Sage empfinde ich als „wolkig“ oder „dampfig“. Die Oberflächenbeschaffenheit und Struktur von Dampf – wirklich eine taktile Erfahrung ist das ja auch nicht. Letztlich aber komme ich damit meinem Empfinden noch am nächsten. Vielleicht ungefähr so: als wenn man das Gesicht über eine warme Tasse Kaffee halten würde, diese sanfte Berührung des Dampfes, wenn er, blitzschnell abkühlend, in Wellen die Haut trifft. Statt nach Kaffee duftet das Ganze hier eben nach L’Homme Sage.

Andererseits sind „dampfig“ oder „wolkig“ auch nur unbefriedigende Hilfsausdrücke, eine Betonung von feucht oder warm, die ja so impliziert wird, würde in die Irre führen. L’Homme Sage erfahre ich nämlich – und nun doch ein paar Worte zum Duft selbst – als nicht ausschließlich warm (ich finde warme und kühle Gewürze) und feucht riecht das Holz und Stroh in L’Homme Sage nun auch nicht wirklich. Es ist die Textur, die den Duft hier überlagert, teilweise auch kontrastiert. So hat L’Homme Sage, als Duft, recht große Tiefe, aber selbst in der Basis bleibt er dabei luftig.

L’Homme Sage ist ja überhaupt kein komplizierter oder schwer zu tragender Duft. Da ist die fruchtige Süße, die den Duft zugänglich macht, zart, fast honigartig, etwas wächsern, den Safran umrahmend (der ist tolll!), eine Idee Kokos. Da ist aber auch eine gewisse Frische, der kühle Kardamom. Vor der Strohblume muss man keine Angst haben, die hat hier nichts mit Curry oder Maggi zu tun. Und die warm-würzige, harzig-ambrierte Basis, mit etwas hellem Moschus, wie es scheint, ist ohnehin kuschelig. Ganz am Ende, nach mindestens zehn Stunden, riecht meine Haut hauptsächlich wie eine schöner duftende Version ihrer selbst. Vielleicht am ehesten irritieren könnte die Seifigkeit (wieder: Kardamom), die ich als ausgeprägt wahrnehme (und mag!), die aber, wenn ich mir die anderen Kommentare hier anschaue, ohnehin sonst niemanden zu befassen scheint.

Übrigens, L’Homme Sage ist auch leicht rauchig, hier aber als Duftnote gemeint, nicht im Sinne einer wolkigen Textur… und meine eingangs erwähnte Kaffee-Tasse wäre passender eine Tee-Tasse gewesen, L’Homme Sage weist nämlich Tee-Facetten auf. Allein, wir wollten ja Duft und Textur getrennt diskutieren!

L’Homme Sage empfinde ich als semiformal, elegant, irgendwie, ja, aber dann auch wieder nicht, dazu ist er zu umschmeichelnd, zu sehr Wohlfühlduft und zu introvertiert. Interessant (und konträr) allerdings die Außenwahrnehmung: ich bekam unlängst ein Kompliment (?), mit dem Hinweis, dass der Duft schon auch „arrogant“ wirken (und damit nicht zu mir passen) würde. Wobei, so unsympathisch ich Arroganz finde, ein bisschen ertappt habe ich mich schon gefühlt. Nicht der weise, sondern „der arrogante Mann“, also? Apropos, wer auf solche Einteilungen Wert legt: L’Homme Sage ist für mich ganz klar unisex. Abschließend: Einen vergleichbaren Duft kenne ich nicht, in meinen Notizen festgehalten habe ich „Kyoto×LIDGE (in Momenten)“, das, befürchte ich, ist aber keine Annäherungsformel sondern eher Zeichen meiner Suche nach der Textur.

L’Homme Sage, weniger prosaisch: Sommersonnenuntergang, warmer Hauch, wohlig in den Schlaf sinken. Ein wirklich wunderbarer Duft.
7 Antworten
Knickzimt

102 Rezensionen
Knickzimt
Knickzimt
Top Rezension 19  
Von Beatles songs und unerwähnten Strohblumen
Wenn ein Kunstwerk mehr als die Summe seiner Teile ist, dann hat es etwas geschafft. Dann kann kein skalpellspitzer Verstand mehr dazwischenstoßen und genüßlich herumsezieren. Dann gibt es nur eins: Das in sich geschlossene Kunstwerk, das für sich steht und das auf eine vollendete Weise unantastbar ist, auch wenn sich tausende von Experten weiter mit Freude daran abarbeiten. In der Parfumwelt gibt es viele so kleine ewige Werke, die in ihrer Schönheit und Wirkung immer ein bisschen unerklärlich bleiben werden, zum Glück! Die jede Annäherung durch schlappe Duftpyramiden wie läppische Aufzählungen von Begriffen aussehen lassen. Einfach, weil ihre Noten so schön geknüpft und verwoben sind.

So ein Duft ist für mich "L'Homme Sage". Mit den Duftkomponenten braucht man da gar nicht erst anzufangen. Es wird eine Stimmung geschaffen, die allen Sinn verliert, wenn man sie zerlegen möchte. Genau so wenig, wie man sich über das schöne F-Dur in "Yesterday" von den Beatles auslassen muss und wie schön es irgendwann zu D-Moll findet, genauso quatschig erscheint mir, hier jetzt von Kardamom und Strohblume zu reden.
Ich muss es über blumige Worte versuchen: "L'Homme sage" ist in meiner Nase ein ockergoldener Hauch. Sommerfeldfriedlich und schwer zu greifen. Wunderschön verwoben und so bescheiden wie ein stiller Mittag, an dem alles in Ordnung ist. Ich weiß nicht, ob das jetzt irgendwen weiterbringt, aber so sieht's für mich aus und dabei belasse ich es mal. Vielen Dank für's Lesen. Nächstes mal wieder ein bisschen mehr Analyse. :)
4 Antworten
7.5
Flakon
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Duft
Apicius

1106 Rezensionen
Apicius
Apicius
Top Rezension 17  
Schwarz und weiß
Dieses ist mein bevorzugtes Winterparfum. In der kalten Jahreszeit trage ich den sehr oft, phasenweise täglich, denn er ist auch dezent genug fürs Büro. Ein göttlicher Duft!

Es ist ein eher warmer Duft fast ohne zitrische Anklänge. Das besondere ist - sein Charakter lässt sich nicht eindeutig bestimmen. Während des Duftverlaufs ändert der sich ständig. Manchmal überwiegen fast metallisch helle Noten, die an eine verschneite Winterlandschaft denken lassen. Dann wieder tiefdunkel, fast schwarz und wärmend. Trägt man ihn auf der Haut, überwiegen am Ende der Duftentwicklung die dunklen Noten. Trägt man ihn auf der Kleidung, bekommt man zum Schluss eher die hellen Aspekte.

Also ein Schwarz-Weiß-Duft. Somit morgens immer eine passende Wahl, wenn man noch nicht recht weiß, worauf man tagsüber Lust haben wird.

L'Homme Sage ist seit langem Mitglied meiner Top Ten Liste.

Auf der Webseite von Divine gibt es L'Homme Sage als Splash in unterschiedlichen Größen sowie als wiederauffüllbares Spray (50ml, 75 €) in einer eleganten, reisetauglichen Dose.

Übrigens: L'Homme Sage heißt "Der weise Mann" und nicht, wie manche englischsprachige Parfumfreunde immer wieder vermuten: "Der Salbeimann".
4 Antworten
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
6.5
Duft
Unterholz

54 Rezensionen
Unterholz
Unterholz
Top Rezension 17  
Nichts für Zimtphobiker und Mauerblümchen
An dieser Stelle muss ich – leider – ein wenig in die Opposition gehen, was die Würdigung von L‘ Homme Sage betrifft.
Ich hab ihn mir vor über einem halben Jahr blind gekauft, aufgrund der überschwänglichen Besprechungen hier und ebenfalls wegen der Duftangaben, die auf mich sehr verlockend wirkten. Ein klassischer Missgriff, wie ihn wohl schon mancher Parfumisto getan hat. Damit verbunden die Lehre, dass die Pyramide eben keine Aufzählung von Ingredienzen darstellt, sondern eher ein Mechanismus der Verkaufsförderung und dass sich diese Noten später schon gar nicht mit der eigentlichen Dufterfahrung decken müssen.
Ich empfinde L‘ Homme sage als eine Gewürzbombe, für meinen Geschmack irgendwie unausgewogen, protzig. Wenn ich ihn trage, ist das genauso mit einem Unbehagen verknüpft wie wenn ich mir eine Rolex ums Handgelenk schnallen würde. Ich möchte hier niemand zu nahe treten, ich meine das durchaus nicht wertend, aber der Duft passt einfach nicht zu mir.

Beim Aufsprühen dominiert eine Melange aus verschiedenen Gewürzen, Kardamom ist für mich gut auszumachen und eine volle Ladung trockener Zimt wie Weihnachten & Ostern zusammen. Sehr orientalisch; also wenn dieser Begriff ein Synonym bräuchte, dann fände er ihn in LHS! Wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn (fl)orientalisch, sondern völlig unblumig und nicht parfümig-cremig, vielmehr staubig-ambriert. Ein furztrocken-heisser Wind, der durch die saudische Wüste fegt und jede Touristen-Gelfrisur schlagartig mumifizieren lässt.
Und damit ist LHS für mich problematisch, denn ich mag besonders den Zimt nicht, der hier das Hauptthema ausmacht. Selbst wenn er anfänglich in charmanter Begleitung mit etwas Mandarinenschale daherkommt, ist das für mich die letale Überdosis. Dabei ist Zimt noch nicht mal offiziell gelistet und ich glaube nicht, dass die Pyramide uns etwas „verschweigt“, vielmehr liegt der Hund in der Basis begraben: Styrax, das Harz des Amberbaums (Liquidambar orientalis) zeigt ausgeprägte Zimtcharakteristika und wird in vielen Parfums eingesetzt, meist unter der Angabe Amber, zusammen mit Benzoe, Cistrose (=Labdanum), Ambroxan etc.
Dabei enthält Styrax laut Wiki folgende Chemicals, die eben auch in Zimtrinde drin sein können: Zimtsäure, Styracin, Zimtsäureethylester, Vanillin, Cinnamein… der ganze wilde Haufen des Grauens!

LHS ist insgesamt recht süss, eine harte Süsse, und im Winter sicher eine Option, vielleicht weniger als Alltagsduft, aber als Knaller für festliche und formelle Anlässe. Seine Sillage ist beachtlich. Er wirkt durchaus edel, passt zu Anzug und Schlips und räumlich am besten an eine Operngala. Ich habe ihn selber schon zu einem ähnlichen Anlass getragen. Parfum soll für mich, wie Kleidung, mit der eigenen Persönlichkeit verschmelzen; man fühlt sich darin wohl, egal ob casual oder formell. Aber LHS irritiert mich immer wieder und ich merke, dass er nicht mein Ding ist, wie wenn ich ein schlecht sitzendes Sakko oder Hemd trüge. Es liegt nicht an der Qualität, sondern an der Passform.
Insgesamt ist LHS ein ordentlich gemachtes Parfum, recht geradlinig, dennoch raumgreifend, verhalten harzig, mit Honig- und Heuanklängen (Coumarin?), zu Beginn mit fruchtiger Würze und später mit einer offensiven Pudrigkeit, die ich weniger als vornehm empfinde, denn als extrovertiert. Ein echter Nosecatcher, Auffallen ist garantiert mit diesem Parfum!
Aber eben: da ich mit Zimt nicht kann und weihnachtsphobisch veranlagt bin, überlasse ich die Freuden mit L‘ Homme Sage gerne anderen.
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Weitere Rezensionen

Statements

25 kurze Meinungen zum Parfum
LicoriceLicorice vor 2 Jahren
9
Duft
Der Weise Mann liebt
die Unsterbliche,
hüllt sie sanft in
einen warmen Nebel aus
Gewürzen, Hölzern und Balsam.

Herbstschönheit.
19 Antworten
SchatzSucherSchatzSucher vor 4 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Was für ein toller vielschichtiger Duft! Holz, Würze, Harze wechseln sich immer wieder ab. Die trockene florale Note und das Spürchen Rauch
13 Antworten
Rieke2021Rieke2021 vor 3 Monaten
6
Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
George Clooney. Eleganz, Stil und Humor. Harmonisch gewürzter Balsam mit fruchtigen Sprenkeln + viel Holz. Sanfter Rauch umhüllt. Toll !
13 Antworten
YataganYatagan vor 6 Jahren
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
10
Duft
Der weise Mann trägt Divine und schweigt: distinguiert, leise, elegant holzig, warm würzig, dezent harzig, fein rauchig, edel: Strohblumen.
6 Antworten
ParmaParma vor 4 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Anißige Würze (scharf-süßlich, aromatisch) mit unterschwelliger, dezenter Animalik. Süßlich-Pudrigholziges schließt. Erdverbundene Noblesse.
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