Paisley Cologne 2018

Rosenut
19.02.2021 - 04:07 Uhr
11
Top Rezension

Mit so etwas, stelle ich mir vor, hätte die noch unbedarfte Emma Bovary sich an ihrem Hochzeitstag das Gesicht gewaschen

Es ist eigentlich gar nichts wirklich grün an "Paisley", weswegen ich es nicht als Fougère einordnen würde, sondern in die kleine Nische der sommerlich-leichten Gewürzwässer. Diese völlig unzitrischen Sommerwässer auf Anisbasis sind originell, zutiefst idyllisch und rührend. Vergleichbar war Acqua di Stresas traumhaftes "Calycanthus Brumae", das inzwischen leider nicht mehr produziert wird. Die Zitrusnoten markieren "Paisley" als Frühlings- und Sommerduft, sind aber reine Auftaktgestaltung. Schon nach Sekunden ziehen sie sich zurück und entblößen ein warmes Herz aus süßlicher Minze und Sternanis. Die Minznote ist zuckrig, frei von Mentholschärfe und lässt kaum an die Pflanze, sondern eher an altmodische kleine Minzpastillen denken. Sie verschmilzt mit dem Anis zu einer pudrigen Einheit, die den Grundton dieses Dufts ausmacht. Während auch der Kardamom sich eng an diesen Grundton schmiegt, tritt der Pfeffer ein wenig daraus hervor und bewirkt eine subtile Frische. Dass "Paisley" (wie auch "Calycanthus Brumae") ein leiserer Duft ist, scheint mir eine vollkommen plausible, durch und durch stilistische Entscheidung. Das zart-komplexe Wesen solcher Düfte kann nur in einer etwas verhuschten Sillage existieren; kräftiger temperiert würde etwas anderes, viel prätentiöseres daraus. Schöne Worte, die Reviewer Darvant auf 'basenotes' zu "Calycanthus Brumae" findet, lassen sich auch über "Paisley" sagen: "A poetic little shadowy juice for struggling souls."
5 Antworten