Vert Galant

Asphaltblume
26.06.2015 - 06:18 Uhr
9
Top Rezension
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft

Der Volks-Endymion

Es ist gar nicht so einfach, einen Kommentar zu einem Duft zu schreiben, zu dem es keine „offiziellen“ Duftnoten gibt, an denen man sich orientieren kann.
„Vert Galant“ war zudem ein Blindkauf, nicht einmal der Name des Designers sagte mir etwas, der schlichte weiße Karton mit ebenso schlichter Aufschrift – in serifenlosen schlanken grünen Blockbuchstaben der Name des Duftes, in silbern geschwungener Schrift mit wappenartigem Markenlogo der Rest – hing, unzugänglich eingeschweißt, im Schneewittchensarg bei TK Maxx und verführte mich durch die Kombination von Geheimnis und niedrigem Preis zum Zocken.
Nicht einmal ein „pour femme“ oder „pour homme“ gibt die weiße Sphinx ohne weiteres preis.

Allerdings... echten Frankophilen oder -phonen könnte der Name dann doch einen Hinweis geben:
„Le Vert Galant“ ist ein Beiname des französischen Königs Henri IV (jener, der wollte, dass jeder Franzose sonntags sein Huhn im Topf haben kann) und bezieht sich darauf, dass er auch in hohem Alter diverse Mätressen beglückte. Der Beiname ist durchaus anerkennend gemeint, eine adäquate Übersetzung ins Deutsche habe ich nicht finden können. An der westlichen Spitze der Île de la Cité in Paris, unterhalb des Pont Neuf, befindet sich ein kleiner Platz und Park, der seinen Namen Square bzw. Jardin du Vert-Galant einem Reiterstandbild von Henri IV verdankt.
(Ich jedoch hatte eine Verbindung zu Galanthus nivalis, dem Schneeglöckchen, gewittert und eher mit einen kühlem Damenduft gerechnet. Weit gefehlt...
Aber sehen Sie selbst.)

Dem gespannt geöffneten Karton entnahm ich einen klassisch geformten Flakon: Ein rechteckiger, kantiger Block aus klarem Glas, Vorder- und Rückseite kanneliert, die Schmalseiten glatt. Die obere Hälfte wird von einem mattsilbrigen Metallschild geziert, auf dem neben den geprägten Initialen GR im verschnörkelten Rahmen mit Krone drüber wieder der betont schlicht geschriebene Name des Duftes steht. Der Deckel ist ein rechteckiger Block aus glasklarem Kunststoff mit einem mattsilbrigen Metallschild auf der Oberseite, auf dem schlicht Georges Rech eingeprägt ist. Insgesamt macht der Flakon einen wertigen, klassisch schlichten Eindruck.

Was ist nun also drin, wie riecht die zart grünliche Flüssigkeit?
Mein erster Eindruck war: Modern, süßlich, angenehm, kennste irgendwie. Warme, holzige Noten, Lavendel, Kaffee, ein Hauch Orange: Vert Galant hat eine deutliche Ähnlichkeit mit Penhaligon's Endymion, ist für Männer und Frauen gleichermaßen tragbar, dürfte aber an Männern noch verführerischer herauskommen.
Die Haltbarkeit ist achtbar, dabei wird der Duft recht schnell eher hautnah. Im Laufe der Zeit treten Lavendel und Orange mehr in den Hintergrund und Kaffee und holzige Noten (Sandelholz, ein wenig Zeder, ein Hauch Vetiver) treten stärker hervor. Auch eine Ambernote und einen Hauch Vanille nehme ich wahr. Zum Ausklang macht sich dann Moschus bemerkbar.

Im direkten Vergleich ist Endymion dann doch deutlich nuancierter und kräftiger als Vert Galant, insbesondere die von mir als „rasierwasserig“ und maskulin wahrgenommenen Noten sind bei ersterem ausgeprägter. Und während Vert Galant sich als weicher Moschusduft verhaucht, der nicht mehr viel mit den Kopf- und Herznoten zu tun hat, bleibt Endymion sich auch zum Schluss noch treu und eindeutig identifizierbar. Eine allgemeine Ähnlichkeit ist jedoch nicht von der Hand zu weisen.
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