Habit Rouge Sport Guerlain 2009

Wenn auf einem Flakon das Wort Sport zu finden ist, ziehe ich normalerweise in großen Tagesmärschen davon. Nicht so bei diesem hier: Habit Rouge Sport aus dem Jahr 2009 sieht nicht nur richtig nett aus (der Flakon ist einfach schick), sondern dieses Parfum ist eine Art Allzweckwaffe: Es funktioniert zum Joggen, zum DVD-Abend, fürs Meeting oder einfach mal so. Die Sport-Variante verfügt nicht über die lange Duftentfaltung wie das EdP und auch die ausgeprägte Nerolinote zum Beispiel wurde weggeschnibbelt. Dafür verkörpert HRS eine gepflegte Frische, die sehr schön und komfortabel ist.

Wie soeben eingecremt, weich und strahlend hell präsentiert sich HRS. Die Projektion hält sich zurück, die Haltbarkeit ist gar nicht mal schlecht. Die vanillinartige, pudrige Süße des Originals fehlt hier, dafür gibt es verhalten zitrische, sehr belebende und reduzierte Elemente. Mit den gängigen Sportdüften hat HRS jedenfalls nicht viel gemein. Es ist durchaus ein eigenständiges Parfum, das insgesamt betrachtet sehr homogen ist.

Es gibt Düfte, da ist es in ganz besonderem Maße schwierig, einzelne Bestandteile zu ermitteln – und das hier ist so ein Duft. So gefällig das Ganze auch ist, so etwas wie ein Aha-Effekt will sich nicht einstellen. Bei allem Pragmatismus bleibt HRS in einer Welt zwischen Babypopo und frischer Wäsche auch stets seltsam abstrakt. Einerseits bequem wie eine Sitzheizung in einem Neuwagen, anderseits irgendwo in Sphären sich bewegend. Doch steril wirkt HRS auf mich zum Glück nicht.

HRS besticht durch seine positive Sauber-Note, die natürlich und porentief rein wirkt. Dabei ist das kein kräuteriger Naturduft, sondern eher eine zweite Haut – aber eine, mit der man es sich schon recht gut gehen lassen kann. Vergleichsweise unprätentiös und problemlos tragbar zu so vielen Gelegenheiten, hat dieses Parfum eine eigene, schwer zu entschlüsselnde DNA; doch ist es kein Sport-Klon und auch kein billiger Abklatsch des Habit-Rouge-Klassikers, sondern ein Allrounder mit Wohlfühlcharakter.