Encens Mythique
Encens Mythique d'Orient
2012

Aorta
06.12.2015 - 16:53 Uhr
12
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Tête-à-Tête zwischen Orient und Okzident

Wenn es eine Sache gibt, von der in diesen trüben Tagen dringend mehr nötig wäre, dann sicherlich Völkerverständigung. Und sofern sich dieses Prinzip olfaktorisch ausdrücken ließe, so wäre "Encens Mythique d'Orient" ein sehr guter Kandidat dafür. Denn hier trifft Orient auf Okzident, der Duft ist ein Tête-à-Tête zwischen Gewürzbasar und französischem Raffinement - ganz ohne Kulturkonflikt.

Ich traue mich jetzt einfach mal die Behauptung aufzustellen, dass die Kopfnote wie ein sehr edles Haarspray duftet: Der Auftakt wirkt an mir sehr aldehydlastig. Das geht aber binnen der ersten paar Minuten vorbei und dann rieche ich deutlich, aber nicht unangenehm, Pfeffer. Dazu gesellt sich knochentrockener Vetiver, der mit dem Weihrauch Ringelpietz mit Anfassen spielt. Die Rose hält sich bei mir eher im Hintergrund, ist dunkel und samtig, vage erinnert sie mich an "Secrets de Rose" von Parfums de Rosine. Wie auch bei der von mir sehr geschätzten "Angélique Noire" changieren die einzelnen Duftnoten hier, der Verlauf ist nicht sehr dramatisch. Ich bilde mir ein, dass Thierry Wasser am Ende noch einen Hauch Oud hineingemogelt hat, vielleicht ist das gänzlich bescheiden mit dem oben in der Duftpyramide angegebenen "Unterholz" gemeint?!

Zusammengefasst in fünf Stichworten könnte er so beschrieben werden: warm, trocken, dunkel, holzig, fein-würzig. Encens Mythique d'Orient ist kein typischer Gewürzkracher, dafür kommt er zu diskret daher. Prädestiniert ist er meines Erachtens für die große Abendgarderobe, doch ich trage ihn in der kühleren Jahreszeit moderat dosiert auch gerne am Tage im Büro. Die Haltbarkeit ist sehr gut, morgens aufgetragen nehme ich ihn in Spuren noch abends wahr. Die Sillage ist auch im oberen Bereich, jedoch weniger stark als bei Angélique Noire.

Nach einem Testschnuppern in Düsseldorf ging er mir nicht mehr aus dem Kopf und ich habe ihn - wenngleich auch mit einigen Monaten Verzögerung - in Frankfurt gekauft.

Fazit: Chapeau, Monsieur Wasser!
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