Eau de Médiane

Nordnase
06.06.2021 - 14:04 Uhr
4
Hilfreiche Rezension
8
Preis
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Gewitterduft

Sommer.

Hitze.

Fernes Wetterleuchten.

Natur pur.

Das Gewitter naht.

Grelle Blitze durchzucken das Lila-Blau-Grau-Schwarz des Himmels. Schwerschwüle Luft liegt über der staubigen Stadt. Donnergrollen und erste Regentropfen durchdringen die geladene Atmosphäre, warmer Wind weht herüber.

Ich stehe barfuß auf der überhitzten Straße und warte auf die Erlösung.

Dann - erste schwere Tropfen benetzen den Boden, feuchtwarmer Erdengeruch steigt herauf. Alle Pflanzen warten auf den erlösenden Regen, es geht los. Zuckende Blitze, Donner, ohrenbetäubendes Krachen. Ein Naturschauspiel ohnegleichen- jeden Sommer auf´s Neue, immer wieder faszinierend.

Wie klein wir doch sind.

Ein Rausch von Regen erfüllt den Asphalt, viel viel Wasser prasselt nieder. Im ersten Moment erscheint der Boden zu ersaufen, aber der Schein trügt…Die angestaute Energie entlädt sich, Regen, Wind und Blitz-Gedonner mischen sich in einem endlosen wilden Tanz.

Ich stehe inmitten dieses Getöses und freue mich über das längst fällige Nass, das nun den Boden tränkt, schier unersättlich ist sein Durst…

Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigt sich der Himmel, das Blitzen und Grollen werden leiser und ferner… Immer weiter entfernen sich die geladenen Wolken, aber der lauwarme Regen hält an. Er wird leichter und weniger, bis nur noch Tropfen ankommen.

Dann wird es still.

Der Boden atmet.

Sonnenstrahlen lassen alles erglitzern und erwärmen nun wieder Erde, Pflanzen und Bäume.
Kräutergrüne Düfte und Schwaden steigen herauf. Fein und feuchtwarm ziehen sie durch den Garten, gemischt mit sanftnassen Blüten- und Holznuancen lassen sie sich sanft nieder.

Duftender Frieden.

Hier nun die erste Rezension für Eau de Médiane, ein Duft, der diesen Moment für mich am besten einfängt. Feuchtes frisches Basilikum vermischt sich mit Lavendel und Rosmarin, beträufelt mit frischem Zitronensaft. Erdig-herb schwirren zerriebene Gräserhalme vorbei und ergeben ein mediterranes befreiendes Erwachen.

Tief durchatmen.

Einige liebliche kleine Blüten mischen sich unter im Drydown und mildern die bittergrüne Herbheit ab.

Man sagt diesem Duft eine gewisse Ähnlichkeit zu Sous le Vent von Guerlain nach, dessen Feinheit und Vielseitigkeit erreicht er aber nicht.

Fürwahr trotzdem für mich ein inspirierender und erfrischender feiner Duft aus einer kleinen belgischen Parfümerie.

Guy Delforge begann sein Schaffen 1986, in einer ehemaligen Artillerie-Versuchsanstalt, in unmittelbarer Nähe eines Grafenschlosses, unweit der Zitadelle von Namur. In diesen geschichtsträchtigen Kasematten schuf der Parfümeur im Laufe der Jahre viele einzigartige Düfte, hier in Deutschland noch wenig bekannt. Edle Duftkreationen aus ätherischen Ölen reifen dort wie gute Weine in großen Glasballons und werden nach dieser Reifung fachgerecht in der Manufaktur abgefüllt.

Ein Besuch auf der Webseite lohnt sich.

Und vielleicht auch ein Besuch vor Ort.
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