Hermessence Ambre Narguilé 2004

Louce
05.01.2011 - 07:07 Uhr
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft

Lustadel

Was ist nach NECs klarem und aussagekräftigem Grunzen noch anzufügen?
Ich versuche, mein eigenes „Oink“ (Denn dieser Duft lädt einfach zum Suhlen ein.) etwas breiter auszuformulieren:
Bei aller sinnlichen Körperlichkeit, beim aufwallenden Lustappetit und der großen Höhlentauglichkeit dieses Duftes, muss erwähnt werden, wie absolut edel er gleichzeitig ist! Oft wird das erotische Potenzial eines Duftes durch opulente Reichhaltigkeit und/oder frontal-direkt wirkende Noten erreicht. Das ist nicht im ahnbaren Ansatz der Fall hier. Hochkarätig edel wirkt er vom ersten Sprühstoß bis zum letzten (sehr späten) Hauch der Basis. Nichts ist grob, derb oder simpel. Einfach, gerade, klar, ja… aber in keinem Moment einbahnstraßig simpel.
Ein ausgesucht adliger und ehrbarer Ingwer ist tonangebend vor einem wunderschön ausgeführten, tiefen und dunklen Ambramotiv. Dieser Ingwer bleibt hell, ein wenig beschwipst und immer aufs Neue einen Reizimpuls setzend, während er vor der leicht rauchigen, vornehm weichen und breiten ambratischen Fläche mit unglaublich lange währender Puste schillert. Ohne die Bestandteile zu kennen, vermutete ich irgendeine karamellige Alk-Note (Cognac war mein Tipp), aber dieses ganze Schwipspotenzial ist wohl dem Ingwer zuzuschreiben. Nach etwa 10 min kommt ein goldener Honig dazu. Er ist dickflüssig, tiefsüß und schwääääär, aber macht ganz kurz vor der Unerträglichkeitsgrenze Halt und driftet wieder zurück. Dafür kommt ein Weihrauch zu immer größerer Kraft. Er gibt Hall und Echo, verhindert, dass das Ganze zu niedrig bleibt und klebrig wird.
Mein Französisch reichte nicht, um „narguilé“ ( = für die Wasserpfeife) zu übersetzen, aber als ich nachschlug, fand ich es sehr einleuchtend: Da ist nämlich ein feuchter Tabak zu riechen. Kein Zigarren- oder leicht klammer Pfeifentabak, nein, der typische, faserig-feuchte Sishatabak ist es, hier mit einer würzig-fruchtigen Ingwernote aromatisiert.
Ein „übersichtlicher“ Duft, dessen Noten einzeln glänzen und doch perfekt zusammen wirken. Ein Verschmelzen ohne das jeweils Charakteristische auszublenden. Er wirkt spürbar aufs limbische System ohne dadurch billig zu werden, im Gegenteil.
Lustvoll und gleichsam meisterlich, feierlich, in seiner Dunkelheit durchsichtig und klar mit leuchtenden Goldpunkten. Wie ein wolkenloser Nachthimmel.
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