Le Mâle Jean Paul Gaultier 1995 Eau de Toilette
28
Top Rezension
Es ist Neunzehn-sechsundneunzig...
...Meine Freundin ist weg und bräunt sich
In der Südsee. – Allein?
Ja, mein Budget war klein
Na fein! Herein, willkommen im Verein!
Wer das Lied nicht mehr kennen sollte, das ist „Jein“ von Fettes Brot und erinnert mich immer noch an die Zeit, als an meine Haut nur Wasser und Gaultier gelassen wurde. Dieser Duft war damals für uns junge „Männer“ (eher Buben) ein nie dagewesenes Novum- so süß, so auffällig, so einzigartig!
Ich nutzte damals (auch aus Budgetknappheit) vornehmlich das, was mein Vater so im Bad stehen hatte und das war eben… nicht wirklich „cool“. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das erste Mal mit Le Male in Berührung gekommen bin, aber es hatte mich sofort in meinen Bann gezogen. Es wurde mein treuer Begleiter in allen Lebenslagen- in den Diskos, den Dorffesten, der Schule sowieso und eigentlich immer, wenn ich das Haus verließ.
Le Male hat aus meiner historisch-olfaktorischen Sicht den Weg in die mittlerweile für viele Männer heute völlig selbstverständliche Metrosexualität geöffnet. Schaut man sich die Werbemotive der damaligen Kampagnen heute an, findet man die vielleicht etwas kitschig und lasziv. Aber damals fanden viele Leute die posierenden Matrosen total schwul und so überhaupt nicht geeignet um auf Werbeplakaten gezeigt zu werden. Und dann auch noch von einem offen schwul lebenden Modedesigner!
Was für die meisten heute selbstverständlich ist, war damals noch tabuisiert. Hast du als Jugendlicher mehr benutzt als Nivea-Creme, warst du gleich weibisch- heute hat die Kosmetikabteilung für Männer fast schon die Größe der Damenkosmetikabteilung. Es waren meines Erachtens die frühen 2000er als die Bezeichnung „Metro“ aufkam, David Beckham (niedlicher Haarreif gepaart mit maskuliner Attitüde und den in Mode kommenden (Unterarm-) Tätowierungen) war ein einflussreicher Wegbereiter der neuen Männlichkeit mit Augenbrauenzupfen, rasiertem Gebimsel, komischen Fönfrisuren und T-Shirts mit Ausschnitt bei Herren. All das ist heute selbstverständlich (ob man es schön findet, ist etwas anderes).
Warum schweife ich so ab? Weil Le Male der olfaktorische Urknall für diese Entwicklung war. Le Male wurde so erfolgreich, dass fast jeder Mann unter 25 in den späten 90ern nach JPG roch. In den Fußgängerzonen und Clubs war nur noch diese Duftmarke wahrzunehmen und ich fand es klasse auch so zu riechen!
Francis Kurkdjian, der Erfinder von Le Male, hat durch seinen jungen Megaerfolg längst sein eigenes Duftimperium geschaffen. Amouage und Marly nahmen sich für ihre Topseller Duftanleihen von Le Male, was auf die anhaltende Popularität der Duft-DNS (ja, früher hieß es auch noch DNS und nicht DNA) hinweist.
1996: Ich sehe Le Male als Meilenstein der Duftgeschichte, ein genialer, avantgardistischer Duft, der eine ganze Buben-/Männergeneration beeinflusst hat.
2019: Ich rieche Le Male an jemandem und frage mich, ob der immer noch Kassetten von Fettes Brot, Brand New Radicals und Weezer hört.
Ich möchte den heutigen Nutzern von Le Male nicht zu nahe getreten sein- dieser Kommentar spiegelt lediglich meine Assoziationen und Erfahrungen wieder.
Danke fürs Lesen
In der Südsee. – Allein?
Ja, mein Budget war klein
Na fein! Herein, willkommen im Verein!
Wer das Lied nicht mehr kennen sollte, das ist „Jein“ von Fettes Brot und erinnert mich immer noch an die Zeit, als an meine Haut nur Wasser und Gaultier gelassen wurde. Dieser Duft war damals für uns junge „Männer“ (eher Buben) ein nie dagewesenes Novum- so süß, so auffällig, so einzigartig!
Ich nutzte damals (auch aus Budgetknappheit) vornehmlich das, was mein Vater so im Bad stehen hatte und das war eben… nicht wirklich „cool“. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das erste Mal mit Le Male in Berührung gekommen bin, aber es hatte mich sofort in meinen Bann gezogen. Es wurde mein treuer Begleiter in allen Lebenslagen- in den Diskos, den Dorffesten, der Schule sowieso und eigentlich immer, wenn ich das Haus verließ.
Le Male hat aus meiner historisch-olfaktorischen Sicht den Weg in die mittlerweile für viele Männer heute völlig selbstverständliche Metrosexualität geöffnet. Schaut man sich die Werbemotive der damaligen Kampagnen heute an, findet man die vielleicht etwas kitschig und lasziv. Aber damals fanden viele Leute die posierenden Matrosen total schwul und so überhaupt nicht geeignet um auf Werbeplakaten gezeigt zu werden. Und dann auch noch von einem offen schwul lebenden Modedesigner!
Was für die meisten heute selbstverständlich ist, war damals noch tabuisiert. Hast du als Jugendlicher mehr benutzt als Nivea-Creme, warst du gleich weibisch- heute hat die Kosmetikabteilung für Männer fast schon die Größe der Damenkosmetikabteilung. Es waren meines Erachtens die frühen 2000er als die Bezeichnung „Metro“ aufkam, David Beckham (niedlicher Haarreif gepaart mit maskuliner Attitüde und den in Mode kommenden (Unterarm-) Tätowierungen) war ein einflussreicher Wegbereiter der neuen Männlichkeit mit Augenbrauenzupfen, rasiertem Gebimsel, komischen Fönfrisuren und T-Shirts mit Ausschnitt bei Herren. All das ist heute selbstverständlich (ob man es schön findet, ist etwas anderes).
Warum schweife ich so ab? Weil Le Male der olfaktorische Urknall für diese Entwicklung war. Le Male wurde so erfolgreich, dass fast jeder Mann unter 25 in den späten 90ern nach JPG roch. In den Fußgängerzonen und Clubs war nur noch diese Duftmarke wahrzunehmen und ich fand es klasse auch so zu riechen!
Francis Kurkdjian, der Erfinder von Le Male, hat durch seinen jungen Megaerfolg längst sein eigenes Duftimperium geschaffen. Amouage und Marly nahmen sich für ihre Topseller Duftanleihen von Le Male, was auf die anhaltende Popularität der Duft-DNS (ja, früher hieß es auch noch DNS und nicht DNA) hinweist.
1996: Ich sehe Le Male als Meilenstein der Duftgeschichte, ein genialer, avantgardistischer Duft, der eine ganze Buben-/Männergeneration beeinflusst hat.
2019: Ich rieche Le Male an jemandem und frage mich, ob der immer noch Kassetten von Fettes Brot, Brand New Radicals und Weezer hört.
Ich möchte den heutigen Nutzern von Le Male nicht zu nahe getreten sein- dieser Kommentar spiegelt lediglich meine Assoziationen und Erfahrungen wieder.
Danke fürs Lesen
4 Antworten


Den Duft hatte ich früher leider nie auf meiner Haut