Le Mâle 1995 Eau de Toilette

Cesar
14.03.2013 - 10:45 Uhr
5
9
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft

Le Mal?

Der Name meines Kommentars hat einen Grund, wie sich der halbwegs informierte Parfumliebhaber denken kann. Ich dachte mir wenn ich schon einen Kommentar zum umstrittensten Duft der letzten Jahre verfasse, dann lege ich gerne noch einen zu seinem Vorgänger in dieser Kategorie nach, denn den Erfolg, den One Million seit seiner Veröffentlichung hatte, den hat Le Male schon mehr als 10 Jahre länger. Bis heute verkauft sich der Duft so gut wie wohl kaum ein anderer in den großen Parfümerien. Im Winter 2011 war es dann auch bei mir so weit und ich kaufte mir den ausgefallenen Flakon, der mir zunächst überhaupt nicht gefallen wollte. Aber mittlerweile hat sich meine Meinung diesbezüglich geändert.

Zuerst einmal zum Duft selber, eins lässt sich auch ohne geübte Nase sagen: er ist süß. Undzwar verdammt süß. Wem die Süße von One Million zu heftig ist, der wird Le Male in der Regel hassen. Es ist keine schwere Süße, viel mehr eine leichte. Deswegen ging ich auch davon aus, dass man geschützt vor einer Überdosierung sei, schließlich bereitet es Kopfschmerzen, wenn man mehr als 3 Sprühstöße im Hals-Kopf Bereich tätigt, so penetrant wird dann die Wirkung der Kopfnote. Andere Leute, an welchen ich den Duft später noch vernehmen sollte, lehrten mich das Gegenteil. Aber das soll keine Kritik am Duft sein, denn mir sagt diese Note in angemessener Dosierung sehr zu. Am Anfang ist der Duft jedenfalls für mich sehr synthetisch und metallisch. Später rieche ich dann eine dominante Vanille, die den Duft etwas konventioneller macht, aber eigentlich ist das der falsche Begriff, denn dieser Duft ist zu keinem Zeitpunkt gewöhnlich. Eine Verwechslung mit einem Duft, der nicht später entstand und als Kopie oder Anlehnung gedacht war, halte ich für ausgeschlossen. Dieser Eau de Toilette hat einen wirklich einzigartigen Geruch, den ich wie mein geliebtes Fahrenheit als "Love or Hate" Duft bezeichnen würde. Eine neutrale Haltung ist aufgrund der Extravaganz und starken Projektion kaum möglich, sobald man mit Le Male konfrontiert wird.

Kommen wir nun zur Einordnung. Ich finde es schwer eine Jahreszeit auszumachen, in der sich Le Male besonders gut tragen lässt. Für den Winter ist er zu frisch, aber es geht trotzdem. Für den Sommer ist er zu stark, aber es geht bei minimalster Dosierung trotzdem. Man könnte also Frühling und Herbst wählen, aber ehrlich gesagt finde ich ihn zu keiner Zeit untragbar. Als primäre Zielgruppe sehe ich die 18 bis 35 jährigen. Für die Altersgruppe darunter ist er in der Regel (ich war eine Ausnahme :D) zu ausgefallen, da viele sich in dieser Zeit nur wenig mit Düften auseinandersetzen und eher zu den gängigen Deos greifen; für die Altersgruppe darüber ist er zu verspielt und jugendlich. Es sei jedoch gesagt, dass ich nach der Einstellung lebe man sollte tragen was einem gefällt, unabhängig vom Alter oder gar der gesellschaftlichen Zugehörigkeit.
Ich muss sagen ich mag diese Düfte mit dem Enfant Terrible Image, denn dieser Ruf hat häufig einen Grund, nämlich den, dass es kein 08/15 Duft ist, sondern dass etwas besonderes in dem Wässerchen steckt. In jedem Fall haben sie immer eine Gruppe von Verehrern und eine Gruppe von sogenannten "Hatern". Damit kann man wunderbar polarisieren und provozieren. Nicht wenige schreiben Le Male das gleiche Image wie dem Paco Rabanne Goldbarren zu und auch hier muss ich sagen, dass das nicht am Duft liegt, sondern lediglich an negativen Erfahrungen einiger Leute mit anderen Trägern. Denn wenn ein Duft so erfolgreich ist, dann ist klar, dass ihn auch weniger sympathische Menschen, ein gewisses Klientel mit wenig Ansehen bei der gehobeneren Gesselschaft, als ihren Signaturduft wählen. Muss man sich davon den Duft selbst kaputt machen lassen? Ich denke nicht. Für die Arbeit oder ein Date eignet sich der Gaultier sowieso nicht, zu stark und extravagant, selbst wenn er nicht so verbreitet wäre. Diese Vielzahl von Trägern und diese ganz bestimmten Leute im Speziellen machen einem also im Grunde gar nichts kaputt, es ist ein Duft den man nur für sich selbst und vielleicht noch die Partnerin trägt, sofern diese sich in den Matrosen verliebt hat. Um von sich aus ein klassischer Proll und Machoduft zu sein ist er viel zu weiblich angehaucht. Eine Süße und eine Vanillenote dieser Stärke sind nun wahrlich untypisch für ein Herrenparfum, das kann man nicht bestreiten. Diese unbeliebte Kategorie Mensch kauft ihn sich also auch nur des heutigen Rufes wegen (in ihrem Fall aber wegen des Rufes als idealer Frauenmagnet), davon gehe ich ganz fest aus.

Meine Flasche ist mittlerweile leider fast leer und weil ich demnächst bereits mit einem anderen Neuzugang in meine Sammlung rechne werde ich für eine geraume Zeit auf diesen leckeren Wohlfühlduft verzichten müssen, aber früher oder später wird entweder er oder sein junger Bruder Le Male Terrible ganz sicher wieder Einzug in mein Regal halten.
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