Bath & Beauty Jil Sander 1981

Da stand Sie nun vor dem Spiegel in ihrem langen, eng anliegenden, dunkelblauen Polyester-Stretchkleid. Aus Ihrer Stereoanlage lief die neuste Bravo Hits CD.
Die Haare ihres durchgestuften Bobs hatte sie gegelt und hinter die Ohren gelegt.
Die kleinen Pickelchen und Unreiheiten auf Ihrer Stirn mit Make-Up Mousse, so gut wie es geht abgedeckt. Den Make-Up Rand würde man sicherlich nicht bemerken.

Die Lippen mit rosa Lipliner umrandet und ordentlich dicken und schmatzigen Lipgloss drauf.
Sie betrachte sich im Spiegel und nahm Ihre dünne und große Gestalt mit einer typisch-pubertären Unzufriedenheit war.
Nichts war so wie Sie es gerne hätte. Die Haare zu kurz, die Pickel nervig, zu groß, zu unförmig und zu flach.
Trotzdem musste Sie heute das Beste aus sich raus holen.
Nach monatelangem Üben in der Tanzschule war heute Ihr großer Tag.
Heute würde sie die ganze Nacht mit zig anderen Tanzen.
In einem Saal mit gedeckten runden Tischen mit wunderschönen Blumen, weißen Tischdecken und Kerzenleuchtern darauf.
Der Saal wird abgedunkelt sein und die Scheinwerfer nur für Sie und ihren Tanzpartner leuchten.
Der Tanzpartner den sie eigentlich gar nicht wollte der aber von der Körpergröße am besten zu Ihr passte. Er war zu schlaksig, zu dünn einfach zu glatt. Der Schwiegermuttertraum. Sie wollte eigentlich einen Bad-boy.

Alle Blicke würden auf sie gerichtet sein. Ihre Famile und Freunde würden an den üppigen Tischen platz nehmen und sie feiern während Sie den Abend mit einem Walzer eröffnete.

Sie ging an ihre Kommode auf der ein Geschenk Ihrer Tante stand. Explizit für diesen Abend. Nachdem sie es ausgepackt hatte hielt sie ein kleines weißes, cleanes und vielverprechendes Fläschchen in der Hand auf dem ein Name prangte den Sie schon von eines ihrer Parfums kannte.
Sie sprühte und sprühte nochmal. Völlig erschrocken verzog Sie das Gesicht.
Was war das denn ? Das roch ja gar nicht so wie das Parfum mit den drei gelben Buchstaben.
Es roch herb und seifig. Es war nicht süß, scharf und stach. Es roch nach "alter Frau". Es war ganz anders als all die süßen Parfums die Sie fein säuberlich auf ihrer kleinen, abgranzten Kommode stehen hatte.
Wie konnte sie ihr nur so einen Duft schenken ?! Ihr ganzes Kleid roch nun nach diesem Oma Puder. Es war furchtbar. Tränen stiegen in ihre Augen. Sie wollte doch perfekt sein. Es war ihr Abend.
Die Lösung bestand darin den Geruch mit einem anderen Geruch zu übertünchen. Also die drei gelben Buchstaben overload sprühen.

Leicht angenervt nahm Sie die geliehen weiß glänzenden mit perlenbestickten Hochzeitshandschuhe ihrer Mutter und zog diese über ihre Hände. Sie reichten ihr bis zu ihren Ellenbogen.
Sie trat ins Wohnzimmer und da stand er, ihr Tanzpartner (auch er hatte sich mit der Auswahl seiner Tanzpartnerin arrangieren müssen), mit der rosa Stoffansteckblume an seinem Jacket hielt er mit ausgestreckter Hand den kitschigen rosa Stoffblumenstrauß, den sie eigens ausgesucht hatte, vor sie hin.

Nichts passte.. Weder die Handschuhe zum Kleid, noch die Frisur, noch der kitschige Blumenstrauß noch der Tanzparnter und ganz besonders nicht der Duft.
Der Teenager war ich.