Joop! Go 2007

Kruemel952
12.05.2012 - 17:05 Uhr
13
Top Rezension
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft

Go! - Achtung, es geht los!

Lange Zeit war ich was Kommentare angeht nur passiv aktiv, habe stets nur mitgelesen, Erfahrungen gesammelt, doch mich nie selbst ins Getümmel geworfen.
Heute wird sich das ändern!

Meinen ersten Kommentar diesem Parfüm zu widmen, ist kein Zufall. Es war eines der allerersten Parfüms, die ich selbst getragen habe. Damals war der Duft frisch auf dem Markt und ich war auch noch frisch.
6 Jahre ist es her - damals war ich 12... Und hätte wohl nicht geahnt, dass Parfüm neben der Musik mal eines meiner größten Hobbys wird.
Doch auch Joop! Go ist dafür mitverantwortlich.
Und damit Go! - Los geht's!

Wie riecht Joop! Go?
Die Kopfnote ist für mich der schönste Teil von Joop! Go. Direkt nach dem Aufsprühen wird man von einer intensiven Wolke aus Blutorange und einer scharfen Chillinote energetisiert. Die beiden Noten werden durch ein Rhabarberbeet ausgefüllt, welches die Noten gut zusammenführt. Joop! bewirbt diese Rhabarbernote als "gefroren" und diese Eigenschaft kann ich definitiv erkennen.
Daher empfinde ich die Kopfnote auch als so energetisierend. - Die Hitze der Chilli und die Kälte des "gefrorenen" Rhabarbers wirken, als wenn man abwechselnd kalt und warm duscht. Diese Eigenschaft kauft sich Go durch eine deutlich wahrnehmbare Synthetik ein. Die gefrorene Note schränkt die Transparenz des Duftes ein, dadurch wirkt er allerdings auch breiter.
Die Citrusnote der Blutorange färbt das ganze olfaktorische Erlebnis grün. Auch wenn Blutorange eigentlich rot ist, erscheint sie innerhalb dieses Parfüms nicht wirklich lange als rot, was nicht nur am froschgrünen Flakon, sondern auch am Herz liegt, was nun folgt.

Denn nun wird's blumig. Das liebe Veilchen unterlegt die ausgesprochene... Nunja "Grünheit" dieses Duftes. Wir befinden uns ca. eine halbe Stunde vom Auftragen entfernt und das Herz präsentiert sich. Wir haben uns von der grünen morgendlichen Wechseldusche etwas erholt und machen uns nun auf den Weg ins Grüne.
Dort begegnen wir neben dem Veilchen, das das Herz gut ausfüllt und ihm Substanz gibt, der Geranie. Letztere macht mit der Kälte weiter, wo die eisige Synthetik des "gefrorenen Rhabarbers" aufgehört hat. Wer schonmal Geranium pour Monsieur von Frederic Malle gerochen hat, weiß, dass Geranie hier ausgesprochenen eisig, fast zahnpasteartig in Szene gesetzt wird. Ähnliches lässt sich auch hier bei genauem Hinriechen im Herzen erkennen. Damit's an dieser Stelle nicht zu "dunkelgrün" wird und das froschgrüne Wasser seiner Farbe auch weiterhin gerecht wird, unterstützt die Zypresse die beiden Blumen mit ihrem süßen, hellen Geruchseindruck. Die Zypresse setzt bei der "olfaktorischen Frequenz" da an, wo das Veilchen aufhört, die Geranie setzt mit ihrer ihrer Kälte wiederum über der Zypresse an. Somit formen Veilchen, Zypresse und Geranie von unten nach oben einen harmonischen Dreiklang.
Das Herz ist genauso schön breit und gut ausgefüllt, wie schon die Kopfnote.

Nach einem Spaziergang in dieser schönen olfaktorisch hellgrünen Blumenwelt kommen wir von der Wiese langsam in den angrenzenden Nadelwald. Die Chilli aus der Kopfnote ist noch ab und zu durchkommen und hat dem Veilchen seinen letzten Morgentau wegkondensiert. Es ist mittlerweile Mittag, die Sonne steht hoch am Himmel und die Geruchswelt, in der wir uns befinden wird immer trockener. Das liegt nicht zuletzt an den vielen Balsamtannen, von denen wir nun umgeben sind.
Es wird jetzt tatsächlich ziemlich holzig, regelrecht nadelig und der Duft wird langsam immer trockener und auch kratziger.
Wir bemerken: ein Moschushirsch war hier im Wald und Paarungszeit scheint wohl auch gerade zu sein. - Den Moschus, der sich langsam zur Basis gesellt, bemerken wir jetzt immer deutlicher und das spiegelt sich auch in der gefühlten Temperatur des Duftes wieder.
Keine Angst, dieser Moschus, den wir hier vernehmen ist nicht "dreckig" und "echt" wie z.B. in Musc Ravageur... Es ist eher der typische Designerduftbasis Moschus, ein "weißer Moschus". Dieser verträgt sich auch mit dem hellgrünen Thema des Duftes noch ganz gut. - Der Duft bleibt einigermaßen sauber.
Die anfängliche Energie und der Tatendrang ist dem Duft jetzt allerdings auch entgangen, nachdem einige Stunden vergangen sind und wir den Ausflug ins Grüne hinter uns haben.
Denn so langsam ist es mit den hellgrünen Eindrücken vorbei.
Der sanfte Moschusschleier, der am Ende des Duftes auf unserer Haut bleibt wirkt ein wenig kraftlos und müde.
Dieser Müdigkeit könnten wir natürlich entgegen kommen, indem wir den Duft nachsprühen. Dann würde uns die Wechseldusche und die Energie der Kopfnote schon wieder wachrütteln und die Reise ginge von vorne los.

Wann ist Joop! Go am besten tragbar?
Für mich ist diese Antwort ganz klar: Im Frühling. Frühling und Go passen einfach ausgesprochen gut zusammen. So gut wie der Frühling den Sommer ankündigt und das "Go!" der Natur verkündet, so gut komplementiert das grüne Wasser diese Jahreszeit.
Für viele ist Joop! Go ein absoluter Sommerduft. Es gibt einige Noten in Go, die mir für den Sommer einfach zu hitzig sind. Die Chilli in der Kopfnote ist mir für manche warme Sommertage viel zu heiß, da kommen der gefrostete Rhabarber und die Geraniennote dann auch nicht mehr gegen an. An warmen Sommertagen wünsche ich mir eine kalte Dusche! Keine Wechseldusche!
Außerdem ist mir die Basis zu schwer und moschusbetont für 30 Grad im Schatten.
Im Herbst ist er auch gut tragbar, aber von der Duftstimmung nicht so passend wie im Frühling.
Und im Winter ist er einfach zu hell. - Zu hellgrün. Er hat nicht genug Power für kalte Wintertage und seine Frühlingstagsstimmung passt auch nicht wirklich zu kahlen Bäumen, Schnee und eisigen Temperaturen.

Wer kann Joop! Go tragen?
Joop! Go wird für die jüngere männliche Generation vermarktet. Das ist meiner Meinung nach auch richtig so. Für alte Knacker ist die Kopfnote zu explosiv, der Geruchseindruck zu hell.
Allerdings darf der Duft von jedem, der sich nach einem olfaktorischen Energiekick sehnt, getragen werden. Eine Altersgrenze möchte ich hier keinesfalls festlegen. Der Duft ist sehr einfach zu tragen und jeder, der sich jung und dynamisch genug fühlt, wird ein passenden Träger dieses Duftes darstellen.
Die Blutorange, die Chilli, das Veilchen und die holzige Note der Balsamtanne vermitteln in meiner Wahrnehmung einen Geruchseindruck, der nach aktuellem Zeitgeist eher "männlich" ist.
Jede weibliche Trägerin, die sich nicht vor einer Wechseldusche scheut und einem Spaziergang im Hellgrünen etwas abgewinnen kann, kann den Duft aber meiner Meinung nach auch gut tragen. Die süße Zypresse und der Moschus würden einer Trägerin meiner Meinung nach sogar gut stehen.
Sophie Labbé hat mit Go einen Duft geschaffen, der dem aktuellem Zeitgeist der jungen Generation gerecht wird. Der Duft wirkt zum Teil ein wenig synthetisch, insbesondere der Übergang von Herz zu Basis wirkt recht kratzend und auch das Veilchen wirkt nicht immer ganz natürlich.
Aber gerade Elemente wie gefrorener Rhabarber und Chilli geben dem Duft einen modernen Kick, der dem Ausrufezeichen des Flakons gerecht wird.
Das Thema des gelungenen grünen Flakons wird sehr konsequent umgesetzt und heraus kommt ein Duft, der in meiner Nase das Zeug zum Klassiker hat und meiner Empfindung nach auch deutlich mehr Fantasie und Ideenreichtum hat, als andere Kreationen von Sophie Labbé, "Freigeist" beispielsweise.
Joop! Go verfügt darüber hinaus ja auch über einen sehr fairen Verkaufspreis und ist somit unbedingt eine Empfehlung wert!
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