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Sehr hilfreiche Rezension
Vom Synthie-Popper zum Dancefloor-Klopper
Ich hab' da diese Angewohnheit: ich vergleiche Parfum gerne mit Musik. Ich weiß nicht warum, vielleicht liegt es daran, dass beide Arten von Kunst (wobei man im Falle der Parfumerie ja eher von "Kunsthandwerk" sprechen muss) so viel Atmosphäre, Stimmungen und Bilder in meinem Kopf hervorrufen. Und in manchen Fällen passen dann meine Eindrücke von Musik und Parfum in meiner Birne irgendwie zusammen.
Besonders gut hat das bei "Joop! Homme" funktioniert. Der war für mich, ganz ein Kind seiner Enstehungszeit, schon immer Synthie-Pop. Kylie Minogue, Blue System, Camouflage. Gefällig, süßlich, richtig schön auf die Zwölf, aber halt auch wahnsinnig synthetisch. Musik für die Diskotheken - Stroboskope, Neonlichter. Kommerziell unglaublich erfolgreich, aber in Kritikerkreisen ein absolutes No-Go. Überhaupt: rein von den Verkaufszahlen her musste eigentlich jeder Zweite diese Platten daheim stehen haben - aber keiner der cool und sophisticated sein wollte gab es zu. So muss auch "Joop! Homme" gewesen sein.
Nach gut 25 Jahren hat sich so einiges getan. Statt Diskotheken sind jetzt Clubs gefragt. Epilepsie auslösende Lichttechnik ist out, die Masse bevorzugt gediegenere, "durchgestyltere" Beleuchtung. Provozieren will kaum jemand mehr, man will als gepflegt und attraktiv wahrgenommen werden. Alles eine Nummer glatter. Wie die Musik: dichter und basslastiger ist sie geworden, aber auch deutlich zahmer und "polierter". Aber: immer öfter hört man jedoch in diesen clubbigen Chart-Stampfern Versatzstücke aus Songs der erste Hälfte der 90er, die für den neuen Hit gesampelt wurden.
Und genauso ist für mich "Joop! Homme Extreme". Ein für den aktuellen Publikumsgeschmack zusammengestelltes Parfum, in das grob das Grundgerüst vom Original "Joop! Homme" "hineingesampelt" wurde. Ganz entfernt nimmt man sie im letzten Strophe wahr: die Duftmelodie des Synthie-Poppers; Patchouli. Vielleicht Heliotrop? Eventuell noch etwas Blumiges. Allerdings verpackt in den olfaktorischen Sound, der bei den jungen Menschen aktuell am besten ankommt: Gourmandiges. Eine deutliche Kakao-Note mit dunklen Beeren durchzieht die Herznote. Ruhiger, gedimmter, aber absolut zeitgemäß. Die junge Clubmeute findet es super, andere Zeitgenossen rümpfen die Nase: zu kommerziell, zu trashig, zu Computer. Wo sind die handgespielten Instrumente? Früher war alles noch nicht so schlimm.
"Joop! Homme Extreme" mit teuren Nischendüften zu vergleichen wäre dann auch so als würde man Pop-Musik mit Klassik oder Jazz vergleichen: unpassend. Beide Richtungen sprechen jeweils ein völlig unterschiedliches Publikum an. "Homme Extreme" würde ich nie und nimmer wie ein klassisches Stück im stillen Kämmerlein genießen. Der Duft ist Mucke für die Clubs: rausgehen, abtanzen, flirten. Sich wie ein Popstar fühlen. Äußerst leicht leicht zu konsumieren, partytauglich, anspruchslos, Laune machend.
Absolut nix für die Geschichtsbücher. Bach und Mozart bleiben für immer, der nächste Hit von Rihanna wird in sechs Monaten vergessen sein. Dann ist schon wieder was anderes cool. Wie all die Club-Titel, die nach einiger Zeit keiner mehr hören will. Aber ganz ehrlich? Noch befinden wir uns im Hier und Jetzt, da zählt die Magie des Augenblicks.
Und unter uns: da macht er gerade so richtig Spaß.
Besonders gut hat das bei "Joop! Homme" funktioniert. Der war für mich, ganz ein Kind seiner Enstehungszeit, schon immer Synthie-Pop. Kylie Minogue, Blue System, Camouflage. Gefällig, süßlich, richtig schön auf die Zwölf, aber halt auch wahnsinnig synthetisch. Musik für die Diskotheken - Stroboskope, Neonlichter. Kommerziell unglaublich erfolgreich, aber in Kritikerkreisen ein absolutes No-Go. Überhaupt: rein von den Verkaufszahlen her musste eigentlich jeder Zweite diese Platten daheim stehen haben - aber keiner der cool und sophisticated sein wollte gab es zu. So muss auch "Joop! Homme" gewesen sein.
Nach gut 25 Jahren hat sich so einiges getan. Statt Diskotheken sind jetzt Clubs gefragt. Epilepsie auslösende Lichttechnik ist out, die Masse bevorzugt gediegenere, "durchgestyltere" Beleuchtung. Provozieren will kaum jemand mehr, man will als gepflegt und attraktiv wahrgenommen werden. Alles eine Nummer glatter. Wie die Musik: dichter und basslastiger ist sie geworden, aber auch deutlich zahmer und "polierter". Aber: immer öfter hört man jedoch in diesen clubbigen Chart-Stampfern Versatzstücke aus Songs der erste Hälfte der 90er, die für den neuen Hit gesampelt wurden.
Und genauso ist für mich "Joop! Homme Extreme". Ein für den aktuellen Publikumsgeschmack zusammengestelltes Parfum, in das grob das Grundgerüst vom Original "Joop! Homme" "hineingesampelt" wurde. Ganz entfernt nimmt man sie im letzten Strophe wahr: die Duftmelodie des Synthie-Poppers; Patchouli. Vielleicht Heliotrop? Eventuell noch etwas Blumiges. Allerdings verpackt in den olfaktorischen Sound, der bei den jungen Menschen aktuell am besten ankommt: Gourmandiges. Eine deutliche Kakao-Note mit dunklen Beeren durchzieht die Herznote. Ruhiger, gedimmter, aber absolut zeitgemäß. Die junge Clubmeute findet es super, andere Zeitgenossen rümpfen die Nase: zu kommerziell, zu trashig, zu Computer. Wo sind die handgespielten Instrumente? Früher war alles noch nicht so schlimm.
"Joop! Homme Extreme" mit teuren Nischendüften zu vergleichen wäre dann auch so als würde man Pop-Musik mit Klassik oder Jazz vergleichen: unpassend. Beide Richtungen sprechen jeweils ein völlig unterschiedliches Publikum an. "Homme Extreme" würde ich nie und nimmer wie ein klassisches Stück im stillen Kämmerlein genießen. Der Duft ist Mucke für die Clubs: rausgehen, abtanzen, flirten. Sich wie ein Popstar fühlen. Äußerst leicht leicht zu konsumieren, partytauglich, anspruchslos, Laune machend.
Absolut nix für die Geschichtsbücher. Bach und Mozart bleiben für immer, der nächste Hit von Rihanna wird in sechs Monaten vergessen sein. Dann ist schon wieder was anderes cool. Wie all die Club-Titel, die nach einiger Zeit keiner mehr hören will. Aber ganz ehrlich? Noch befinden wir uns im Hier und Jetzt, da zählt die Magie des Augenblicks.
Und unter uns: da macht er gerade so richtig Spaß.
8 Antworten
FabianO vor 11 Jahren
@Maxi3000: Trotzdem lass ich dieses kritische Element in die Bewertung mit einfließen. Ich gucke auch gerne Spencer- und Hill-Filme zur Zerstreuung, Belustigung und aus kultiger Nostalgie. Trotzdem gebe ich denen- sachlich gesehen- keine Note 1 oder 2
Maxi3000 vor 11 Jahren
... dennoch lieben viele Leute Popmusik, trotz der vermeintlich fehlenden musikalischen "Qualität". Ich auch. Von daher meine 80% weil ich ihn hier und jetzt einfach gut finde. In ein paar Jahren, schauen wir mal: Geschmäcker ändern sich ja.
Maxi3000 vor 11 Jahren
@FabianO: Ich kann verstehen, wenn einem der Duft nicht zusagt. Genau deshalb habe ich ja den Popmusik-Vergleich gezogen: Popmusik ist ja eine Form, der viele aufgrund ihrer Kurzlebigkeit und Funktionalität ihren Status als "Kunst" absprechen...
Ormeli vor 11 Jahren
Schöner Vergleich – klasse Kommentar :-)
MrWhite vor 11 Jahren
Kommentar passt nicht zum Duft, denn der Duft ist richtig schlecht.
FabianO vor 11 Jahren
...ist? Da widersprichst Du Dir dann selbst, weil dein 1. Absatz klar ein entscheidendes Merkmal anspricht - den Kunstaspekt. Richtige, echte Kunst hat kein Ablaufdatum. Und diese süße Synthetikbrause ist von diesem Kriterium meilenweit entfernt.
FabianO vor 11 Jahren
An sich ein guter und abgewogener Kommentar. Aber wie passen "anspruchslos" und "nicht zeitlos" mit 80 % zusammen? Für mich schließt sich das aus. Oder willst du dem Duft in 5 Jahren (wenn er eh nicht mehr existiert), 40 % , weil seine Zeit vorbei..
Rainero vor 11 Jahren
phantastischer Kommentar !! Bravo !!

