Calamity J. Juliette Has A Gun 2009
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Sehr hilfreiche Rezension
Die Pferdedecke oder Damencatchen nachts um elf
Dinge gibt es, da kann man nicht hin- und auch nicht wegschauen. Ende der 90er (oder kurz danach - das Fernsehen sendete noch nicht rund um die Uhr) füllten die noch jungen Sender eurosport (der ein Sportsender geblieben bzw. seitdem einer geworden ist) und DSF (der schon damals mehr auf Möpse setzte, nun sport1 heißt und neben Möpsen auch auf Teleshopping und Call-In-Shows setzt) ihr Spätprogramm mit einer ganzen Reihe von Absonderlichkeiten. Eine davon hieß 'Gorgeous Ladies of Wrestling', zu deutsch kurz: Damencatchen. Mehr oder weniger attraktive - ähnlich den Herren zumeist einem Motto nachfolgende und entwürdigend gekleidete - Damen mimten im Ring gleichsam absurde wie faszinierende Kampfhandlungen - besonders beliebt waren sogenannte 'Handicap Matches', bei denen gleich zwei oder drei zierliche, hübsche Kandidatinnen - z.B. Little Egypt (in sieben Schleiern), Little Fiji (im Hula-Röckchen) und Amy, the Farmer's Daughter (in karierter Bluse, lose vor der Brust geknotet) - gegen eine Einzelkämpferin antraten. Beispielhaft sei Matilda the Hun genannt, die 3,05 Meter groß war und sich vor jedem Kampf mit einem rohen Kotelett stärkte. Matilda knockte die anderen in aller Seelenruhe nacheinander aus, ehe sie dann auf einen der Eckpfosten kletterte, um von dort - Ihr wisst Bescheid...
Genauso gibt es auch Düfte, bei denen man nicht hin- und nach dem Auftragen auch nicht mehr nicht hinriechen kann. Calamity J. - benannt nach Martha Jane Cannary (Goldgräberin, Saloondame und unter dem Namen 'Calamity Jane' zur Wildwest-Ikone avanciert) und vor ein paar Wochen mehr zufällig als vorsätzlich bei Jelmoli in Zürich getestet, wo es einen Nachmittag zu vertrödeln gab - ist einer dieser Kandidaten. Kraftvoll, unfreundlich und missgelaunt ist er vom ersten Augenblick - selten nur habe ich Zimt derart unleidlich und schroff erlebt. Ihm folgen Patchouli - noch dumpfer arrangiert, als man ihn gemeinhin kennt - und ein Akkord wie von einem alten Lappen, mit dem man Pferde nach der Jagd abreibt, mutmaßlich getrieben durch Muscenone (synthetisierter und danach patentrechtlich geschützter Moschus), Bibergeil und Zibet. Das Iso-E-Super (kann man einen Duftstoff noch weniger sinnlich benennen?) schließlich verleiht ihm eine überaus hartnäckige Haltbarkeit und etwas Dichtes, Hautnahes, nachgerade Schmieriges - aber das mag teilweise auch der Wärme des Zürcher Sommernachmittags geschuldet sein. Calamity J. hat etwas fast Groteskes in seiner dumpfen, beinahe modrig anmutenden Grummeligkeit, doch fehlen das Versöhnliche und Humorvolle, um ihn über seinen originellen Namen hinaus interessant zu machen.
Fazit: 'Calamity' heißt auf deutsch 'Katastrophe' oder auch 'Elend' - ganz so schlimm ist es mit Juliette Has A Guns merkwürdig kratzbürstigem Duft natürlich nicht. Überaus kreativ und gleichsam konsequent wie überzeugend umgesetzt ist seine Idee, dem fluchenden und Kautabak spuckenden Weib ein Denkmal zu verschaffen. Kreativ und konsequent umgesetzt war das faszinierend-absurde Schauspiel nachts um elf im DSF schon auch - und roch dabei nicht so nach Pferdedecke.
Genauso gibt es auch Düfte, bei denen man nicht hin- und nach dem Auftragen auch nicht mehr nicht hinriechen kann. Calamity J. - benannt nach Martha Jane Cannary (Goldgräberin, Saloondame und unter dem Namen 'Calamity Jane' zur Wildwest-Ikone avanciert) und vor ein paar Wochen mehr zufällig als vorsätzlich bei Jelmoli in Zürich getestet, wo es einen Nachmittag zu vertrödeln gab - ist einer dieser Kandidaten. Kraftvoll, unfreundlich und missgelaunt ist er vom ersten Augenblick - selten nur habe ich Zimt derart unleidlich und schroff erlebt. Ihm folgen Patchouli - noch dumpfer arrangiert, als man ihn gemeinhin kennt - und ein Akkord wie von einem alten Lappen, mit dem man Pferde nach der Jagd abreibt, mutmaßlich getrieben durch Muscenone (synthetisierter und danach patentrechtlich geschützter Moschus), Bibergeil und Zibet. Das Iso-E-Super (kann man einen Duftstoff noch weniger sinnlich benennen?) schließlich verleiht ihm eine überaus hartnäckige Haltbarkeit und etwas Dichtes, Hautnahes, nachgerade Schmieriges - aber das mag teilweise auch der Wärme des Zürcher Sommernachmittags geschuldet sein. Calamity J. hat etwas fast Groteskes in seiner dumpfen, beinahe modrig anmutenden Grummeligkeit, doch fehlen das Versöhnliche und Humorvolle, um ihn über seinen originellen Namen hinaus interessant zu machen.
Fazit: 'Calamity' heißt auf deutsch 'Katastrophe' oder auch 'Elend' - ganz so schlimm ist es mit Juliette Has A Guns merkwürdig kratzbürstigem Duft natürlich nicht. Überaus kreativ und gleichsam konsequent wie überzeugend umgesetzt ist seine Idee, dem fluchenden und Kautabak spuckenden Weib ein Denkmal zu verschaffen. Kreativ und konsequent umgesetzt war das faszinierend-absurde Schauspiel nachts um elf im DSF schon auch - und roch dabei nicht so nach Pferdedecke.
2 Antworten
Pluto vor 10 Jahren
Aus dem JHaG Probenset hat mich kein Duft so recht überzeugt, das Geld hätte ich mir sparen können :o)
Ergoproxy vor 10 Jahren
Hach ja, dass Wrestling kann man nun auf Tele 5 bestaunen, wenn man denn möchte, den Duft habe ich allerdings nicht annähernd so schauerlich in Erinnerung. :)

