Norwegian Wood 2010 Eau de Toilette

Taurus
30.05.2018 - 00:56 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
4
Sillage
4
Haltbarkeit
6.5
Duft

This Bird has flown

Bei Norwegian Wood denke ich zunächst an den großartigen Beatles-Song, der in nur knapp 2 Minuten die kurze Geschichte eine Mannes aus seiner Sicht erzählt, der seine Angebetete besucht und anstelle ihren Avancen nachzukommen freiwillig in der Badewanne übernachtet und die am nächsten Morgen auf und davon ist, denn der Vogel war schon ausgeflogen bzw. diese Chance vertan. Als Rache über den misslungenen Abend zündet er dann ihre Wohnung aus Norwegischen Holz an.

Das bemerkenswerte an diesem Song ist nicht nur die eingängige Melodie im ¾-Takt, sondern auch einer der ersten Einsätze einer Sitar in einem Popstück. Ich dachte bis vor kurzem, Norwegian Wood sei eher aus der Spätphase der Beatles, doch tatsächlich entstand es bereits 1965.

Norwegian Wood als Duft hält zum Glück länger als der Song, aber gefühlt auch nicht viel länger als eine Langspielplatte. Dabei beginnt er ebenso brav mit einem sehr angenehmen leicht zitrisch-würzigem Akkord um bereits einige Takte später ins Holzige zu wechseln. Mit dabei: eine dichte pudrige Begleitung samt den Eindruck in einer kleinen Wolke aus hellem Holzstaub geraten zu sein. Was dabei leicht synthetisch mitschwingt kann man durchaus tolerieren, denn da ist man im Mainstream-Bereich bekanntlich schlimmeres gewöhnt.

Im kleinen Finale changiert dann Norwegian Wood vom Pudrig-Holzige ins Pudrig-Vanille inklusive etwas Sandelholz – und das sehr angenehm ohne weiteren Störfaktor. Aber auch das passiert relativ komprimiert und für mein Empfinden arg leise.

Dabei sind neben den zitrischen Noten gerade die Hölzer und das gerade zitierte Vanille die einzigen Komponenten, die direkt herauszuschnuppern sind. Alles andere ist dann doch mehr oder wenig nebulös oder aufs Unkenntliche runtergedimmt.

Was immer man sich beim Konzept gedacht hat, weder den Song, noch das für Norwegen typische helle Kiefern- oder Fichtenholz lassen sich hier verorten. Und da das Thema leider etwas verfehlt ist, ein Gewisses Potential erkennbar ist, würde ich auch sagen: diese Chance ist vertan!

An dieser Stelle noch mal vielen Dank an Cappellusman für die Probe!
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