Tendre Madeleine Les Senteurs Gourmandes

"Tendre Madeleine" öffnet mit einem interessanten, süßen, zitrischem und würzigem (Zimt-?) Kopf, der sich auf meiner Haut auch einige Zeit hält und die Nase positiv kitzelt. Nach einiger Zeit weicht er einer sehr intensiven, süßen Mischung aus Mandel und Vanille, wobei die Vanille mich hier irgendwie eher an Vanillin erinnert. In dieser recht langen Phase finde ich den Duft grundsätzlich sehr angenehm und "kuschelig" auf meiner Haut; allerdings driftet die starke, synthetische Süße für mich beim ein oder anderen Riecher auch ins unangenehm Schrille ab. TM ist für mich im Grunde ein schönes, warmes Gelb, das in dieser Phase aber hin und wieder zu einem quietschigen Kanariengelb hin oszilliert. Viele Stunden später (dieser Duft hält sich bei mir bis zum Folgetag auf der Haut) hat sich das Parfum in eine einfache, weiche Vanille verwandelt, ähnlich vielleicht dem Duft einer guten Vanille-Duftkerze.
DIe Qualität des Duftes empfinde ich, vor allem angesichts seines Preises, als hoch, die Haltbarkeit ist enorm, die Sillage moderat bis stark.
Ähnlichkeiten weist TM verglichen mit seinem Duftzwilling "L" von Lolita Lempicka für mich vor allem in seinen Gourmand-Noten auf. Er fängt diesbezüglich genau das, was ich an "L" so schätze, die Mischung aus Vanille, Zimt und Zitrus, sehr schön ein und macht es zum alleinigen Protagonisten. Die nicht-gourmanden Noten, die "L" für mich zu etwas ganz Besonderem machen, fehlen mir hier allerdings. So ist es für mich, dank der zitrischen Akkorde, schon noch ein interessanter Gourmand-Duft, aber insgesamt keiner mit besonders herausstechendem Charakter.
In seinem Beginn erinnert mich TM auch an Frédéric Malles "Musc Ravageur". Im weiteren Verlauf bleibt Tendre Madeleine allerdings durchweg ein mehr oder weniger lauter Gourmand, während bei MR für mich ein weicher Moschus in den Vordergrund tritt.
Ich finde, dass man den Duft durchaus auch im Alltag tragen kann, wenn auch eher in der Freizeit. Besonders bei längeren Aufenthalten in kleinen Räumen mit mehreren Menschen wäre ich bei diesem Duft vorsichtig, hat für mich durchaus Kopfschmerz-Potential.
Mein Fazit: Ein netter Gourmand, der durch Gewürz- und Zitrusnoten einen interessanten Beigeschmack erhält, für mich aber zwischendurch auch den feinen Grat zur Nervigkeit hin überschreitet. Eher heimelige Weihnachtsbäckerei als Feinkonditorei. Trotzdem ein gemütlicher Duft, in den man sich an einem freien Tag mal einkuscheln kann.

EDIT: Ich empfinde ihn übrigens nicht als fluffig oder leicht, sondern eher als schwer. Wie Vanillesirup.