G. Bellini - X-Bolt 2012

Deimos
06.11.2016 - 15:17 Uhr
14
Top Rezension

David gegen Goliath (mit oder ohne Steinschleuder?)

G. Bellini X-Bolt ist ein Duft, auf den ich vor einiger Zeit im Zusammenhang mit Boss Bottled (den er gut kopieren soll) aufmerksam geworden bin. Dieser Kommentar ist vor allem ein Vergleich der beiden Düfte.

Ich beziehe mich dabei ausschließlich auf die mir zur Verfügung stehenden Muster (G. Bellini X-Bolt Chargen-Nr. 2146 und Boss Bottled Chargen-Nr. 5293) und meine subjektive Wahrnehmung beider Düfte. Alle Beschreibungen sind vergleichend (relativ gesehen zum jeweils anderen Duft) gemeint, also bitte nicht als kontextfreies "Review" mit absoluten Angaben missverstehen.

Die Eröffnung von X-Bolt wirkt auf mich etwas würziger und hat eine leicht holzige Note, die von meinem subjektiven Empfinden her fast schon den "Vibe" einer leicht rauchigen Nuance trägt. Dieses Zusammenspiel wirkt insgesamt etwas rau und ein wenig kratzig – Boss Bottled empfinde ich an dieser Stelle als deutlich weicher und runder. Der fruchtige Anteil kommt etwas weniger klar zur Geltung, als es bei der Eröffnung von Boss Bottled der Fall ist. Auch wirkt X-Bolt im Vergleich ein wenig synthetischer.

Bei der ersten, unmittelbaren "Drydown" Phase wirkt X-Bolt insgesamt etwas flacher und etwas weniger fruchtig. Es ist als ob man zwei unterschiedliche Drucke vom selben Bild vor sich hätte – die Parallelen sind da, aber einer der beiden Drucke ist etwas unschärfer und die Farben sind etwas blasser. Bei X-Bolt scheint an dieser Stelle bereits die süßlich wirkende Vanille kurz sandig, weich aus den Basisnoten hervor. Bei Boss Bottled sind die Kopf- und Herznoten viel zu präsent, als dass man die Basis bereits einzeln im Vordergrund ausmachen könnte. Insgesamt wirkt X-Bolt immer noch ein wenig synthetischer.

Im weiteren Verlauf des "Drydowns" ist mir etwas aufgefallen, das den zu diesem Zeitpunk, aktuell bestehenden Gesamteindruck des Duftes zwar nicht unmittelbar nachhaltig beeinflusst, dass ich des Details wegen aber trotzdem kurz erwähnen möchte. Der sandig weiche Aspekt der Vanille, der mir bereits davor aufgefallen war, verschwindet zu gewissen Teilen wieder, das Süßliche der Vanille tritt insgesamt etwas mehr in den Hintergrund und bekommt zwischenzeitig fast schon einen leicht cremigen, aber auch flachen Unterton. Eine solche Veränderung von Vanille, auch wenn sie zunächst nicht übermäßig groß ist, finde ich zu diesem Zeitpunkt und in dieser speziellen Form etwas ungewöhnlich. Ich sehe darin zumindest ein Indiz, dass sich die Qualität der einzelnen Bestandteile von X-Bolt (dem Preis entsprechend) von denen von Boss Bottled unterscheidet. Etwas später setzt dann ein im Laufe der Zeit zunehmender Verlust der fruchtigen Anteile von X-Bolt ein (möchte an dieser Stelle nochmal auf den oben genannten Vergleich mit den beiden Drucken hinweisen), während die leicht synthetische Wirkung unverändert bleibt und dadurch subjektiv zunimmt. Es ist zwar ein schleichender Prozess, den man vielleicht nicht sofort bemerkt, der im direkten Vergleich aber deutlich ist. Spätestens jetzt verliert X-Bolt etwas mehr an Ähnlichkeit zu Boss Bottled.

Die Eröffnung und der erste, unmittelbare "Drydown" dauern jeweils nur kurz an und sind vergleichsweise schnell vorüber. Auf mich wirkt der Verlauf weniger so, als ob der jeweilige Übergang bewusst durch die Komposition beabsichtigt ist, sondern mehr danach, dass vereinzelte Duftnoten einfach irgendwann abflachen bzw. nachlassen.

Unter dem Strich würde ich zwar sagen, dass X-Bolt streckenweise - bis auf einen gewissen Abstand – an Boss Bottled herankommt, aber zu keiner Zeit eine authentische Kopie darstellt. Möglicherweise gibt es auch Produktionschargen, die sich ähnlicher sind, das weiß ich aber nicht und kann dementsprechend auch nichts dazu sagen. Bei den beiden von mir getesteten Mustern kann ich die oft genannte, extrem große Ähnlichkeit der beiden Düfte jedenfalls nicht bestätigen.

Eine Detail-Bewertung für X-Bolt möchte ich an dieser Stelle nicht abgeben, da ich mich hauptsächlich auf einen Vergleich konzentriert habe, bin aber subjektiv der Meinung, dass mindestens ein Punkt zwischen den beiden Düften liegt.
2 Antworten