L'Eau de L'Hermine 2009

Dunkelblau68
19.11.2016 - 04:28 Uhr
4
Sehr hilfreiche Rezension
10
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
9.5
Duft

Ottolenghis Walnuss-Zitronentarte mit Lavendel

Ich habe meine wenigen Düfte, die ich hatte oder habe, noch nie ausschließlich in den damit assoziierten Jahreszeiten getragen. Im Gegenteil: in den 90ern Sun im Winter, J'Ose von Eisenberg, meinen Weihnachtsmarktduft, im Sommer.
Die liebe Süchtig aus dem Forum hat mich jetzt mit einem Fläschchen L'Eau de l'Hermine versorgt. Danke!
Ich war sehr gespannt.
Ja, ein Frühlings- oder Sommerduft ist er wohl. Das, was mir im Winter an langen Tagen fehlt, die Leichtigkeit, besitzt er definitiv.
L'eau de l'Hermine startet bei mir auch sehr, sehr spritzig-herb. Es könnte Kohlensäure darin, sein, fast bitzelt er auf der Haut... Er hat zu Beginn etwas Grünes, sogar ein bisschen Aquatisches Mag ich sonst gar nicht an mir, aber ich stelle mir vor, dass die Parfumeure von Lostmarc'h, die ja in der Bretagne direkt änder Küste ansässig sind, die Bergamotte-Früchte (oder heißt es Bergamotten? Ihhh, bitte nicht!) und Grapefruits vor deren Verarbeitung im bretonischen Meerwasser gewaschen haben und bin versöhnt.
Die Bergamotte rieche ich ganz deutlich heraus, am Anfang überdeckt sie mit ihrer Grapefruit-Verbündeten den Lavendel.
Der kommt erst später dazu und gibt dem Ganzen diese - tja, wie duftet Lavendel?...-
blumige, holzige und nicht zu süße Note. Er hilft Hermine, die Kurve zu kriegen, weg von der Limonade und dem Meerwasser.
In einem Rezept für eine französische Zitronentarte verwendet Yotam Ottolenghi auch Lavendelblüten, schon im Teig, wo sie den Walnüssen und Mandeln beigemischt werden, später auf dem Zitronentopping. Lecker! Googelt mal...
Auch deshalb ist L'eau de l'Hermine für mich ein sehr französischer Duft, der nicht zu süß wird.
Ein französischer Parfumeur wunderte sich einmal, dass der doch den Männern vorenthaltene Lavendel immer häufiger von Frauen verwendet werde. Kurzum: kein Zuckerblümchen in Hermine auszumachen, vielleicht ist er unisex. Könnte passen.
Bei mir hält sich die Zitrus-Lavendel-Note ziemlich lange, und beim ersten Testen war ich schon etwas enttäuscht, weil ich dachte, den weiteren Duftverlauf nicht mehr zu erkennen.
Aber dann, wenn die etwas vorlauten sauren Früchte sich in den Hintergrund verziehen ohne zu verschwinden, kommt für mich die wahre Qualität des Duftes zum Vorschein: der Übergang ins zart-vanillige, samtige von Heliotrop und Moschus.
Ich vergaß: An die Zitronentarte kommt natürlich auch echte Bourbon-Vanille.

Sillage und Haltbarkeit sind bei mir mittelmäßig, den Flakon mit dem kleinen Hermelin finde ich aber wunder-, wunderschön... und witzig:
Mutig, ein Hermelin in einen Parfum-Namen einzubauen. "Hermine" klingt so, wie der Duft riecht. Könnte auch ein schöner, klassischer, seltener Vorname sein, heißt aber tatsächlich Hermelin, wie das possierliche Tierchen auf dem Flakon.
Dass dessen Wasser gut riecht, wage ich zu bezweifeln. Hermelin-, Iltis-, Marderpipi,... Puhhh!
Ein Grund mehr, das EdP mal zu testen, denn es ist natürlich vollkommen anders!
Lostmarc'h traut sich was.

P.S.: Habe ganz Deutschlands Online-Parfümerien abgegrast und ihn schließlich direkt bei Lostmarc'h in der Bretagne bestellt. Beim Bestellvorgang sollte ich zustimmen, ihn in einer Recycle-Verpackung zu erhalten. Leider (oder zum Glück für die Finanzen) kein Pröbchen dabei, dafür Muscheln und Schnecken. Das passt!!!
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