Oud Satin Mood Maison Francis Kurkdjian 2015 Eau de Parfum

Ich meine, es bereits oft genug gesagt zu haben - sei es in meinen Kommentaren oder auch im Forum. Die MFK-Reihe hat meine Neugierde geweckt und derzeit folgt eine Abfüllung nach der anderen. Ich testete bereits "APOM pour homme", den von mir immer mehr lieb gewordenen "Lumiére Noire pour homme", "Amyris Homme" und "Grand Soir". Bis auf Letzteren haben mir alle recht gut gefallen. "Amyris homme" war für mich, gemessen an seinem eigenen Anspruch, Nische zu sein, zu gewöhnlich - halt etwas Frisches, was niemanden sauer aufstößt und womit man nichts falsch macht. "APOM pour homme" gefiel mir mit seiner staubig-dreckigen Blumigkeit auch ganz gut und wusste mit einer sehr guten Haltbarkeit sowie Sillage zu beeindrucken und das, obwohl wir es hier mit einem Eau de Toilette zu tun haben. Von ebenfalls vorzüglicher Qualität ist "Lumiere Noire pour homme", dessen Duftbestandteile mit einer unglaublichen Authenzität zu glänzen wussten, die sich immer ergänzten, miteinander spielten und sich abwechselten. Mittlerweile hat sich das würzig-grüne Rosenwasser zu einem potentiellen Kaufkandidaten entwickelt, der für den Herbst oder Frühling, also dann, wenn es noch nicht beißend kalt ist, zum Einsatz kommen könnte. Angetan von Kurkdjians Produktlinie wurde über den Souk mit dem Bedürfnis nach einem weiteren Winterduft, der meinen "Prada L'Homme Intense" ergänzen soll, auch "Grand Soir" geordert, welcher sich aber, zumindest für mich persönlich, als ein Reinfall offenbarte. Die medizinische Note war für mich absolut unerträglich. Meine Suche nach einem zweiten Winterduft - ein wenig Abwechslung ist ja erwünscht - ging also weiter und so kam ich nicht darum herum, mir einen der beliebtesten Kurkdjian-Düfte als Abfüllung zu ordern, nämlich "Oud Satin Mood" - wieder ein Rosenduft. Ob ich den auch so gut leiden kann wie den etwas leichteren "Lumiére Noire pour home"?

"Oud Satin Mood" beginnt mit einem Aufguss aus Rosen, die ihre Dornen fest in die Haut ihres Trägers rammen und mit einer unglaublichen Präsenz versuchen, den gesamten Raum zu durchfluten. Ich komme hier nicht um einen Vergleich mit "Lumiére Noire pour homme" herum, das durch eine dunkle, mystische und vor allem maskulin anmutende Rose zu bestechen wusste. Die Rosen in meinem nun potentiellen Winterkandidaten sind bulgarischer und türkischer Herkunft und wirken vollkommen anders auf mich. Trat die Rose in "Lumiére" (ich schreibe jetzt nicht immer den kompletten Namen des Duftes aus :D) mit einer gewissen Mystik und einem damit automatisch einhergehenden Erwachsenensein auf, ist unser multikulturelles Rosengebräu in "Oud Satin Mood" doch eher jugendlicher Natur. Diese Natur darf als eine Freudennatur angesehen werden, die hell, süß und beerig daherkommt und sich weniger ernst zu nehmen scheint. Ich empfehle daher, den Duft circa eine Stunde vor dem Verlassen des Hauses aufzutragen, da diese enorme Süße in Verbindung mit mehr als ausreichender Projektion den einen oder anderen Zeitgenossen olfaktorisch erschlagen könnte. Vielleicht bekommt ein neben euch sitzender Diabetiker auch das Bedürfnis, sich eine doppelte Dosis Insulin in den Bauch zu jagen. Aber werden wir mal wieder etwas ernsthafter.

Die Süße wird nach ungefähr einer Stunde leicht gezähmt. Ich vernehme eine dezente, etwas bitter-holzig anmutende Oudnote, die das rosige Temperament etwas eindämmt. Es wirkt hierbei aber wie die leicht überforderte, alleinerziehende Mutter, die sich von ihren Kindern auf der Nase herumtanzen lässt - bemüht, aber machtlos. Als jemand, der im Einzelhandel arbeitet. kann ich auf Basis zahlreicher Beobachtungen sagen, dass sie diejenige ist, die versucht, im Laden ihre Kinder zur Raison zu bringen, es jedoch nicht schafft, während die beiden Bälger sich in unseren Möbeln verstecken und die Matratzen zu Trampolinen umfunktionieren. Die Erziehungsberechtige ist zwar zugegen, aber irgendwie bekommt man von ihr doch nichts wirklich mit, da der Fokus voll und ganz auf ihren Gören liegt.
Aber nun wieder zurück zu etwas mehr Seriosität. Immerhin soll das hier kein Rundumschlag gegen alleinerziehende Mütter oder aber auch Väter werden.

Wenn ein Elternteil bis zum Umfallen überfordert ist, kommt wer? Genau ... richtig. Ich rede vom Jugendamt. Upps, jetzt habe ich es wieder getan ...
Also das Jugendamt ... ähh ... das Siam-Benzoe schafft es nun zusammen mit dem Oud, unsere beiden Rosen endgültig auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Irgendwie ist das komisch. In Kurkdjians "Grand Soir" war dieses tropische Harz auch enthalten und mir ging dieses medizinisch Balsamische ziemlich auf die Nerven, doch hier schmiegt es sich zusammen mit dem Oud um unsere Rosen und bleibt dabei angenehm im Hintergrund. Es ist da, es ist zu vernehmen, doch bleibt es immer dezent. Das so beerig-süße und somit irgendwie auch oberflächlich daherkommende Rosenduo erlangt eine zunehmende Reife. Die im Drydown einsetzende Vanille verhilft ihm zu noch mehr Tiefe, ohne die durch Oud und Benzoe entschärfte Zuckrigkeit wieder heraufzubeschwören, was mir sehr entgegen kommt. Um diese Entwicklung zu erleben, ist es jedoch von enormer Wichtigkeit, dem Duft ausreichend Zeit zu geben. Er wird dem einen oder anderen eventuell über einen gewissen Zeitraum zu überfordern wissen. Es wird vielleicht auch das Bedürfnis aufkommen, die jugendlichen Rosen vom Handgelenk zu entfernen, was sich - so viel sei gesagt - als eine Herausforderung herausstellen wird, doch am Ende hat man es mit einer von Benzoe, Vanille und Oud gezähmten Rosenkomposition zu tun, die gut ist, die lange anhält, von der jeder in eurem Umfeld etwas mitbekommt, doch die in ihrem Duftcharakter für mich nicht an das reifere "Lumiére Noire pour homme" herankommt.