Terra
19.04.2018 - 12:36 Uhr
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Wie warme Sonnenstrahlen auf der Haut

Viele von euch werden das kennen: Der Sommer bricht herein, die Textilien werden knapper und die brennend heißen Sonnenstrahlen auf der Haut führen zu einer friedvollen, nicht ermüdenden Sedierung die gern mit einem grundlos-debilen Lächeln auf dem Gesicht einhergeht. Ein wenig wie die opiatartig-verballerte Zufriedenheit nach dem Sex, nur das die Lust darauf proportional mit dem Gefühl steigt und es scheint, als wären die Menschen um einen herum plötzlich viel attraktiver.

APOM ist ein Duft, der all das irgendwie widerspiegelt. Er hat etwas von warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und verbreitet ein nicht unähnliches Gefühl. APOM ist durchaus üppig – wie auch die Hitze. Eine super saftig-dick-sonnenfarbene Orangenblüte ergibt mit der Zeder einen einzigartigen Vibe der sicher polarisieren kann, aber Wiedererkennungswert besitzt. Die Grundlage bilden ein kosmetikartiger Cremeamber und eine diffuse, leicht pudrig-trockene Fougèrenote.

Nun könnte man APOM auf den ersten Blick tatsächlich einfach als gepflegten Cremeduft oder auch einfach als süß-blumigen Duft bezeichnen. Das allein könnte langweilig werden, wäre Kurkdjian nicht ein so talentierter Parfümeur, der dem Ganzen genau so viel Schmutz und Verruchtheit verpasst, um es raffiniert und nie zu offensichtlich wirken zu lassen. Schließlich ist Orangenblüte nicht nur zum Kosmetikamber passend cremig, sondern auch etwas indolisch und hat schon für sich stehend leicht schmutzige Anteile. Der besagte, nie zu vordergründige Fougèreakkord ist trocken, ein wenig krautig, irgendwie „sauber-dreckig“ und bringt den fougèretypischen, „gepflegten Männercharme“ mit. Das lässt kaum daran zweifeln, dass es sich um einen Männerduft handelt, aber es geschieht im Hintergrund. Modern, ohne Gebrüll und Gehabe.

Das alles erscheint im Grunde zu warm, zu üppig und nicht zuletzt zu projektionsstark für einen Sommerduft und zugegeben, bei 30 Grad greife ich auch eher selten zu APOM. Doch es gibt Wetterlagen und Stimmungen, wo für mich kein Duft besser passt. Manchmal sind es diese leicht schwülen, aber lauen Sommerabende. Ein anderes Mal die wenigen, supersonnigen aber nicht allzu warmen Tage im Jahr. Und es ist meist eher ein Date oder ein Treffen mit Freunden als ein allzu förmlicher Anlass.

Mein erster Kommentar zu APOM pour Homme war auf den 19.12.2015 datiert. Vermutlich nicht die glücklichste Jahreszeit, um ihn zu testen. Ich habe seitdem mehrere Proben aufgebraucht und vorerst eine Abfüllung gekauft, bis ich hier vor kurzem einen Flakon ergattert habe. Mal fand ich APOM zu nett, was so nicht stimmt. Mal roch er für mich nur cremig, mal gar zitrisch. Er täuschte und täuschte mich und ich fand ihn zwar immer gut, aber es hat lange gedauert, bis meine Nase verstanden hat, wie er riecht und mein Hirn verstanden hat, dass er tatsächlich A Part Of Me ist.
12 Antworten