Fig Extasy 2021

Andin
06.10.2021 - 15:31 Uhr
5
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
8
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Feige ohne Extasy

Auf der Suche nach der schönsten Feige im Land habe ich heute diesen neuen Duft von Mancera getestet. Dank dem lieben Mitglied GökNes ist der Duft so schnell bei mir eingetrudelt:)

Der erste Eindruck gefällt mir zunächst, weil hier Feige satt aus dem Sprühkopf purzelt. Keine Kokosassoziation, kein Beiwerk, kein Alkohol – direkt Feige. Nach ein paar Minuten des Wartens, in der diese Feigenbreitseite wirken darf, bemerke ich, dass mich an dieser Feigennote zunehmend etwas stört. Feige kann ja eine künstliche Plastiknote mitbringen und das tut diese hier für mich leider zunehmend. Zudem ist sie auch sehr süß, ich denke an „Barbieplastik“ und das dämpft meine erste Begeisterung etwas. Leider kann ich weder Weihrauch noch Pfeffer wahrnehmen. Den Ingwer erahne ich mit gutem Willen (und weil ich zur Zeit massenhaft Ingwertee trinke und weiß, wie er riecht) nach ein paar Minuten zart als abdämpfende Hintergrundnote wahr.
Die Feige ist die absolute Domina während der ersten 30 Minuten. Dann gibt sie endlich die Plastikpeitsche ab und hüllt sich in weiches Wildleder. Die Ledernote verschmilzt sehr schön mit der Feige, es wird runder, natürlicher und fruchtig. Lavendel folgt später und gibt eine angenehme frische Würze dazu, ohne seifig zu werden. Die übrigen Noten kann ich nicht gesondert entdecken. Insgesamt wechselt der Duft im Verlauf der ersten Stunde von hellsüß zu wärmerem „vollreif“süß ohne dabei zu saftig zu wirken.
Nach drei Stunden winkt die Basis: die Feige geht, das Wildleder bleibt und schmiegt sich in eine balsamische Süße. Vanille springt hier nicht, wie so oft, in den Fokus, sondern fügt sich schön in die anderen balsamischen Noten ein. So bleibt es, bis ich nach gut sechs Stunden auch direkt an der Haut nichts mehr riechen kann.

Die Sillage ist in der ersten Stunde kräftig und wird auch in 2m Entfernung wahrgenommen (ich teste immer mit zwei Sprühstößen auf den Unterarm). Danach umspielt sie mich auf Armlänge und dimmt in der Basis runter auf hautnah.

Mir gefällt an Fig Extasy, dass die Feige wirklich gut und über Stunden zu erriechen ist. Auch die Verbindung mit Leder ist harmonisch und hat mich positiv überrascht, diese Kombi hatte ich noch nicht.
Was mir nicht gefällt ist die Kunststoffsüße am Anfang ... tja, und „Exstasy“ habe ich hier nicht gefunden. Der Moment, wenn ein Duft dich total erwischt, ist durchaus ein „euphorischer Zustand mit tief empfundenen Glücksgefühl“ (frei nach Netdoctor zur Wirkung von MDMA) - nur gab es den bei Fig Extasy für mich nicht, die Suche geht weiter.

EDIT November 2021: der Verlauf ist heute ähnlich, wie oben beschrieben, allerdings empfinde ich besonders den Auftakt heute nicht so süß. Er entwickelt sich würziger und weniger synthetisch.

Eine Übersicht über meine Feigen-Testreihe gibt es hier:
https://www.parfumo.de/Benutzer/Andin/Blog/Eintrag/reise-durch-den-feigenhain
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