Ganymede 2019 Eau de Parfum

NYX
01.01.2024 - 07:01 Uhr
13
10
Preis
7
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft

Dady's neuer Liebling

Ich habe so viel über den Duft gelesen. Ich konnte mir die Duftaura aus den Beschreibungen gut vorstellen. Meinte ich. Deswegen war es kein Kaufkandidat auch kein Testkandidat. Und dann bekam ich ihn geschenkt.

Tage danach erst gespürt, vorsichtshalber auf Papier folgte die Überraschung - es ist wenig von dem gelesenen dabei. Gott sie Dank rieche ich keine Zahnarztpraxis, kein Krankenhaus, keine sterilen Betonbunker und keine indischen Currys.

Und ja - es ist ein sehr schöner Duft.

Das Opening machen die Mandarine und das Veilchen. Zuerst dachte ich, dass der Duft doch ziemlich feminin, floral, frisch und sogar leicht pudrig sein wird. Diese Impression vergeht jedoch sehr schnell und der Duft entwickelt sich in Richtung sauberes Leder und wird doch sehr maskulin. Kühl und elegant wirkt mein Ganymede.

Die Basis ist sehr ledrig (eher Glattleder als Velours) und leicht holzig mit einer Dose Schärfe - vermutlich Akigalawood. Irgendwie wird der Duft im Verlauf nicht sanfter sondern stärker und noch maskuliner, verliert die Blumigkeit, aber die frische der Mandarine und leichte mineralische, ozonige Noten bleiben noch bis zum Ende. Auch eine Spur Gummireifen ist dabei. Komischerweise wirkt der Duft auf mich nicht sehr synthetisch, obwohl die Duftkomponenten etwas anderes vermuten lassen.

Bekannt war mir diese Duftrichtung aber gleich. Es war für mich nicht schwer die spezielle DNA zu identifizieren - Fahrenheit von Dior - kenne ich seit meinen jungen Jahren so gut. Ich rieche den Duft leider fast nie an Menschen und vermute, dass es etwas in Vergessenheit geraten ist. Zuerst wollte ich die Ähnlichkeit nicht wahr haben. Dann folgte ein schneller Duftnotencheck und tatsächlich decken sich die Hauptkomponenten des Duftes mit dem Fahrenheit - Leder, Mandarine, Veilchen. Lavendel ist aber nicht dabei. Das ist gut so, weil der Ganymede von der altbackenen Seifigkeit verschont bleibt.

Fahrenheit von Dior ist der Duft von meinem Vater. Als junge Studentin habe ich bei Dior in Rahmen meines Studiums Markeitnguntersuchungen und Umfragen durchgeführt. Als Geschenke bekam ich die Miniaturen der verschiedenen Düfte, darunter auch Fahrenheit. Fahrenheit war in den frühen 90ern ein Kult. Mein Vater hat sich in den Duft verliebt und ihn immer wieder gekauft. Immer das selbe - Eau de Toilette. Ich schenkte ihm immer die neuen Versionen - zahlreiche Flanker. Diese hat er gerne genommen betonte aber, dass er als Traditionalist das Original am besten findet.

Vorgestern beim Besuch hat er an meinen Parfümflaschen geschnuppert, dann ist er zu mir gekommen und meinte, dass die goldene Fahrenheit Version, die er gerade aufgesprüht hat, die beste von Allen ist, aber warum haben sie die Flache verändert - warum Gold?

Was soll ich sagen? Ich würde den Duft nicht tragen, zu maskulin ist mir die Wirkung. Aber mein Papa - älterer Herr von fast 80 Jahren ist begeistert.

Irgendwie baut mich das auf, dass die Duftrichtung von Ganymede - Fahrenheit wieder „In“ ist. Es ist bei der Einheitsbrei von süßen Früchten und Essbarem, Oud-Overload und explosiver Holz-Synthetik ein frischer Wind. Allerdings ist es, auch bei dem riesigen Hype kein Blindbuy. Es ist sehr speziell und scheint zu polarisieren und schlägt eine neue Richtung ein - lieber testen.
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