Talismans Collection

Osang 2017

Serenissima
29.04.2024 - 03:52 Uhr
14
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft

magisches, rauchiges Dunkel

Lange Jahre liegt sie schon hier, diese Abfüllung von meinem lieben Freund Can777 und wie viele andere, die er für mich aussuchte, brauchte ich einige Zeit, auch einige Schreibansätze, um mich „Osang“ aus Mendittorosas „Talismans-Collection“ zu nähern:
So komplex ist dieser Duft, so tief und die Sinne stark berührend.

Jetzt scheint der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein; vielleicht ist es das Frühjahr mit all dem beginnenden Leben, das mir den Zugang zu einem Duftauftakt, Klee durchwachsenen blühenden Wiese mit vielen sich spielerisch ernährenden Insekten gewährt.
Einige helle Töne im sonstigen getragenem Moll-Duftkonzert: Auch wenn diese Frühlings- und Sommerwiese im Laufe des Duftverlaufs reift, das erst noch frische blumige Grün zu wohlriechendem Heu und die Ernte der Bienen zu sattem, sämigem und goldenem Honig wird.
Nur Heliotrop mit seinem Vanilleschleier hält diesem Wandel stand, bis er sich mit der pudrigen sommerlichen Schönheit der stolzen Iris zauberhaft verwebt und so das Netz für die würzige und harzig-rauchige Vielfalt, die nun folgt, ausbreitet.
Hier endet auch die Helligkeit dieser Komposition; ab jetzt beherrschen dunkle Töne und Klänge das sich gemächlich auf der Haut ausbreitende Duftbild.
Styraxharz trägt noch eine Ahnung von Vanille in sich und setzt so kurze Lichteffekte in beginnende Rauchschwaden aus wertvollen und köstlichen Harzen, deren Auswahl eventuell etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte.
Benzoe und Labdanum treffen auf goldbraune Myrrhebrocken, Weihrauch- und Amberschleier vermählen sich mit der auffallenden, bekannten Moschus-Animalik: Dieser satte, reich mit Muskat und Pfeffer gewürzte Rauch erweckt die Sinne, betört sie oder bürstet sie gegen den Strich, stößt eventuell sogar ab – das variiert nach Tagesform!
Schwere Oudschwaden setzen Duft-Höhepunkte, bevor hier erstaunlich cremige Sandelholzakkorde zusammen mit Perubalsam für einen weichen, voll schwebenden Finalklang sorgen.
Etwaige Unebenheiten in der Duftentwicklung werden hierdurch geglättet; es entsteht ein fernes Gefühl des Wohlbehagens.

„Osang“ bot auch mir erst lange Zeit seine Widerhaken dar, mit denen ich so gar nicht zurechtkam; nie gelang es mir auch nur in die Nähe des doch so harmonischen Duftfinale zu gelangen.
Aktuell entwickelte sich für mich eine Reise von der grünen, blühenden Auferstehung bis zum harzigen, sehr stark gewürzten Dunkel, tief im Inneren der Erde mit all seinen Fragen und seiner Magie!

Birgt dieser „Talisman“ eine Erinnerung an das Gewesene oder/und an das zu Erwartende?
Reichhaltige Sillage und die Dauer der Haltbarkeit geben Gelegenheit sich darüber Gedanken zu machen.
„Osang“ ist kein alltäglicher Duftbegleiter, keine bloße Begegnung im Vorübergehen.
Hierdurch öffnet sich wohl eher die Tür zu einem Ort der Kontemplation, einer Kapsel zum Innehalten, zum Verweilen und zu sich selbst Finden.
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