Anosmat3000
24.02.2023 - 05:43 Uhr
8
Hilfreiche Rezension
10
Preis
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Zum Glauben gefunden

Ora et labora et lege - bete und arbeite und lies.
So das Gelübde des Benediktinermönchs.
Ein Bestandteil der klösterlichen Arbeit ist im französischen Departement Alpes-de-Haute-Provence, sehr zu meiner Freude, die Parfümherstellung.
Und nun zu dieser meiner Freude.
Bislang war Vetiver als Duftnote für mich immer ein schwieriges Sujet - umso mehr, je isolierter/ prominenter der Vetiver im Gesamtkunstwerk herausgestellt war.
Nun habe ich mir mit einem Impulstausch dieses Klosterwässerchen aus dem Hause Ganagobie geangelt, welches nicht nur mit Vetiver benamt ist, sondern darüber hinaus auch folgerichtig ausschließlich Vetiver zum Inhalt hat.
Vor dem Hintergrund meiner ambivalenten Beziehung zu dieser Duftnote ein riskantes Unterfangen, aber was soll ich sagen, ich habe zum Glauben gefunden.
Würzig-grün als Duftrichtung ist hier schon durchaus richtig, insbesondere der würzige Aspekt muss allerdings in den Kontext der moderaten Sillage gerückt werden. Es handelt sich hier also eher um ein blasswürzig-mildes, lichtgrünes Vergnügen.
Der Umstand, dass der Vetiver in dieser Konstellation trotz des linearen Duftverlaufs so facettenreich daherkommt, den gesamten sonnenverwöhnten Klostergarten im Gepäck, macht dieses Dufterlebnis für mich so faszinierend.
Sicherlich kein Innovator, will und muss dieser Duft als traditionsverpflichteter Konventssprössling das aber auch nicht sein.
Stattdessen entfleucht diesem wunderschön letztjahrhundertlich anmutenden Apothekerfläschchen ein in seiner wertigen Einfachheit bemerkenswertes Duftvergnügen. Nun bin ich wahrhaft neugierig auf das verbleibende Parfümportfolio der Benediktinerbrüder.
Und, das muss ich hier ebenfalls loswerden, die gottgefällige Preisgestaltung mutet zwischen all den zwischenzeitlich allgegenwärtigen Luxusparfümeskapaden wahrhaft weltentrückt an.
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