Aoud Musk 2010

ChristophFFM
24.09.2016 - 14:35 Uhr
19
Top Rezension
8
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft

Der sozialverträgliche Montale

Auf die Düfte von Montale bin ich auf der Suche nach einem Parfum mit guter Haltbarkeit gestoßen. Zweitens wollte ich einem Duft für besondere Anlässe, der eine edle Ausstrahlung haben soll. Bei Aoud Musk bin ich nun vorerst fündig geworden.

Der Duft
Anfangs ist der Duft ein wenig stechend in der Nase, weshalb sich wohl einige bei Montales Kopfnoten der Aoud-Reihe an einem „medizinischen“ Geruch stören. Ich empfinde dies als weniger schlimm, aber er braucht eine Weile um sich zu entfalten. Er stabilisiert sich nach ca. einer halben Stunde. Die angegebenen Duftnoten lassen sich zunächst größtenteils herausriechen. Vor allem die holzig-harzigen Noten, die wohl das Oud ausmachen sollen, und Kräuter, die wohl vom Safran herrühren und anfangs ein wenig an Salbei oder Kreuzkümmel erinnern. Die Duftnoten verflechten sich in der ersten Stunde zunehmend und es wird immer schwieriger, sie einzeln heraus zu riechen. Dann wird man jedoch mit einer gelungenen, harmonischen Einheit belohnt, die ziemlich edel und geschmeidig wirkt. Der Moschus scheint mir mehr ein Eindruck als eine herausstechende Duftnote zu sein. Vielleicht hat er etwas mit der wundervollen balsamischen, maskulinen Wärme zu tun, die Aoud Musk ausstrahlt. Wahrscheinlich unterstützt auch das Ambra diesen wohltuenden Effekt, was man m.E. auch bei Montales „Amber Blue“ beobachten kann. Ein Hauch von Süße ist, falls überhaupt wahrnehmbar, dann dezent und hintergründig. Dankenswerterweise würde bei diesem „Aoud“ auf die Montale-Rose gänzlich verzichtet.

Die Dosierung (1. Warnung)
Ich will dringend zu bedenken geben, dass dieser Duft mit der Dosierung steht und fällt. Obwohl meine Haut eher Probleme mit Sillage und Haltbarkeit hat, würde ich einem Spritzer und höchstens – wirklich allerhöchstens – zwei in Erwägung ziehen. Bei mehr als zwei Spritzern kippt der Duft, denn der Grat zwischen Penetranz und Wohlgefallen ist hier äußerst schmal. Die gute und angenehme Sillage erweitert sich dann um mehrere Meter und wirkt in dem Falle erdrückend.

Die Anlässe
Verglichen mit anderen Oud-Düften von Montale wie beispielsweise „Black Aoud“ oder „Red Aoud“ scheint mir dieser hier wesentlich angenehmer und auch sozialverträglicher. Einen maskulinen Sex-Appeal kann man dem Duft nicht absprechen, wenngleich nicht unbedingt ein Date-Duft, denn er könnte ein an entspannter Leichtigkeit interessiertes Gegenüber mit einer gewissen Ernsthaftigkeit überfordern. Ich, Ende Zwanzig, hatte ihn kürzlich im Orchester und auf einer Hochzeit, wofür er wunderbar geeignet ist. An kälteren Tagen könnte ich mir ihn wohldosiert sogar im Büro vorstellen, trotz der recht starken Sillage. Für den Sommer scheint der Duft zu schwer, jedoch in den kühleren Abendstunden durchaus tragbar. Für die warme Jahreszeit könnte man stattdessen den „Aoud Ever“ von Montale nehmen, der Ähnlichkeiten mit diesem hier hat, aber von einer schönen, nicht-chemischen Zitrone dominiert wird, die vom Oud bzw. den holzig-harzigen Noten getragen wird.

Die Haltbarkeit (2. und 3. Warnung)
Die Haltbarkeit ist Montale-typisch phänomenal. Er hält den ganzen Tag und bis zum nächsten Morgen. Eine zweite Warnung bezüglich der Anwendung möchte ich noch mit der Applikation auf Kleidung aussprechen. Darauf hält er deutlich zwei bis vier Tage durch. Eine dritte Warnung scheint mir bei Hautkontakt geboten. Bei einer körpernahen Begrüßung könnt ihr euer Gegenüber mit dem Duft „infizieren“, worüber einige nicht immer erfreut sein dürften. Der Youtuber „Redolessence“ hat diesen Effekt mit der Vermehrung von Bakterien verglichen, was mir als Analogie passend erscheint.

Insgesamt ein wunderschöner warmer und edler Ausgeh-Duft für Männer in eher schicker Kleidung und zu besonderen Anlässen.
3 Antworten