ChristophFFM

ChristophFFM

Rezensionen
ChristophFFM vor 6 Jahren 6
4
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft
Klebstoffexplosion
Der Duft erlebte bei Youtube einen ziemlichen Hype. In D. ist er recht teuer und schwierig zu bekommen. Der liebe und sympathische Kollege Schücha hat mir netterweise eine Probe spendiert. Hierfür nochmals vielen lieben Dank :)

Nach dem Aufsprühen ist der Eindruck erst einmal sehr harsch. Es sticht in der Nase. Alles riecht disharmonisch und chemisch nach Kleber. Na gut, denke ich, viele Nischenparfüms brauchen erst einige Minuten, bis sie sich gut entfalten und die Nase für das Warten belohnt wird. Langsam kriecht eine synthetische Idee Apfel hervor, die sich aber nicht entwickelt und schnell wieder untergeht. Der Klebergeruch geht über in einen stechenden Rosenduft, wie ich ihn nicht mögen will. Mit einer echten Rose kaum zu vergleichen und sehr künstlich. Hinzu gesellt sich Leder, das aber eher leise daherkommt. Erkennbar wird nun auch der Safran, der in eine krautige Richtung tendiert und den Klebstoffgeruch leider passend ergänzt. Die pseudorosenlastige Gesamtkomposition bleibt in der ersten Stunde künstlich, stechend und wenig harmonisch. Es erinnert an eine Rosen-Oud-Kombination wie bei Manceras „Black Prestigium“, nur wesentlich schlechter.

Ab der zweiten Stunde wird der Duft nun langsam harmonischer und die einzelnen Noten verweben zunehmend. Er verliert zum Teil seine stechende Schärfe. Allerdings wird er jetzt auch zusehends schwächer und fast hautnah. Der Gesamteindruck wandelt sich zu einer schwach duftenden, kleber-rosigen Krautigkeit. Leder erahnt man nur noch, wenn man die Nase sehr nah an das Handgelenk führt. Das Ganze haut mich wirklich nicht um und weckt auch keine angenehmen Assoziationen. Im Gegenteil: es nervt einfach. Ich frage mich, wozu ich diesen Duft gebrauchen könnte. Sobald er im fortgeschrittenen Verlauf nicht mehr allzu störend wird, ist er dann geradezu langweilig, auch weil man ihn kaum noch wahrnehmen kann.

Ab der dritten Stunde wird man mit einer fast schon warmen, leicht balsamischen, aber dennoch krautigen, leicht stechenden und gar schon muffigen Komposition zurückgelassen. Für mich insgesamt äußerst enttäuschend und unbrauchbar.

Ich habe hier noch 1-2 ml übrig. Wenn die jemand haben möchte, so möge sie oder er mir bitte schreiben.
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ChristophFFM vor 8 Jahren 19 3
8
Flakon
9
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Der sozialverträgliche Montale
Auf die Düfte von Montale bin ich auf der Suche nach einem Parfum mit guter Haltbarkeit gestoßen. Zweitens wollte ich einem Duft für besondere Anlässe, der eine edle Ausstrahlung haben soll. Bei Aoud Musk bin ich nun vorerst fündig geworden.

Der Duft
Anfangs ist der Duft ein wenig stechend in der Nase, weshalb sich wohl einige bei Montales Kopfnoten der Aoud-Reihe an einem „medizinischen“ Geruch stören. Ich empfinde dies als weniger schlimm, aber er braucht eine Weile um sich zu entfalten. Er stabilisiert sich nach ca. einer halben Stunde. Die angegebenen Duftnoten lassen sich zunächst größtenteils herausriechen. Vor allem die holzig-harzigen Noten, die wohl das Oud ausmachen sollen, und Kräuter, die wohl vom Safran herrühren und anfangs ein wenig an Salbei oder Kreuzkümmel erinnern. Die Duftnoten verflechten sich in der ersten Stunde zunehmend und es wird immer schwieriger, sie einzeln heraus zu riechen. Dann wird man jedoch mit einer gelungenen, harmonischen Einheit belohnt, die ziemlich edel und geschmeidig wirkt. Der Moschus scheint mir mehr ein Eindruck als eine herausstechende Duftnote zu sein. Vielleicht hat er etwas mit der wundervollen balsamischen, maskulinen Wärme zu tun, die Aoud Musk ausstrahlt. Wahrscheinlich unterstützt auch das Ambra diesen wohltuenden Effekt, was man m.E. auch bei Montales „Amber Blue“ beobachten kann. Ein Hauch von Süße ist, falls überhaupt wahrnehmbar, dann dezent und hintergründig. Dankenswerterweise würde bei diesem „Aoud“ auf die Montale-Rose gänzlich verzichtet.

Die Dosierung (1. Warnung)
Ich will dringend zu bedenken geben, dass dieser Duft mit der Dosierung steht und fällt. Obwohl meine Haut eher Probleme mit Sillage und Haltbarkeit hat, würde ich einem Spritzer und höchstens – wirklich allerhöchstens – zwei in Erwägung ziehen. Bei mehr als zwei Spritzern kippt der Duft, denn der Grat zwischen Penetranz und Wohlgefallen ist hier äußerst schmal. Die gute und angenehme Sillage erweitert sich dann um mehrere Meter und wirkt in dem Falle erdrückend.

Die Anlässe
Verglichen mit anderen Oud-Düften von Montale wie beispielsweise „Black Aoud“ oder „Red Aoud“ scheint mir dieser hier wesentlich angenehmer und auch sozialverträglicher. Einen maskulinen Sex-Appeal kann man dem Duft nicht absprechen, wenngleich nicht unbedingt ein Date-Duft, denn er könnte ein an entspannter Leichtigkeit interessiertes Gegenüber mit einer gewissen Ernsthaftigkeit überfordern. Ich, Ende Zwanzig, hatte ihn kürzlich im Orchester und auf einer Hochzeit, wofür er wunderbar geeignet ist. An kälteren Tagen könnte ich mir ihn wohldosiert sogar im Büro vorstellen, trotz der recht starken Sillage. Für den Sommer scheint der Duft zu schwer, jedoch in den kühleren Abendstunden durchaus tragbar. Für die warme Jahreszeit könnte man stattdessen den „Aoud Ever“ von Montale nehmen, der Ähnlichkeiten mit diesem hier hat, aber von einer schönen, nicht-chemischen Zitrone dominiert wird, die vom Oud bzw. den holzig-harzigen Noten getragen wird.

Die Haltbarkeit (2. und 3. Warnung)
Die Haltbarkeit ist Montale-typisch phänomenal. Er hält den ganzen Tag und bis zum nächsten Morgen. Eine zweite Warnung bezüglich der Anwendung möchte ich noch mit der Applikation auf Kleidung aussprechen. Darauf hält er deutlich zwei bis vier Tage durch. Eine dritte Warnung scheint mir bei Hautkontakt geboten. Bei einer körpernahen Begrüßung könnt ihr euer Gegenüber mit dem Duft „infizieren“, worüber einige nicht immer erfreut sein dürften. Der Youtuber „Redolessence“ hat diesen Effekt mit der Vermehrung von Bakterien verglichen, was mir als Analogie passend erscheint.

Insgesamt ein wunderschöner warmer und edler Ausgeh-Duft für Männer in eher schicker Kleidung und zu besonderen Anlässen.
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