Hindu Grass 2007 Extrait de Parfum

Milosava
14.03.2011 - 06:55 Uhr
20
Top Rezension
7.5
Haltbarkeit
7
Duft

Am Fuße des Himalaya...

...in einer stellenweise feuchten, nach hinten hin recht dunklen Höhle, deren felsige Wände mit Moos bewachsen sind, hat sich ein Liebespaar einquartiert um eine zeitlang von der Welt abgeschieden zu leben. Es bettet sich weich auf Heu. In dieser Höhle kocht das Paar auch Kräutertees aus verschiedenen Gräsern und dunkelgrünen Blättern und raucht ab und zu ein wenig Tabak – allerdings eher selten. Weil beide diesen Duft aus ihrer wilden Jugend lieben, beträufeln sie sich mit Patchouly. Es gibt zum Badengehen im klaren See in der Nähe noch ein kleines Stück Sandelholzseife...
„Hindu Grass“ riecht für mich am Anfang moosig und auch ein wenig modrig-erdig! Aber auf so eine natürliche Art, dass ich es nicht als unangenehm empfinde, sondern als außergewöhnlich im positiven Sinne! Der Geruch bewegt sich mit diesem erdigen Akkord manchmal haarscharf an der Grenze zum Morbiden, gleitet aber nicht ab – oder wenn doch, dann jedenfalls nur für einen kurzen Augenblick, der einem blitzartigen Gedanken an die Sterblichkeit gleicht. Sofort präsent ist auch der Patchouly, der im Verlauf ein wenig dominanter wird und – so erscheint es mir – umgeben ist von einem warmen Sandelholzakzent. Ebenfalls gleich bemerkbar ist eine andere warme Komponente, weswegen ich an ein Liebespaar gedacht habe, das in dieser besagten Höhle, einigen Tieren gleich, eine leichte, leuchtende Moschushülle um sich trägt. Der Duftverlauf ist wie ein Kamera-Zoom. Zuerst kann man das gesamte Bild sehen, die beiden friedlichen Personen in einer Höhle, die sich in einer gebirgigen, gemäßigt warmen Region befindet. Dann nähert man sich den beiden, der Bildausschnitt wird dabei innerhalb von 15 bis 20 Minuten kleiner. Die Höhle mit dem Moos, die Gräser, der kräuterige Tee und auch die Erde der Umgebung geraten dabei ein wenig aus dem Blick, ihre Gerüche werden schwächer. Und man kann dann ganz nah das Paar beobachten und riechen, wie es auf Heu sitzend irgendwie noch leicht sauber, erdig, warm und grün vor allem nach Patchouly duftet; das Geruchserlebnis wird wärmer, betont etwas mehr die seifige Facette in sich und kommt damit zum Wesentlichen, wenn man es so nennen möchte. Nach einer Weile senkt sich der Blick und der Zuschauer sieht von den Menschen auf das Heubett hinab (Vielleicht möchte er jetzt ein wenig ruhen? Schließlich wird man mit der zunehmenden Wärme draußen ein bisschen träge...) und entdeckt dort zwischen dem Heu noch ein paar Büschel frischen, grünen Grases und eine winzige Blüte, die er nicht kennt, und deren Gerüche damit auch deutlicher in den Sinn kommen. Wie schön! Hier lass ich mich nieder - und träume von einem Herren, der eine exaltierte Variante von „Irisch Moos“ trägt und mit mir zwischen Moschusochsen den Sonnengruß übt!

Danke für die Spende an Louce!
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