La Reine Margot 2008

Palonera
09.11.2014 - 16:22 Uhr
26
Top Rezension
5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Von einer, die auszog...

Eigentlich bin ich ja ein Angsthase.
Eigentlich.
Und uneigentlich auch.
Ich fürchte mich vor gruftigdunklen Kellern, vor der tuberosigen Boa Constrictor und anderen schwerblütigen Ungeheuern, vor fäkalisch anmutenden Indoleszenzen und gekrönten Häuptern sowieso.
Von Lampenfieber, Höhenangst und Schreibblockaden will ich hier gar nicht reden.
Angsthase halt.
Das Leben als solcher ist wenig lustig, doch es ist leichter geworden, seit ich ein Wunderding für mich entdeckt habe, das sich Konfrontationstherapie nennt.
Auf ihr Geheiß erklimme ich das Straßburger Münster, trage handtellergroße Wolfsspinnen hinaus in den Garten und halte meine Nase todesmutig an Düfte, die Jasmin, Patchouli und andere Angstgegner demonstrativ im Namen tragen.
Und nun sollte es auch noch eine Königin sein, eine Königin mit Jasmin im Gefolge, mit viel Jasmin...

To make a long story short:
Ich hätte keine Angst zu haben brauchen, nicht vor Marguerite de Valois, nicht vor Margot, wie ihr Bruder Karl sie nannte.
Nichts an ihr ist von oben herab, hochmütig gar, sie dröhnt nicht und sie poltert nicht, sie zwingt mich nicht in Ketten und Enthauptung liegt ihr fern.
Ein wenig kühl erscheint sie im ersten Augenblick unserer Begegnung, hell und klar, leicht distanziert, ganz so, wie es sich für eine Dame ihres Standes geziemt.
Doch bereits dieser aldehydige Auftakt kündigt ihren freundlichen, zugänglichen Charakter an, zeichnet die Blüten klar und sanft akzentuiert – nichts sticht, nichts beißt, nichts blümelt belanglos vor sich hin.
Fein ist dieser Jasmin und zugleich ausdrucksvoll, großzügig und erwachsen, dicht und reich und geerdet, sonnengewärmt sich verströmend, ohne jemals laut zu werden, ohne sich aufzudrängen, ohne mir eine Schlinge um den Hals, ein eisernes Band um den Kopf zu legen.
Bei aller Präsenz bleibt "La Reine Margot" doch dicht bei mir, umgibt mich viele Stunden lang wie eine Aura aus Licht und Wärme, aus Blütenweiß und dunklem Grün, führt mich aus dem Schloßpark hinaus in Wald und Wiese, dorthin, wo es schattig ist und kühl, wo die Bäume hoch sind und die Wipfel fern, der Boden weich und das Moos ein dickes Kissen, auf das wir unsere Köpfe betten, sie und ich, er und ich, redend, träumend, schweigend auch, dicht beieinander, Schulter an Hüfte an Bein, ganz nah, ganz still, ganz frei von Angst.
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