La Stanza delle Bambole Nobile 1942 2020 Profumo

Endlich hat der Duft bei mir ein neues Zuhause gefunden nach einem beschwerlichne Weg aus Italien; der Paketdienst in Deutschland hat sich sehr schwer getan mit der Zustellung und es dauerte Tage, bis er aus dem Lager entlassen wurde, aber es ist nun geschafft (Respekt, Leute, die regelmäßig im Ausland bestellen, ich mache das nur, wenn es nicht anders geht. Zuletzt Delikatess-Aufstriche in Brüssel als Weihnachtsgeschenke, das klappte auch unkompliziert, aber mir wurde vom Paketdienstler am Telefon erklärt, es gehen öfters mal Hausnummer verloren, wenn man im Ausland bestellt. Na gut zu wissen...).
Angefixt durch das Puppenduftthema im Forum wurde ich neugierig auf "die Puppenstube", da ich auch immer mal wieder danach suche.
In dem Fall war es dann ein Blindkauf, den ich aber riskieren wollte, auch wenn man noch nicht viel zu dem Parfum recherchieren kann; ich fand z.B. nur ein englischsprachiges Video bei YouTube zu dem Duft.

Die Reihe "verlorenes Paradies" von Nobile 1942, zu denen drei Düfte gehören, u.a. eben auch die Puppenstube, verspricht morbiden Charme von Surrealität.
Auch der "La stanza delle bambole" löste bei mir diese ambivalenten Assoziationen aus, noch bevor ich ihn riechen konnte: die süße Unschuld einer Babyborn-Puppe, die schrillen Plastikpuppen wie die Cherry Merry Muffins, die Lolita-Sexyness einer aufgehübschten Barbie und der oben erwähnte morbide Gänsehautfaktor alter Porzellan-Vintagepuppen auf alten eingestaubten Samtsofas, ähnlich wie man es auch Horrorfilmen kennt.
All das sollte diesen Puppenduft ausmachen; die süße 90er-Synthetik und der pudrigen Vintagecharme, die Melancholie flüchtiger Utopien, der Verlust argloser Unbeschwertheit, aber auch das Augenzwinkern, dass wir uns die Verspieltheit stets bewahren können.
Ein Duft, der die Tür zur Kindheit aufstößt und in ganz alte Zeiten, als wir noch gar nicht lebten, Eskapismus.

Aber zum Duft, als ich ihn tatsächlich endlich aufsprühen konnte:
Er startet mit einer "staubigen Plastiknote", so lässt es sich am ehesten beschreiben.
Ich rieche Puppenhaare, es ist nicht synthethisch-beerig-süß wie z.B. die Cherry Merry Muffins Püppchen.
Ich finde ihn auch defintiv pudrig (in dem YouTube-Video wurde gesagt, er sei absolut kein Puderduft, dem widerspreche ich jedoch), süß ist er im Auftakt gar nicht.
Es handelt sich um einen sehr authentischen Puppenduft, ich denke die ganze Zeit, eine große Puppe säße auf meinem Schoß ;)
Ich hätte nichts gegen etwas mehr Süße im Auftakt gehabt, er wird zwar marzipan-vanilliger im weiteren Verlauf, aber wer die "beerig angehauchte" Plastiksüße eines my little pony erwartet, könnte enttäuscht werden.
Pudrige Vintagevibes sollte man schon mögen; man bekommt eine leicht süße Puppenplastiknote gepaart mit cremiger Schminke, die sich mit dem Pudertiegel abwechselt.
Ich persönlich finde den Duft sehr faszinierend, besonders, wie diese authentische und gewollte Plastknote entstanden ist, und bereue den Blindkauf nicht, hätte aber auch nichts gegen minimal mehr Süße gehabt.

Die rot gepolsterte Box ist sehr schick, ebenso der Flakon, allerdings ist der Flakondeckel nervig lose, wenn man das Parfum in die Box legt. Mit dem Glasflakon ist eine Art "Etikett" verarbeitet mit der Aufschrift "abgefüllt für:" und darunter mit Hand der Name der italienischen Luxusparfümerie, bei der ich den Duft bestellte.

Nachtrag: am Habdgekenk direkt war ich zunächst "überfordert" mit der Puppen-Plastiknote, am Hals aufgesprüht umweht mich ein zarter Vintage-Barbieduft! Wirklich speziell und außergewöhnlich.