Starry Starry Night 2016

Floyd
14.08.2022 - 06:53 Uhr
46
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Sanatorium St. Rémy, Sommer 1889

Nun bin ich umnachtet, mein werter Henri, und schaue durchs Fenster in Saint Rémy. Das Sanatorium riecht nach Eukalyptus und Salbei, am Himmel stehn goldne und silberne Sterne, wie Ylangblüten und Zitruszweige, die Zypressen dort draußen züngeln würzige Erde und der Mond ist eine grüne Melone. Der Kirchturm im Dorf muss Boswelliaholz sein, er atmet Weihrauch und Choya Loban und formt am Himmel wild wirbelnde Wellen über Kiefernholzwäldern am Horizont. Henri, ich hab Nelkenreste im Mund. Ich seh dunkle Flechten und Moose in Ballen, die feucht aus den Bäumen und Erdböden quellen, über letzte Lichter in den Häusern rollen, die Risse in Holzwänden, den alten Leim. Sag Theo, ich schicke ihm ein Bild davon. Ich denke an Holland und möchte heim. Sei gegrüßt aus dem Sanatorium.
Dein Vincent
***
Paul Kilers Kreationen werden meiner Meinung nach vollkommen zurecht immer wieder mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Er gilt als einer der führenden Köpfe der 'Real Perfumery'-Bewegung, welche Wert darauf legt, bestmögliche Rohstoffe auf ökologisch bewusste, hautverträgliche und lang anhaltende Weise zu verarbeiten.
"Starry Starry Night" thematisiert Vincent van Goghs berühmtes Gemälde 'Sternennacht', welches er in seiner Zeit im Sanatorium von Saint Rémy malte. Es eröffnet mit herb grünen Salbei-, Eukalyptus- und Kampfernoten (Myrte, Kardamom), frisch-würzig-erdiger Zypresse, stängelig-grün-blütigen Zitrusaromen (Petitgrain, Orangenblüte, Zitrone), etwas Ylang sowie melonig-grüner Gurke. Der Kopf steht also für die Zypressen sowie den Sternenhimmel im Gemälde, vielleicht auch für die Düfte des Sanatoriums. Das Herz wird bestimmt von feucht-dunklen Baummoosen, welche die eher hellen Hölzer (Kiefer, Boswellia) bedecken sowie von etwas Gewürznelken und eher hellen Weihraucharomen (Choya Loban, Weihrauch). Im Bild finde ich sie in den Wirbeln am Himmel sowie in den ballenförmigen Bäumen nahe des Dorfes wieder. In der Basis kommt noch leicht klebstoffartiges, helles Mysore unter die zitrisch grünen Blüten, die dunklen Moose und hellen Hölzer, das eventuell für die Häuser im Dorf steht. Der Blick aus dem Sanatoriumsfenster ist von moderater Strahlkraft und währt die ganze Nacht.

(Mit Dank an Chizza)
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