Olympēa 2015 Eau de Parfum

Mandelmaus
28.07.2015 - 12:23 Uhr
30
Top Rezension
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft

Kirmes im Olymp, göttliche Deko, imposante Aufmachung, aber wo ist die geladene Aphrodite und wer hat die ganzen sterblichen Toffees in die VIP-Lounge geschmuggelt?

Paco Rabanne und ich hatten keinen guten Start. Meine erste Begegnung mit One Million war vor einem Jahr. Mein damaliger norwegischer Mitbewohner liebte es sich mit diesem Duft einzunebeln, zu seiner Verteidigung: er ist sehr jung und wurde immer hoch gelobt für sein Parfum, von Mädchen die noch jünger sind und wahrscheinlich nur nett sein wollen.
Bald hatte ich den Übeltäter identifiziert, der goldene Klotz im Bad, du musst weg, aber sofort! Natürlich bin ich nicht zu ihm gerannt und habe ihm hämisch grinsend verkündet dass sein Lieblingsduft nach Satans Stuhlprobe riecht, sondern ich schenkte ihm einen neuen Duft und betonte wie sehr ich mich freuen würde wenn er ihm doch auch gefallen würde. Mal leider wieder ein gutes Beispiel für den frauentypischen Hang zur raffinierten Manipulation, aber es hat gewirkt. Der Goldbarren wurde nach ein paar Tagen verbannt und durfte ein einsames Dasein im Koffer bis zur Abreise fristen, hab ich fein gemacht! :D

Lady Million hat mich nie wirklich interessiert, getestet aber es konnte mich nicht begeistern obwohl sich die Pyramide sehr gut liest.
Bei Olympea wurde ich allerdings neugierig aufgrund der gesalzenen Vanille, klingt einfach traumhaft, dazu noch die Lilie und Kaschmirholz, alles egal, den Rabanne werde ich testen müssen, keine Widerrede.

Der Flakon an sich wunderschön, eine Augenweide, wie gemacht für gierige Frauenhände, formschön, tolle Farbe, gefällt mir schon mal sehr.
Ein beherzter Sprutz aufgesprüht und los geht's: ... Tja, süß, lahm prickelnd frisch, undefinierbar fruchtig, bisschen arg gemütlich, austauschbar und gesichtlos das ganze. Wo ist denn nun die ikonenhafte, göttliche, wunderbar weibliche und strahlende Erscheinung? Die lässt auf sich warten, wenn man der Star einer Party sein möchte dann sollte man nicht hingehen, gibt das meiste Gerede. Entfernt erinnert mich der Duft an Sí, LVEB und Verwandte. Mag seine Käuferschicht finden, aber mir fehlt das gewisse etwas. Behäbig kommt der Duft langsam in Gang, zum zuckrig süßen, latent frischen und sirupartigen Grundstein gesellt sich bald dir heiß ersehnte Vanille, die lässt sich Zeit, fließt geschmeidig in den Duft wie Softeis in eine knusprige Waffel, bisschen dünn erscheint sie mir zuerst, doch sie bringt einiges an Volumen mit, bauscht sich regelrecht auf, ein kleines Großmaul, ganz die Devise nicht kleckern sondern klotzen. Richtig schön sahnig und goldgelb, dick, fluffig und glänzend erscheint sie mir, fein cremig und elegant holzig. Hoppla, das etstaunt! Eine ähnliche holzig, milchig, würzig und cremige Vanille wie ich es vom Manifesto Elixir kenne, dabei weniger opulent und orientalisch, die mächtige Tuberose fehlt, der zahme und leicht frische Wasserjasmin gibt einen guten Begleiter für die etwas arrogante Vanille mit Diva-Allüren ab, bremst sie sacht in ihrer temperamentvollen Art, fächelt ihr nonchalant Luft zu wenn Madame mal wieder zu wild umherstöckelt.
Leicht kommt sie dann auch mal ins schwitzen, es ist aber nicht dieses erschöpfte schwitzen welches sie verwelkt aussehen lässt. Aber nein, doch nicht im Olymp! Da wird transpiriert wie ein Gott! Eine feine, sexy glänzende Götterschweißspur ziert sehr vorteilhaft Schlüsselbein und Dekolleté, zum anbeißen, man möchte wissen wie es schmeckt. Leicht süß und salzig eben, die perfekte Symbiose, dezent maritim, frisch, auflockernd knackig, Schweiß der Halbgöttin eben, das überirdische Strahlen hat sie leider nicht gelernt.
Zart grün duften die Lilien, exquisit würzig, doch so filigran wie sie sollen kommen sie leider nicht zur Geltung. Zu viel gemeines Toffeevolk im VIP-Bereich, die Atmosphäre wird von Karamell zu sehr beherrscht, die Party kommt nur zäh in Gang, mehr frische Aperitifs hätten für den nötigen Schwung gesorgt. Dafür ist die Deko himmlisch schön, weiches, Handschmeichlerholz, leicht orientalische Akzente, eben leider nur eine Mottoparty und nicht der wahre Olymp.

Sillage und Haltbarkeit empfinde ich als überraschend gut, da hatte ich ein maues Lüftchen erwartet.
Geduld ist hier nicht unwichtig, anfangs empfinde ich ihn recht langweilig und lieblos, die Steigerung der Vanille jedoch empfinde ich sehr interessant, der milchig/holzige und cremige Charakter sagt mir zu, schön gepaart mit der blumigen und würzigen Frische. Leider driftet er dann etwas belanglos ab, bleibt stockend und haltlos, viel süß-salzige Vanille, der Fond dürfte gerne dunkler sein und Olympea eine verführerische, schwarze Maske verpassen, denn der Duft klingt dann zart würzig und grün aus, nur noch hauchiges Holz, eine Ahnung von Blüten und nur feine Überreste von Vanille, schön aber da geht noch mehr.

Außer zum Sport und in Gluthitze kann man den Duft immer tragen, zu naiv empfinde ich ihn nicht, ein schöner Gourmand, etwas glatt, man wird nicht für händeringende Furore sorgen, dennoch ist der Duft feminin und sinnlich, nicht auf femme fatale Manier aber doch mit einem Augenzwinkern. Ich kann mir gut vorstellen dass manche Männer ihm mögen können, In Woman und Armani Code Ultimate werden oft hoch gelobt, Olympea ist da vom selben Schlag. Zum Ende hin empfinde ich ihn etwas einfallslos und stechend, unangenehm finde ich ihn nicht.

Clever gemacht, die "erwecke die Göttin in dir" Schiene, toller Flakon und interessante Pyramide. Die Kampagne an sich ein Traum, das Modell ist auch gut gewählt.
Aber wenn eine Frau ihre innere Göttin schon gefunden hat und mit ihr umzugehen weiß ist es sowas von Schnurz ob der Duft nun auch noch Olympea heißt, da hat sich die Marketingabteilung mit der falschen Frau angelegt.
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