Agrigentum 2016

Taurus
18.05.2022 - 01:13 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
8
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Brausepulverkuchen

Vor einigen Jahren hatte ich mal für ganz kurze Zeit eine junge Kollegin, die zu ihrem Geburtstag einen selbstgemachten Kuchen mitbrachte. Im Prinzip gibt es da drei Sorten von Mit- und Gegenarbeitern: diejenigen die zu feierlichen Anlässen gar nichts spendieren, welche die zumindest einen Kuchen kaufen (dazu gehöre ich auch) sowie welche, die sich sogar die Zeit nehmen und Mühe machen einen Kuchen selber zu backen. Letzteres fand ich bis dahin immer äußerst löblich.
Aber nach dem Backversuch jener Kollegin sah ich die Dinge mit anderen Augen bzw. empfand die Welt mit anderen Geschmackseindrücken. Es war so eine Art Guggelhupf mit viel Brausepulver und Zucker drin. Einfach furchtbar. Den anderen Kollegen musste ich irgendwie indirekt zu verstehen geben, dass sie besser nichts davon kosten sollen, sofern sie ihre Geschmacksnerven nicht verbiegen möchten oder ihre Kalorienzufuhr unnötig überstrapazieren wollen. Ich glaube, die Reste hat sie dann wieder tapfer für ihre Freunde und Verwandten oder Haustiere mitgenommen. Eventuell haben die eher Gefallen an diesem recht gewöhnungsbedürftigen Etwas gefunden.

Nun, ganz so dramatisch ist Agrigentum bei Weitem nicht. Dennoch musste ich ein wenig beim Schnuppern an den damaligen Guggelhupf denken. Gemeinsam haben sie ein dominantes Brausepulver-Aroma sowie eine meterdicke süßliche Tiefe, bei der man nicht weiß, ob dies nach einer ausgetüftelten Rezeptur oder einfach nur durch puren Zufall entstand.
Immerhin beweist der Duft mit dem Schwenk ins Mandelige durchaus mehr Stil und Geschmack. Dennoch fragt man sich, ob hier weniger nicht eventuell mehr gewesen wäre. Nichts gegen gourmandige Kompositionen, aber eine simple massive süße Wand ohne Dynamik oder Entwicklung genügt keineswegs allen Ansprüchen - selbst wenn voran die zitrischen Ingredienzien kurz durchblitzen oder die beinahe obligatorische Tonka-Vanille-Praline-Triade keck abdimmt.

Kurzum: es gibt bestimmt ein paar Süßnasen, die damit was anfangen können, wie eventuell mit allem was Zucker enthält. Im Herbst oder Winter für einige wenige Tage jedoch ganz ok.
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