Masculine Signature Collection

Layton 2016

UnicoRN98
23.05.2021 - 13:59 Uhr
15
7
Preis
9
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Wie besonders bist du mittlerweile noch?

Als erster Nischenduft hat es der Layton, nachdem ich unterschiedlichste Düfte des Nischensegments getestet habe, in meine Sammlung geschafft. Wer auf Parfumo unterwegs ist und sich die Sammlungen der Mitglieder hin und wieder anschaut wird schnell feststellen, dass sich der Layton zu einem festen und ernst zu nehmenden Bestandteil der Community etabliert hat. Früher oder später stellt sich einem natürlich die berechtigte Frage, ob darunter nicht die Uniqueness als Resultat der augenscheinlich allgegenwärtigen Präsenz des Duftes leidet.

Es hat nicht lange gebraucht, bis sich die Sympathie zwischen Layton und mir eingestellt hat. Die eher schlicht gehaltene Verpackung offenbart einen Flakon, der meiner Meinung nach zwar ebenso schlicht daherkommt, in Bezug auf Qualität und Verarbeitung aber seinesgleichen sucht. Bereits die Kappe, welche gefühlt genauso schwer ist wie der Rest des Flakons (Verletzungsgefahr!), mutet hochwertig und dem Preis entsprechend an. Nach dem ersten Sprühstoß empfängt einem eine fruchtig-frische Kopfnote, begleitet von einer dezenten Mandarine, die aber aufgrund des präsenteren Apfels im Hintergrund gehalten wird. Das Opening ist an eine leichte, dem weiteren Duftverlauf jedoch nicht störende Synthetik geknüpft. Schon nach 5 Minuten folgt ein erbitterter Kampf zwischen der den Duft bestimmenden Giganten Apfel und Vanille. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich die „Apfel-Vanille-Kuchen-Assoziationen“ nachvollziehen kann, ich den Layton aber nicht als reinen Gourmand-Duft einstufen würde. Hier fehlt es ihm einfach an zusätzlicher Süße und anderen Komponenten, die einem à la „Ich will dich Essen!“ ins Gesicht schlagen. Letztendlich muss sich nach ein paar Stunden der Apfel als frische Komponente endgültig geschlagen geben und macht Platz für eine unglaublich verführerische, sexy Vanille, die nun ihre Qualitäten voll ausspielen kann. Im Dry-Down gesellt sich eine unterschwellige Würze, vermutlich geschuldet der Pfeffer-Kardamom-Kombination, hinzu und sorgt für einen angenehmen Gegenspieler zur lieblich-süßen Vanille. Ich würde den Duftverlauf als etappenweise linear beschreiben, da der Duft meiner Meinung nach die drei eben genannten Entwicklungsstufen recht schnell durchläuft und dazwischen nicht wirklich viel passiert. Mitunter gibt es Düfte, die sich im Verlauf ständig ändern und immer andere Ingredienzen zum Vorschein bringen. Dies ist beim Layton nicht der Fall, was ihn aber keineswegs langweilig oder gar eintönig macht. Interessanterweise differiert er nach jedem Aufsprühen auf meiner Haut in seinem Duftverlauf leicht. Mal kommt die Herznote schneller zum Vorschein, mal bleibt die Kopfnote ungewöhnlich lange bestehen, was den Layton für mich umso spannender macht. Die Haltbarkeit bewegt sich auf einem eher hohen Niveau und macht, wenn überhaupt, ein täglich einmaliges Nachsprühen des Duftes nötig. Je nach Anlass, Laune, Tageszeit, Jahreszeit oder sonstigen Gegebenheiten reichen 3 Sprühstöße aus, um den Duft nach 8 Stunden auf der Haut immer noch wahrzunehmen. Die Sillage ist in den ersten Stunden stark und sorgt dafür, dass man durch den ganzen Raum wahrgenommen wird, ohne zu aufdringlich daherzukommen. Nach 4 Stunden beginnt die Phase, in der der Duft allmählich hautnaher wird und nicht mehr im anfänglichen Maße projiziert.

Zweifelsohne ist der Layton darauf ausgelegt, eine sehr breite Zielgruppe zu bedienen. Parfums de Marly hat es hier geschafft, einen Duft auf den Markt zu bringen, der durchweg gefällig ist und weder spaltet noch polarisiert. Aus diesem Grund ist für mich die oft anzutreffende „Kritik“, es handle sich um einen Designer unter den Nischendüften, zumindest nachvollziehbar, jedoch nicht wirklich angebracht. Es mag sein, dass die Duft-DNA nicht allzu „nischig“ daherkommt und dem Layton somit das letzte i-Tüpfelchen fehlt. Er hält allerdings, zumindest aus meiner Sicht, die perfekte Balance zwischen absoluter Alltagstauglichkeit und extremer Anlassbezogenheit. Ich kenne nach jetzigem Stand keinen (Nischen-)Duft, der sich derart vielen Anlässen und Tragemöglichkeiten zuordnen lässt. Der Layton deckt tatsächlich (erschreckend) viele Settings, angefangen vom Büro, über Freizeitaktivitäten bis hin zu Dates und Disco-Abende ab, was vermutlich maßgeblich zu seinem Ruf als waschechter Crowd Pleaser und Compliment Getter beigetragen hat. Nicht zuletzt ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass man(n) hier einen Duft bekommt, der geschlechtsübergreifend auf großen Zuspruch stößt. Er ist maskulin und zugleich leicht, bedingt durch die Gesamtkomposition der Duftnoten, feminin, ohne Gefahr zu laufen, irgendwie irgendwo irgendwann anzuecken.

Die eingangs gestellte Frage lässt sich demnach wie folgt beantworten:

Ja - Du bist nach wie vor etwas Besonderes, eignest dich tatsächlich perfekt als Einstieg in die Nischenwelt und bist zudem in einem, meiner persönlichen Meinung nach, gerade so noch erschwinglichen Preissegment angesiedelt. Gibt es Dupes? Womöglich. Gibt es (günstigere) Düfte, die dir in deiner DNA zumindest ähnlich sind? Wahrscheinlich ja. Betrachtet man hier aber das Gesamtpaket wird man schnell feststellen, dass du dich auf keinen Fall vor der Konkurrenz aus anderen Häusern verstecken musst und auch heute noch zu den beliebtesten Nischendüften ever gehörst. Die Frage nach dem Preis relativiert sich dadurch und steht, wenn überhaupt, nur noch bedingt im Raum.
1 Antwort